Alex L. Maier ist Pfarrer in Wangen a.A. Foto: Pia Neuschwander
Alex L. Maier
In der Kirche bin ich derjenige, der weiss, dass im Weinberg viele Handgriffe nötig sind
Alex L. Maier (46) ist seit 1988 Pfarrer in Wangen a. A./Niederbipp, Co-Dekan und Domherr des Standes Bern.
Interview: Nicole Arz
Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit?
Die Vielfalt der Begegnungen und die Vielfältigkeit der Aufgaben. Jungen, älteren und alten Menschen die Frohbotschaft nahebringen zu dürfen sowie Begegnungen zu ermöglichen, unter Menschen und mit Gott – das finde ich spannend und macht Freude.
Was ist Ihnen eher lästig?
Fliegen sind lästig! Aber die gibt es bei uns meist nur im Sommer. Was mich hingegen belastet, ist die Tendenz, dass viele Katholiken, gerade auch Vertreterinnen und Vertreter von staatskirchlichen Gremien, die Kirche so verstehen wie die Bank, in der sie einmal gearbeitet haben, oder wie den Grossverteiler, wo sie einkaufen gehen. Die Kirche als Leib Christi, als Mysterium, als Hoffnungsund Weggemeinschaft ist ihrem Denken und mehr noch ihrem Erleben aber fremd geworden.
Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
So breitgefächert das Arbeitsfeld eines Priesters ist, so unterschiedlich sind die berührenden Erlebnisse. Kürzlich standen zwei Frauen zum Blasiussegen an. Die jüngere, grössere vorne, die kleinere, ältere direkt dahinter. Von der ersten wusste ich, dass ihre Mutter schwer erkrankt ist, von der zweiten, dass sie – bei allem, was sie in ihrem Leben zu tragen hat – ihren Mitmenschen immer ein wenig Fröhlichkeit schenken will. Die erste Frau presst den Kopf zwischen die Kerzen, ihre Tränen beginnen zu laufen, und ich schlucke meine eigenen hinunter. Ein paar Sekunden später steht die ältere Frau vor mir und schaut mit verschmitztem Lachen zu den beiden Flammen hoch. Auch da muss ich mich zusammennehmen, um nicht zu lachen, und denke an André Gide, der festgestellt hat: «Les extrêmes me touchent!»
Schildern Sie einen schwierigen Moment!
Schwierig finde ich es, wenn ich ein Kind taufen darf und die Tauffamilie bis zur Erstkommunion nicht mehr in der Kirche sehe.
Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben?
Auf Gott und darauf, dass er mich im richtigen Moment immer wieder mit den richtigen Leuten zusammenführt.
Wie leben Sie?
Als Pfarrer im Pfarrhaus, mit all seinen Vor- und Nachteilen.