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«Pfarrblatt» 2024/Nr 22: «Heidi Maria Glössner: «Wem gehört unser Leben?»
 

Plädoyer für ein Recht auf den eigenen Tod.

Ungeachtet meiner Achtung für Heidi Maria Glössner regen mich diese Worte zu einer polemisch-provokativen Zuspitzung an:
Ist deren Umkehrung «Plädoyer für ein Recht auf die eigene Geburt» nicht ein Bekenntnis zu Abtreibungsverbot?
Vielleicht lohnt es sich, über dieses Spannungsfeld nachzudenken. Die Antwort wird nie einfach sein. Weil nämlich die Frage, ob es ein Recht gibt, fraglich ist. Solche Entscheidungen gehen über Recht, Unrecht hinaus, sind einsame, existenzielle Entscheidungen jeder/jedes Einzelnen und das ist ihr Recht, nur das.

Sandro Fischli, Bern

 

«Pfarrblatt» 2024/Nr 22:

Auch das Pfarrblatt Nummer 22 gefällt mir. Ich lese die verschiedenen Artikel ihrer Ausgaben jeweils gerne und mit Interesse. Die Beiträge sind vielseitig, gut geschrieben und passen mir.
Herzliche Gratulation. Sie machen das gut ! Besten Dank und freundliche Grüsse

Hugo Niggli , Münsingen

«pfarrblatt» Nr. 21: «Ein Jahr Krieg in Nahost»

Nach der Lektüre Ihres Interviews und Ihrer einleitenden Bemerkung im Journal besteht kein Zweifel, dass der Konflikt im Nahen Osten zum Nachdenken führt, weshalb ich zu meinen aktuellen Überlegungen komme.

Wenn man schon daran zweifelt, dass die Menschheit aus der Geschichte lernt, so ist es noch schwerer zu glauben, dass sie etwas aus den Religionen lernt. Letztendlich ist es der Mensch mit all seinen Widersprüchen, der die Geschichte und die Glaubenssysteme formt. Die Geschichte wird von denen manipuliert, die sie erzählen, indem sie ein verzerrtes Bild verwenden, um persönliche oder ideologische Interessen zu bedienen. Ebenso werden Religionen oft instrumentalisiert, um zu behaupten, dass es nur eine einzige wahre Religion gibt, die alleinige Hüterin der Wahrheit.

Jede Religion behauptet, Trägerin eines Dogmas, eines Führers und einer absoluten Wahrheit zu sein, was einen Konsens nahezu unmöglich macht. Und dennoch ist alles relativ: Ein allmächtiges Wesen und Schöpfer der Welt kann nur einzigartig sein. Was sich unterscheidet, sind die Namen, die wir ihm geben, und die menschlichen Darstellungen, die wir von ihm haben.

Es sind die Menschen selbst, die durch ihre innersten Überzeugungen diese Unterschiede erschaffen.
Die Konflikte und Toten, die wir beobachten, sind daher oft nur Ausdruck des übermässigen Egos derjenigen, die ihre Macht erhalten wollen – im Namen eines Glaubens oder einer Ideologie. Diese Gewalt ist nichts anderes als ein Spiegelbild menschlicher Ambitionen, weit entfernt von jeder Transzendenz oder universellen Wahrheit.

G. Sennwald, Bern

«Pfarrblatt» 2024/Nr 20: «Was bringt eine Theorie, die niemand versteht?»
 

«Geheimnis des Glaubens!» Das sind die ersten Worte nach den Wandlungsworten in der Eucharistiefeier. Geheimnis des Glaubens: im Tod liegt das Leben! So heisst es in einem Lied-Refrain. Es bleibt  für mich ein Mysterium- und wir sind Suchende. 

Ein letztliches Geheimnis kann nicht entziffert werden. Es bleibt ein Ort, an den wir uns hintasten, manches erfassen, aber wir werden es nie ausdifferenzieren. Gott ist grösser! Was Herr Eigenmann schreibt, ist überzeugend sachlich erklärt und wichtig. Doch erfassen wir mit unserm Verstand das ganze Geheimnis der Eucharistie, als das Geheimnis einer letztlichen Nähe und Liebe Gottes? Und erfassen wir  auf dem Weg  des Herzens, der in die Mystik führt, die Verbindlichkeit dieses Geschenkes für unser Handeln? Gott ist grösser als unser Verstehen. Viele Menschen beten ein Herzensgebet, welches viel auszusagen vermag: «Du in mir, ich in Dir!» Das «sachliche Verstehen» ist uns auch hier verwehrt, (so glaube ich).  Weder der rationale  Weg  mit dem Verpflichtungs- und Gleichnis-Charakter noch das Suchen im mystischen  Licht-Dunkel  erfasst  das Mysterium der Eucharistie umfänglich. Sollten wir nicht gegenseitig die Wertungen loslassen und die Einfallstore Gott überlassen?  

Gott sei Dank haben wir unsere Rationalität als Kraft des Verstandes. Und Gott sei Dank wird uns auch die Ebene des Erlebens, des Herzens, der Möglichkeit zur innerlichen Gottesbeziehung geschenkt. Dies schreibe ich Ihnen als Christin, welche  mit Freude  anbetend vor dem Herrn verweilt  und darin Aufgehoben-sein, Heilung erfahren und meine Kraft für den Einsatz im Alltag schöpfen darf.  

Mit freundlichen Grüssen
Ruth Landtwing ( eine nur «Hobby-Theologin.»)   

 

Eindrücklich klar und erhellend. Müsste für alle Priester und Seelsorgende als Memorandum in die tägliche Reflektionsmappe. Auf dass wir unsere kirchlichen Themen fokussieren und Nebenschauplätze vernachlässigen.

Joseph Thali, Allschwil

 

Muss man Eucharistie verstehen oder darf man glauben? Ist die Bibel die Seele der Theologie, scheint mir Ökumene eigentlich Hindernis los zu sein. Wem das Fronleichnamsfest suspekt ist, der hat wohl noch nie mit Gott gejubelt und nie Stolz auf das reiche, herzerwärmende Brauchtum der katholischen Kirche empfunden. Vermutlich hat er auch nicht erfahren, wie eucharistischen Anbetung christliches Denken weiten und christliches Handeln fördern kann. «Reich-Gottes-verträgliche Verhältnisse» schaffen, wie sich das Herr Eggimann wünscht, setzt Verankerung im Glauben voraus - und dann ist einem auch bekannt, was das erste Gebot verlangt. Den Nächsten zu lieben, ist leiser, als Gerechtigkeit zu fordern, aber nicht weniger anspruchsvoll. Wer Zweifel sät, darf nicht hoffen, Engagement zu ernten. Nicht das Abendmahl kritisieren, aber die Teilnehmer zur Arbeit im Weinberg verpflichten!

Maria Küng, Bern

 

  1. Eine Theorie bringt jemandem nur etwas, wenn er sie auch verstehen kann.
  2. Das Wort Theorie tönt aber konfus, respektlos, wenn man damit die Aussage der Bibel ersetzen will.
  3. Somit ist bereits der Titel des obgenannten Artikels falsch formuliert und die Folge davon ist leider im ganzen Text ersichtlich.
  4. Die Bibel ist allein Fundament des Christlichen Glaubens und, wenn schon, vielleicht die Seele der Theologie
  5. Theologie ist Wissenschaft und somit Materie von und für Menschen die, sei es für eigenes Interesse, sei es als "Provokation", angewendet wird.
  6. Im Artikel ist frappant zu erkennen, wie Urs Eigenmann wie auch Eberhard Jost das Bedürfnis haben, sich selber darzustellen.
  7. Doktoren der Theologie sind genügend vorhanden und jeder von ihnen meint, er müsse etwas NEU erfinden.

Es sind nicht die Theologen, die mir helfen, meinen Glauben zu erhalten, sondern die Worte der Bibel, die jeder Mensch selber, wenn er gewillt ist, lesen und annehmen kann.

Mein Wunsch wäre, dass die Redaktion des Pfarrblattes sich bemühen würde, dass ein Doktor der Theologie einen kritischen Kommentar des obgenannten Artikels formulieren und veröffentlichen würde.

G. Carlo Quattrini, per E-Mail

«pfarrblatt» 2024/20: «Ein KI-Seelsorger antwortet aus dem Beichtstuhl
«pfarrblatt» online, 9.9.2024:«Nikodemus AI» legt die Bibel aus»


Nach Teil I und Teil II über den Nikodemus AI komme ich gerne auf den KI-Jesus in der Luzerner Peterskapelle zurück, wo mir diese Beichtstuhl-Installation mehr als eine Frage stellt.

Die Ausstellung «Deus in machina» konfrontiert nämlich mit einem Beichtraum, in dem ein «Gespräch mit einer künstlichen Intelligenz», einem so genannten «KI-Jesus» stattfindet. Zwar wollten die Veranstalter keinen Beichtvorgang imitieren. Doch arrangierten sie eine Situation, der von jeher eine liturgische Note eignet. Indirekt ist ein Beichtraum mit dem Altartisch als zentralem Ort in Kirchenräumen zu vergleichen. An beiden Orten sind es Personen, die der heilenden und heiligenden Dimension eines sakramentalen Geschehens begegnen. Der Altar ist ein geweihter Ort, der Beichtraum ein gesegneter.

Wie ist dann ein Beichtstuhl als Ort zu bewerten, in welchem ein ästhetischer KI-Jesus erscheint? Noch im 17. Jhd. hatten Jesuiten kunstreich ausgestattete «Gehäuse mit zweiseitiger Kniebank» (F. Kohlschein) gefördert. Heute sitzen einander Priester und Pönitent gegenüber für ein Gespräch auf Augenhöhe, wo «alle Hast und eintönige Routine … vermieden werden» (K. Rahner) soll. An diesem bevorzugten Ort erfolgt der Akt der Versöhnung mit Lesung aus der Schrift, Handauflegung und Segen. Die Bewertung des Beichtstuhls als Ort, wo eine Person als Pönitentin auf eine «künstliche Intelligenz» trifft, bleibt damit ambivalent.

Die fantastisch erscheinenden Möglichkeiten technischer Entwicklung lassen zudem offen, ob hier eine konkrete Begegnung unter Personen geschehen kann. Der Beichtraum erhält seine theologische und liturgische Resonanz durch den Vollzug eines Gesprächs in ihm. Ernüchternd genug ist, dass die Installation in der Peterskapelle an die verbreitete Kunst erinnert, sich aus schuldhaften Zusammenhängen auszuklinken. Nicht die Gestalt des KI-Jesus wird es sein, die dieser Kunst gelebte Menschlichkeit entgegensetzen kann.

Nach meinem Tête-à-tête im Beichtstuhl bleiben weitere Fragen: Welchen Sinn macht es, durch eine maschinell erzeugte Stimme Informationen aus dem weiten Raum des WWW zusammensuchen zu lassen - und dabei den Gesprächspartner länger warten zu lassen? Ein lebendiges Vis-à-vis liesse mehr kritisches Denken zu und würde mich zu neuen Einsichten führen. KI ist so gesehen kaum eine Ergänzung beim Suchen nach sinnvollen, lebensdienlichen und vernünftigen Antworten. Ob sie uns Menschen dazu verhilft, weniger autoritätsgläubig zu sein, lasse ich offen. Sie wird kaum je die Vielschichtigkeit von Sprachen und Bildern reproduzieren.

Nicht zuletzt erscheint mir aus theologischer Warte die Beichtstuhl-Installation mit dem KI-Jesus doch eher wie eine Kopf-Geburt. Denn sie transportiert ein unzeitgemässes Priesterbild, wenn die Jesus-Gestalt jene Priester ersetzt, die der Versuchung erlegen konnten und können, sich an die Stelle von Jesus zu setzen. Sich an die Stelle des Hauptes Christi setzen und den Gläubigen keine Mündigkeit zutrauen, grenzt an spirituellen Missbrauch. Dies hat Yves Congar bereits 1967 auf den Punkt gebracht. Das Missverhältnis zwischen 'caput' und 'corpus' = Haupt und Körper/Leib Christi - sei seit der karolingischen Reform im 8. Jahrhundert wirksam geblieben. Caput habe Corpus = das Haupt hat den Körper absorbiert. Dass es vielleicht zu Ende sei mit diesem "abus séculaire", betonte Congar schon damals. Werden wir in der katholischen Kirche endlich daraus lernen und einsteigen in den so nötigen Kulturwandel?

Nach der Konfrontation mit diesem öffentlich begehbaren «Beichtstuhl» geht das Leben weiter in der Hoffnung, dass Gespräche unter Menschen im Alltag sie näher zueinander bringt als mit einem etwas seltsamen «Deus in machina».

Dr. theol. Stephan Schmid-Keiser (* 1949) / St. Niklausen LU

«pfarrblatt» 2024/Nr.19: «Missbrauchsbetroffene: «Bischof Gmür hat nichts gelernt»
 

In der neuesten Ausgabe des Pfarrblatt Bern wird mit einem Zitat auf der Titelseite Bischof Felix Gmür angeklagt. Dabei ist das ausführliche Interview mit der anonym auftretende Anklägerin nach meinem Empfinden nicht völlig frei von Suggestivfragen.

Das Thema Missbrauch in der Kirche ist schmerzhaft und es geht nicht darum, etwas zu beschönigen. Aber eignet es sich für einen militanten Journalismus, der per Definition zur Einseitigkeit neigt? Ich kenne Bischof Gmür nicht persönlich und bin nicht Partei. Aber als kritischer Leser hätte ich erwartet, dass er zu einer solch schwerwiegenden Anschuldigung Stellung beziehen kann. Vielleicht erfolgt dies noch im Sinne eines sorgfältigen Journalismus.

Karl Schuler, Bern

 

Der Titel macht aus den Tätern noch keine Lämmer. Was heisst spirituellen Missbrauch? Und machen Sie endlich Nägel mit Köpfen. Herr Gmür ist ein no-go.
Ein noch zahlender Katholik. 

Loretan, Kehrsatz

 

In der Ausgabe Nr. 19/2024 setzt die Pfarrblatt-Redaktion auf dem Titelblatt folgende Schlagzeile «Bischof Felix Gmür hat nicht gelernt». In der dazu platzierten Unterzeile heisst es: «Missbrauchsopfer Denise Nussbaumer hadert mit dem Bischofsentscheid». Auf den Seiten 4 und 5 der entsprechenden Pfarrblatt-Ausgabe wird der Leserschaft schliesslich das Interview präsentiert, das das Pfarrblatt mit Denise Nussbaumer geführt hat (wobei der Name Denise Nussbaumer, so hält das Pfarrblatt dazu fest, ein Pseudonym ist). Die als Zitat gesetzte Titelblatt-Schlagzeile («Bischof Felix Gmür hat nicht gelernt») findet sich im Wortlaut in besagtem Interview allerdings nirgends. Was jener Aussage wohl am nächsten zu kommen scheint, dürften nachfolgende Worte der (anonymisierten) Interviewten sein: «…im Bistum Basel gibt es keine Lernkurve». Und daraus, so leite ich es ab, formuliert die Pfarrblatt-Redaktion (Leitung: Annalena Müller) die Cover-Schlagzeile «Bischof Felix Gmür hat nicht gelernt».
Nun, ich empfinde dies als eine unredliche Zuspitzung. Als suchte die Pfarrblatt-Redaktion (auf Kosten einer weitum bekannten, kirchlichen Amtsperson) nach einer Möglichkeit, zusätzlich Empörung zu schüren, um damit Aufmerksamkeit zu erheischen. Dieses Vorgehen ist in einigen journalistischen Produkten und in den sogenannten sozialen Medien weit verbreitet. Mit solchen Äusserungen, respektive mit derartigen (auf eine namentlich genannte Person gerichteten) Anschuldigungen werden Fronten gebildet. Oder, etwas salopp ausgedrückt: damit wird die Suppe am Köcheln gehalten. Der Journalistin, respektive dem Journalisten gibt dies die Möglichkeit, das Thema in kommenden Ausgaben erneut aufzugreifen – und sei es auch bloss, um nun der «Gegenseite»Raum zu geben, die geäusserten Anschuldigungen als unfaire Zuspitzung zurückzuweisen. Wie weit damit der eigentlichen, der zu Grunde liegenden Sache wirklich gedient wird, stelle ich hier dahin (ich kenne allein den Sachverhalt, wie er in der Pfarrblatt-Ausgabe Nr. 19 dargestellt ist). Fazit: an einem mit solchen Mitteln arbeitenden Pfarrblatt habe ich kein Interesse; und möchte es nicht länger unterstützen.


Herbert Gruber, Konolfingen

 

«pfarrblatt» 2024/Nr.17: «Der Ständerat ist eine Bastion des Katholizismus» - Interview mit Politikwissenschaftler Adrian Vatter
 

Professor Vatter ist der Ansicht, dass die formelle Kirchenzugehörigkeit weder die politische Ausrichtung noch das Verhalten der Gesellschaft entscheidend beeinflusst. Tatsächlich erachtet die Politikwissenschaft mit ihren Methoden die gesellschaftliche Relevanz der kirchlichen Bindung als gering.

Beobachter:innen unserer heutigen Gesellschaft stellen fest: unsere Begehrlichkeit wächst, während unsere Dienstbereitschaft schwindet. Dies betrifft die Politik von links bis rechts, wie auch viele Teilbereiche der Gesellschaft: So haben Berufe, deren primäre Aufgabe ein Dienst an der Allgemeinheit ist, an Attraktivität verloren: Im Ordnungswesen, in Bildung, in Pflege, in kommunalen Behörden, Vereinsvorständen, Freiwilligenorganisationen. Auch mangelt es ganz allgemein an der konkreten Bereitschaft, zugunsten der nächsten Generation den eigenen Ressourcenverbrauch zu senken. Kompromissbereitschaft, gesellschaftlicher Zusammenhalt und eigene Schuldeinsicht nehmen ab. Es fällt auf, dass diese Entwicklungen parallel zu den Kirchenaustritten verlaufen, ohne deshalb auf einen direkten Zusammenhang zwischen den beiden schliessen zu wollen.

Was ist Kirche? Dazu gehört zwar auch eine einfühlsame Pfarrerin, die eine Beerdigung würdig und schön gestaltet, und dazu gehören – leider!! – auch die schier unglaublichen Missbrauchsfälle. Aber die Kernbotschaft der Kirchen ist der christliche Glaube, der sich im praktischen Leben durch drei Verhaltensweisen ausdrücken sollte: sich einbringen (dienen), teilen (verzichten) und ertragen (verzeihen). Und davon kann ein Staatswesen nie genug haben. Dass die Arroganz des «Nulla salus extra ecclesiam» (kein Heil ausserhalb der Kirche) definitiv vorbei ist, ist zu begrüssen, ob allerdings ein Staat ohne die Anerkennung von etwas Höherem gedeihen kann, mag bezweifelt werden.

Markus Bieri, Langnau

«pfarrblatt» 2024/Nr.17: Antisemitismus in der Schweiz
 

Im Namen meiner längst verstorbenen Eltern und Grosseltern distanziere ich mich von dieser Aussage von Frau Dalia Schipper.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo man immer ein Auge und ein Ohr für Minderheiten und gegen Ungerechtigkeiten hatte.
Und in meiner Schulzeit in der Innerschweiz habe ich nie abschätzige Bemerkungen gegen Juden gehört.

Maria Furrer-Nideröst, Herrenschwanden

 

Mit allem  Respekt vor den Ausssagen von  Dalia Schipper: Die Vergeltungsschläger der  IDF als  Reaktion auf den brutalen Hamas-Überfall am 7. Oktober 23 erschüttern Menschen weltweit. Vielleicht sind die Geiseln  endlich frei, wenn der  Lesebeitrag gedruckt wird ? Von den über 40'000 allein im Gazastreifen Getöteten sind 70 % Frauen und Kinder. - Mit Terrorbekämpfung hat das nichts mehr zu tun.   

Das Wissen um  Zusammenhänge im «Nahostkonflikt»  ist bekannter als  noch vor Jahrzehnten: Es geht um Land, nicht um Religion. «Ein Volk ohne Land für ein Land ohne Volk», wurde  von der  Zionistischen Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts als Lüge in die Welt gesetzt.  Wen erstaunt es, dass es jede arabiscch-palästinensische Generation neu erbost? Die Gründung Israels 1948, im damaligen Kontext eine historische Notwendigkeit, war dank des UN-Teilungsplans begünstigt durch den weltweiten Holocaust-Schock zustande gekommen. Die arabischen Paläsinenser wurden dadurch  weitgehend ihrer Heimat beraubt.

Am 7. Oktober  wurde die Illusion zerstört, Israel sei ein sicherer Hafen für Juden. Der wohl bekannteste israelische Journalist, Gideon Levy,  sagte sinngemäss:  Wie konnte Israel als die mächtigere Seite glauben, eine jahrzehntelange Politik von Unterdrückung, Demütigungen, willkürlicher Gefangenhaltung, Tötungen etc. zu betreiben, ohne eines Tages einen brutalen Preis dafür zu bezahlen?

PM Netanyahu sagte 2015: «Wir  können mit ewigem Krieg leben, dank unserer starken Armee, die von den USA finanziert wird.» Daher auch die Fassungslosigkeit ,dass die israelischen Sicherheitskräfte das Massaker zugelassen haben.

Die Hoffnung für eine menschenwürdige Zukunft für alle liegt in den Gruppierungen, die dem Morden ein Ende setzen wollen. Der Platz  reicht nicht, sie alle aufzuzählen. Nur Standing together sei erwähnt.  5000 Mitglieder. Mit ihren Körpern haben sie Lastwagen mit Lebnsmitteln für Gaza  beschützt. Jüdische rechtsextreme Fanatiker hatten begonnen, Lastwagen am Weiterfahren zu hindern, um Lebensmittel auf der Strasse zu zerstreuen.

Es ist zutiefst bedauerlich, wenn der Krieg in Gaza und die Angriffe militanter Siedler in der Westbank latenten Antisemitismus bei uns schüren.  Die Gemengelage auseinanderzuhalten wäre nötig, ist aber offenbar leider nicht Jedem gegeben.

Elisabeth Lutz, Zollikofen

«pfarrblatt» 2024/Nr.12: Spiritueller Missbrauch
 

Beim Lesen des Interviews mit Doris Reisinger kam mir diese Erinnerung: Mein damals 10-jähriger Sohn er- zählte mir, dass sie beichten gehen müssen vor der Erstkommunion. Er fragte: «Mama, was soll ich dem denn sagen? Ich erzähle dir doch alles.» Der Sohn überlegte dann in seiner pragmatischen Art, zusammen mit mir, was er sagen könnte.

Name der Redaktion bekannt, via E-Mail

«pfarrblatt» online 14.2.2024: «Es braucht neue Narrative»
 

Ich habe den ausführlichen, sehr informativen Bericht über den gestrigen Abend zum WGT- Thema in Bern gelesen. Vielen Dank!
Ich bin sehr froh um diese aktuelle Berichterstattung im Pfarrblatt.

Christine Zybach, Matten b. Interlaken

«pfarrblatt» 2024/Nr. 3: Editorial: «Macht»


Die Philosophin Hannah Arendt unterscheidet zwischen Macht und Gewalt, eine wesentliche Differenzierung innerhalb des Begriffes. Im Englischen ist diese Unterscheidung noch deutlicher, zwischen Violence (Gewalt) und Power (Macht), im Deutschen gehen die Bedeutungen dieser Begriffe ineinander über – die Gewaltenteilung, staatliche Gewaltsmonopole sind Regelungen der politischen Macht. In Arendts politischer Philosophie ist Macht im Idealfall immer ein Vertragsverhältnis zwischen Regierenden und Regierten – Macht haben nur jene, denen sie zugestanden wird. Gewaltherrschaften sind laut Arendt immer ein Zeichen dafür, dass die Mächtigen eigentlich die ihnen zugestandene Macht verloren haben. ­Natürlich ist ein solches Verständnis ein philosophischer Idealtypus, es ist aber hilfreich, sich dies vor Augen zu führen, lange kannte ich Arendts Gedanken nicht, sie machten mir dann einiges ­klarer, weshalb ich es gerne in diesem Leserbrief teile. Jede Form von Machtmissbrauch ist in diesem Sinne gewalttätig, weil es sich nicht mehr um Ausübung einer zugestandenen Macht handelt.

Sandro Fischli, Bern