Papst Bonifaz VIII. (1294–1303) begründete die Tradition des Jubeljahrs. Bild: Wikimedia Commons

Alle Jubeljahre wieder: 2025 ist ein Heiliges Jahr

Papst Bonifaz VIII. (1294–1303) erklärte das Jahr 1300 zum ersten Jubeljahr – aus politischen Motiven. Seit dem späten 15. Jahrhundert begeht die katholische Kirche alle 25 Jahre ein Heiliges Jahr, so auch 2025.


Annalena Müller

Papst Bonifaz VIII. war beeindruckt von den Pilgerscharen, die 1299 in die Heilige Stadt strömten. In diesem Jahr vor der Jahrhundertwende hatten überdurchschnittlich viele Pilgernde den Weg nach Rom auf sich genommen. Der mittelalterliche Glaube war von einer Endzeitstimmung geprägt – der Erwartung der Wiederkehr des Messias. Besonders gross waren diese Erwartungen um die Jahrhundertwenden.

Glaube und Politik

Die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert war auch politisch eine unruhige Zeit, geprägt von Machtkämpfen zwischen Papst, Königen und dem italienischen Adel. Mit dem König von Frankreich, Philipp IV., stand Bonifaz  VIII. seit 1296 am Rande des Bruchs, weil dieser den französischen Klerus besteuern wollte. Zuhause rang Bonifaz mit den einflussreichen Kardinälen der Colonna-Familie. Diese verübten 1303 schliesslich – wohl mit Rückendeckung des französischen Königs – ein Attentat auf den Papst. 

Vor dem Hintergrund dieser Machtkämpfe war die Unterstützung der Gläubigen, die nach Rom strömten, von zusätzlicher Bedeutung. Das dürfte zumindest eine Rolle gespielt haben, als Papst Bonifaz VIII. Anfang 1300 mit der Bulle «Antiquorum habet fida relatio» (dt. «Ein glaubwürdiger Bericht der Alten») ein besonderes Jahr ausrief. Allen Pilgernden, die nach Rom kamen, wurde darin ein vollkommener Sündenablass gewährt. 

Gemeinschaft und Sündenerlass

Von Anfang an sollte das Jubeljahr ein wiederkehrendes Ereignis sein. Bonifaz legte den Rhythmus zunächst auf hundert Jahre fest. Bereits Clemens VI. (1342–1352) verkürzte diesen auf 50 Jahre. Im Jahr 1389 wiederum verfügte Urban VI., dass ein 33-Jahre-Turnus – angelehnt ans Lebensalter Jesu – eingeführt würde. Seit 1470 gilt der 25-Jahre-Rhythmus. Er ermöglicht es den meisten Katholik:innen, mindestens einmal an einem Jubeljahr teilzunehmen.

Ein zentraler Bestandteil des Jubeljahrs ist bis heute die Möglichkeit, einen «vollkommenen Ablass, den Erlass und die Vergebung der Sünden (zu) erlangen, der den Seelen im Fegefeuer zukommt», wie es im offiziellen Schreiben der zuständigen vatikanischen Behörde heisst. Das Bistum Basel, zu dem auch der Kanton Bern gehört, spricht etwas freundlicher vom «Gnadenerweis». Die Gläubigen können diesen durch eine Wallfahrt nach Rom erlangen, das Ablegen der Beichte, die Teilnahme an der Eucharistie und das Durchschreiten der Heiligen Pforten in den vier Patriarchalbasiliken der Ewigen Stadt: Petersdom, Santa Maria Maggiore, Sankt Paul vor den Mauern und der Lateranbasilika. 

Wer nicht nach Rom reisen kann oder möchte, kann den Gnadenerweis auch in ausgewählten Ortskirchen erlangen. Und noch ein Schmankerl für Lokalpatriot:innen: Die aktuelle heilige Pforte im Petersdom wurde anlässlich des Heiligen Jahres 1950 vom Bistum Basel gespendet.

Jubeljahre des 21. Jahrhunderts 

Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Leitwort «Pilger der Hoffnung». Es beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte in der Heiligen Nacht im Petersdom am 24.Dezember 2024. Im letzten «ordentlichen» Heiligen Jahr 2000 kamen etwa 25 Millionen Pilgernde nach Rom. Für 2025 rechnet man mit rund 45 Millionen Gläubigen. 

Für die Tiberstadt sind Heilige Jahre seit jeher Fluch und Segen zugleich: Einerseits bescheren sie Hotels und Gastronomie zahlreiche zusätzliche Gäste. Andererseits stellen die Pilgermassen selbst eine an Touristenströme gewöhnte Stadt wie Rom vor immense logistische Herausforderungen. Um einen Verkehrskollaps zu vermeiden, hat Rom in den letzten Jahren massiv in Infrastruktur investiert. Zum Wohle der Stadt und der Welt – urbi et orbi.