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Alle Kräfte guten Willens
Wortimpuls. Kolumne von Felix Klingenbeck, Pfarreileiter Münsingen
Zwischen islamistischen Terrorgruppen
und westlichen Rechtsbewegungen
gibt es eine Parallele im Gedankengut:
Die behauptete klare Trennung
zwischen Gut und Böse,
zwischen Dazugehören und Nichtdazugehören,
zwischen Patriot und Verräter.
Es gibt die eigene reine, wahre Gesinnung
und alles andere ist feindlich.
Zwischen islamistischen Terrorgruppen
und westlichen Rechtsbewegungen
gibt es eine Parallele im Gedankengut:
Zwischentöne fehlen.
Auf Unterscheidungen wird verzichtet.
Genaues hinsehen ist verpönt.
Vielfalt ist verdächtig.
Es gibt die eigene reine, wahre Gesinnung
und alles andere ist feindlich.
An allen Kräften guten Willens ist es,
daran festzuhalten, dass ein Zusammenspiel
verschiedener Konfessionen legitim ist,
dass ein Nebeneinander verschiedener Religionen
willkommen ist und dass
ein Miteinander verschiedener Weltanschauungen
möglich ist.
An allen Kräften guten Willens ist es,
daran festzuhalten, dass um dieses Miteinander
immer neu gerungen werden muss,
dass die rechtmässige Verfassung eines Staates
diese Vielfalt schützt
und dass die Rechtsordnung von allen –
unabhängig ihrer Weltanschauung –
zu respektieren ist.
An allen Kräften guten Willens ist es,
daran festzuhalten, dass in einer vielfältigen Gesellschaft
Platz ist für Dialog, für Zweifel und für Humor.
Felix Klingenbeck
PS 1: Wenn islamistische Anschläge
zur Ausgrenzung aller Muslim*innen i
n westlichen Gesellschaften führen,
dann wird eben diesen Terrorist*innen in die Hände gespielt,
die sich gespaltene Demokratien wünschen.
PS 2: Die religiöse Rede von Gott
als Schöpfer der Welt in Judentum, Christentum und Islam
meint dieses Miteinander in Vielfalt:
Alle Menschen gehören zusammen
und tragen für dieses Zusammenleben Verantwortung.
PS 3: Ausführlich dazu:
Caroline Emcke, Gegen den Hass, Frankfurt a. M., 2016