Mitte im Alltag und manchmal doch nicht in dieser Welt zu Hause. Foto: jala / photocase.de

Allerheiligen

25.10.2017

Zwei Texte zu den Festen des Toten- und Heiligengedenkens.

Ein Gefühl von Fremdsein

Das Hochfest Allerheiligen ist zunächst eine Zusammenfassung aller Feste und Gedenktage der Heiligen im Laufe des Kirchenjahrs. Dann wird all der Heiligen, die nicht mit einem eigenen Gottesdienst gefeiert werden, gedacht; vor allem jener zahllosen unbekannten Heiligen, die nie heiliggesprochen wurden.

Als die Kirche das Fest im 9. Jahrhundert auch in Rom einführte, hatte sie vor allem die vielen namenlosen Märtyrer ihrer Frühzeit im Blick. Wir heutigen Christinnen und Christen mögen an diesem Fest auch an die christlichen Märtyrer unserer Tage oder die «Heiligen des Alltags» denken, von denen manche unerkannt mitten unter uns leben.

Allerheiligen benennt auch das Ziel des menschlichen Daseins in der Anschauung Gottes inmitten der Gemeinschaft der Heiligen in der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalem. Dieses Ziel, das in der Präfation des Tages besungen wird, lässt uns an zwei berühmte Autoren denken: den Apostel Paulus, der meinte, dass wir keine bleibende Stätte auf Erden haben, und den Nobelpreisträger Heinrich Böll, der sagte, dass nichts den religiösen Menschen so kennzeichnet, wie das Gefühl, nicht in dieser Welt zu Hause zu sein. Dieses Gefühl gilt es auszuhalten. Als stärkender Zwischenhalt auf dem Weg zum himmlischen Jerusalem dürfen wir am 1. November feiern.

Pastoralraum Oberaargau

 

Allerheiligen

Heiligenlegenden und die damit einhergehenden Darstellungen von Heiligen in Kirchen oder auf Bildern faszinieren mich. So viele Wunder werden ihnen angedichtet, so viele Mythen sind mit ihnen verwoben.

Wenn wir uns in die Erzählungen über ihr Leben und ihren Glaubensweg vertiefen, kann uns ihr Vorbild durchs Leben begleiten. Und es gab ja nicht nur Heilige in vergangenen Zeiten. Auch heute leben unter uns heilige Menschen, die den Weg Gottes gehen.
Wenn wir zu Heiligen um ihre Fürbitte beten, kann uns das gleichzeitig motivieren, Heilige auf unserem Lebensweg zu entdecken. Und wir dürfen dankbar sein, dass es solche Menschen gab und immer noch gibt.

Gabrielle von Schroeder-Biner