Sebastian Schafer, Anne Durrer, Julia Zosso und Jürg Meienberg - ein durchaus kommunikatives Quartett! Foto: Guido Lauper
Alles ist im Fluss – nichts ist definitiv
Am 21. April fand die jährliche Vereinsversammlung der «pfarrblatt»-Gemeinschaft Bern statt. Rund 60 Personen trafen sich in der Missione Cattolica di Berna. Sie hörten von vielen Veränderungen.
Die neue Herausforderung in den Online-Medien, die Erfahrungen mit der vierzehntäglichen Erscheinung des gedruckten «pfarrblatt» und die bevorstehende Pensionierung von Redaktor Jürg Meienberg, bildeten einige der Schwerpunkte der Delegiertenversammlung der «pfarrblatt»-Gemeinschaft in der Missione Cattolica am 21. April in Bern.
«Hausherr» Padre Antonio Grasso erinnerte im Grusswort an die Gründung der Missione Cattolica im Jahr 1963, «obwohl die Italiener schon seit Anfang 19. Jahrhundert hier waren. Heute sind wir eine italienischsprachige Gemeinde, mit Menschen aus verschiedenen Ländern und interkulturellen Paaren; eine neue Generation mit verschiedenen Bedürfnissen», ergänzte er.
Was sich auch im «pfarrblatt» bemerkbar mache, «wo wir Platz finden, uns kennen zu lernen.» «Die schwierigen Herausforderungen bestehen allerdings im Alltag», bemerkte er. Als Ziel definierte Pater Antonio «die Gute Nachricht des Evangeliums.»
Turbulente Ereignisse
«Wir hatten gehofft, dass nach den Anpassungen des letzten Jahres etwas Ruhe, der «courant normal» einkehren würde.» Mit diesen Worten drückte Vereinspräsidentin Anne Durrer ihre Hoffnung für das erste Jahr der Umstellung auf die vierzehntägliche Printausgabe des «pfarrblatt» aus. Es kam anders. Die Nachricht der Schliessung der Ringer-Druckerei auf Ende 2018 sei «eine ganz böse Überraschung, vor allem auch für diejenigen, die damit ihre Stelle bei Ringier verlieren werden.»
Für das «pfarrblatt» bedeute es, «dass wir noch vor dem Herbst eine neue Druckerei finden, die Herstellung der Vorstufe anders vergeben und unsere Adressverwaltungsproblematik endgültig lösen müssen.»
Der Vorstand hofft auf eine Druckerei möglichst im Kanton Bern und bildete für die Vorbereitungsarbeiten eine Arbeitsgruppe mit Otto Kunz als Projektleiter, der bereits verschiedene Neuanpassungen des «pfarrblatt» begleitet hat. Da die Pfarreisekretariate mit dem Thema stark betroffen sind, löste das Geschäft in der Versammlung diverse Nachfragen aus.
Erweitertes Redaktionsteam
«Weil die beiden Redaktoren gegenwärtig an der oberen Belastungsgrenze arbeiten, stellen wir das Redaktionsteam neu auf», sagte Anne Durrer. Konkret sei Andreas Krummenacher als Chefredaktor mit 100 Prozent Anstellung vorgesehen. Zu seinen Aufgaben gehören Organisation, Vertretung nach aussen und redaktionelle Arbeit. Mit der Produktion von Inhalten auf allen Kanälen wird eine Redaktionsstelle zu 80 Prozent ausgeschrieben. Ausserdem soll es künftig für alle redaktionell-administrativen Aufgaben fest eine Redaktionsassistenz geben, dies im Umfang von 50 Stellenprozent.
Finanziell hat die Neuaufteilung gemäss Durrer keine Auswirkungen aufs Budget. Die neuen Stellen werden im Mai ausgeschrieben.
Nie dagewesene Herausforderungen
«Guter Inhalt braucht einen Standpunkt, einen guten Stil und eine kluge Komposition. Nur dann gewinnen sie die Aufmerksamkeit der Menschen, nur dann sind sie vertrauenswürdig.» Das sagte der künftige Chefredaktor Andreas Krummenacher im Jahresrückblick, den das Redaktionsteam gemeinsam vortrug. Das gelte für alle Kanäle, ob gedruckt oder online. Wobei die Vielfalt ein nie dagewesene Herausforderung bedeute und geistige Präsenz erfordere.
Als positive Möglichkeit in den Onlineportalen verwies Jürg Meienberg auf mehr Publikationsraum und das Erreichen weiterer Leserkreise. Auch deshalb mache er Platz für neues Personal. Er stellte in einem Werkstatt-Bericht die aktuellen Serien vor. Zunächst erwähnte er die regelmässigen Beitrage von «glaubenssache-online», jener Homepage, die das «pfarrblatt» zusammen mit der Fachstelle Kirche im Dialog wiederbelebt und weiterentwickelt hat. Die Kolumne «Katholisch-Kompakt» stelle Fragen der Glaubenshaltung und Tradition auf ganz lockere und verständliche Weise.
Fragen der Spiritualität und Lebenshaltung würden in der Serie «Wir nehmen uns die Zeit» aufgenommen. Junge Autorinnen und Autoren zeigten, was sie beschäftigt und wie sie mit diesen Fragen umgehen. Nicht über die Jugend zu schreiben, sei die Devise, sondern sie schreiben zu lassen.
Nichts geht über direkte Kontakte
«Bei all dem Gerede über Social Media bleibt der direkte Kontakt mit den Menschen heilsam und wertvoll.» Dafür machte sich der Ende Juni aus dem «pfarrblatt»-Team scheidende Theologiestudent Sebastian Schafer stark. Er nimmt sein Vollstudium wieder auf. Schafer bot der Versammlung einen launigen und witzigen Einblick in die Redaktionsarbeit des Teams, in dem er als Assistent und Autor ein Jahr mitgearbeitet hat.
Zur Zukunft des «pfarrblatts» betonte Andreas Krummenacher: «Im Projekt Perspektiven 2020 der Landeskirchen sind wir stark in der Gestaltung der Kommunikation involviert». Diese werde immer wichtiger, denn «wer die Medien dominiert, der bestimmt den Gang der Geschichte. Wir müssen hier achtsam sein und ein Miteinander finden.» Nebst eindrücklichen Leseraktionen verwies er auf «die grossartigen Begegnungen an unseren Weiterbildungstagen mit den Aussenredaktionen, den Sekretärinnen und Sekretären in den Pfarreien – unverzichtbare Stützen für das ‹pfarrblatt›.»
Wegen beruflichen Belastungen trat Daniel Dossenbach aus dem Vorstand zurück. Neu wurde Julia Zosso aus Bern von der Versammlung in den Vorstand gewählt. Sie bekannte: «Das ‹pfarrblatt› ist für mich eine Herzensangelegenheit.» Sie absolvierte Praktika beim Internetportal «kathbern.ch» und auch beim «pfarrblatt», seit einigen Jahren arbeitete sie im Redaktionsbeirat mit.
Das Vizepräsidium übernimmt Markus Buenzli-Buob. Offen ist vorläufig der Ersatz für Co-Dekanatsleiter des Dekanats Region Bern Bernhard Waldmüller, der sein Mandat ebenfalls niederlegte. Er übernimmt neue Aufgaben ausserhalb des Kantons Bern.
Gesunde Finanzen
Entgegen dem Budget 2017, das einen Reinverlust von 46'100.- Franken vorgesehen hatte, schloss die von Till Dierkesmann präsentierte Rechnung mit einem Plus von 60'279.- Franken ab, bei Einnahmen von 1'779'932.- und einem Aufwand von 1'719'652 Franken.
Das Budget 2018 sieht einen Reingewinn von 281'300.- vor, das Budget 2019 einen solchen von 97'000.- Franken vor.
Statt der geschätzten 57'000 Abos bezogen die Kirchgemeinden 2017 deren 55'270. Ein Jahresabo kostete die Kirchgemeinden bislang mit 32.- Franken. Für 2018 und 2019 wird dieser Preis als Folge des Zweiwochenrhythmus auf 29.- Franken reduziert. 2018 sollen es 56'500 und 2019 52'000 Abos sein. Dierkesmann stellte fest, die Finanzen ständen in naher Zukunft gut, dürften längerfristig sinken und müssten kritisch im Auge behalten werden.
Eine Statutenänderung betreffend regionaler Vertretungen im Vorstand löste Diskussionen aus. Da die Dekanate aufgehoben und neu in Pastoralräumen organisiert werden, bedingt dies eine Neuformulierung der Vertretungen im Vorstand. Die Versammlung einigte sich auf eine provisorische Formulierung und beauftragte den Vorstand, auf die nächste Versammlung 2019 eine neue Definition vorzulegen. Das wird im Rahmen der anstehenden Statutenrevision geschehen.
Guido Lauper
Alle Dokumente zur Vereinsversammlung und Fotogalerie
Der Esel und das Goldene Kalb
Unterstützt von der Band «undicht» und in seiner gewohnt humorvollen Umschreibung – Galgenhumor in bester Manier – schaute Jürg Meienberg zum Schluss der Versammlung auf Erlebnisse und Erkenntnisse seiner 18jährigen Redaktionszeit zurück. Da war vom Esel die Rede, der vor 2000 Jahren Jesus getragen habe und zum Golden Kalb mutiert sei, bis zur abschliessenden Bitte: «Macht aus dem «pfarrblatt» kein Versicherungsheftli.»