Annelise Camenzind-Wermelinger leitet die Pfarrei Heilig Kreuz in Langnau. Foto: Nicole Arz

Annelise Camenzind-Wermelinger

27.03.2013

In der Kirche bin ich diejenige, die mit vielen Menschen auf dem Glaubens- und Lebensweg unterwegs sein darf.

Annelise Camenzind-Wermelinger ist seit 2011 Seelsorgerin und Theologin in der Pfarrei Heilig Kreuz in Langnau.

Interview: Nicole Arz

Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit?
Was ich an meiner Tätigkeit besonders liebe ist, den Menschen unterschiedlicher Generationen begegnen zu dürfen, mich mit ihnen auf das «Abenteuer Glaube» einzulassen und sie zu ermutigen, die Botschaft der Bibel mit ihrem Leben zu verbinden. Dies kann auf vielfältige Weise geschehen. Diese Vielfalt ist es, die meine Tätigkeit bereichert.

Was ist Ihnen eher lästig?
Lästig ist mir nichts. Ich nenne es lieber staunen. So kann ich mitunter staunen über die erstaunliche Selbstgerechtigkeit weniger, die andere entrechten. Eine solche Situation darf und kann ich aber nicht einfach als lästig stehen lassen, sondern es muss über das Staunen hinaus gehandelt werden.

Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
Menschen, denen ich in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen begegnen darf, berühren mich auf ihre je eigene Weise. Aus den vielen kostbaren Begegnungen nur ein Beispiel: Ein kleines Kind betritt die Kirche, taucht seine Finger ins Weihwasserbecken, strahlt über sein ganzes Gesicht und sagt: «Liebe Gott, hesch gseh, i bi da!»

Schildern Sie einen schwierigen Moment!
Es ist nicht einfach einen schwierigen Moment zu beschreiben und zu definieren. Momente, ob schön oder schwierig, lassen uns wachsen und werden. Denn diese Momente sind die Former unserer Persönlichkeit. So können gerade auch die schwierigen Momente Lehrmeister des Lebens sein und das Schwierige bekommt eine andere, neue Dimension. In meinem beruflichen Umfeld bezeichne ich schwierige Momente da, wo Menschen sich in einer emotionalen Achterbahnfahrt befinden und meine Möglichkeiten der Hilfe begrenzt sind.

Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben?
Ich vertraue darauf, dass immer wieder Unerwartetes möglich ist. Und gerade da, wo es manchmal in den verschiedenen Bereichen eng wird, geschieht oft überraschend Neues.

Wie leben Sie?
Unruhig! Die Unruhe ist die Antriebsfeder der Bewegung. Ich lasse mich gerne von dieser Unruhe bewegen. Eine solche Unruhe wünsche ich mir übrigens auch für die Kirche.