Bronzestatue des hl. Antonius in der Kirche in Bümpliz. Das Namensfest wird am 13. Juni gefeiert. Foto: Pia Neuenschwander
Antonius von Padua – Sozialarbeiter in Bümpliz
Antonius teilt und hilft. Die Jahresserie #heiligbern
Antonius gehört bis heute zu den beliebtesten Heiligen. Er ist nahbar und ansprechbar für Alltagssorgen. In Bümpliz steht seine Bronzefigur.
von Nicole Arz
Selbst die Fische hätten ihre Köpfe aus dem Wasser gestreckt und der Predigt gelauscht, so heisst es, wenn es um die bemerkenswerten rednerischen Fähigkeiten des heiligen Antonius geht. Die Kirchen im mittelalterlichen Padua waren zu klein, um all jene zu fassen, die ihn hören wollten, sodass man auf freies Feld ausweichen musste.
Antonius, der wie sein Vorbild Franziskus seine reiche Familie verlassen und sich der Armut verschrieben hatte, wird bis heute geliebt. Sein Namensfest am 13. Juni wird in Lissabon, wo er 1195 zur Welt kam, als Festtag begangen. Seine Basilika in Padua gehört zu den meistbesuchten Wallfahrtsstätten der katholischen Welt.
Antonius in Bümpliz
Der «Berner» Antonius steht als Bronzestatue in der katholischen Kirche in Bümpliz, die, wie Pfarrer Ruedi Heim vermutet, eben deshalb diesem nahbaren Heiligen geweiht wurde, weil dieser sehr beliebt war – «insbesondere für die alltäglichen Nöte und Sorgen» –, eben ein «Allerweltsheiliger», wie es in einem der zahlreichen Antonius-Gebete heisst.
Ruedi Heim erzählt, dass ihm Antonius schon als Kind vertraut war, vor allem im Zusammenhang mit Verlorenem oder Vermisstem, das man wiederfinden wollte. Dieses Patronat für verlorene Dinge stützt sich auf die kleine Anekdote, als ein junger Mönch bei seiner Flucht aus dem Kloster das Psalmenbuch des Antonius mitgenommen hatte. Antonius versenkte sich darauf derart ins Gebet, dass der junge Mann so lange von Erscheinungen heimgesucht wurde, bis er – samt dem Buch – wieder zurückgekommen sei.
Die verlorenen Dinge
Aber Antonius ist nicht nur die richtige Ansprechperson, wenn es um den verlorenen Autoschlüssel geht, er hilft auch, wenn gewichtige Dinge verloren gehen, wie die Liebe, der Frieden oder der Glaube. Antonius, selbst friedliebend und menschenfreundlich, hätte, so wird erzählt, seinerzeit die ganze Gegend um Padua verzaubert: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, Dirnen kehrten ins ehrbare Leben zurück, unrechtmässige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Ob diese Effekte auch in Bümpliz aufgetreten sind, als die Katholiken 1927 dort endlich ihre eigene Kirche bekamen, ist nicht bekannt. Bestimmt war aber eine gewisse Erleichterung auszumachen, da der Weg zum sonntäglichen Gottesdienst in die Dreifaltigkeitskirche für die Gläubigen mühsam und weit gewesen war.
Antonius stehe für ihn für Werte wie Gottvertrauen, sagt Ruedi Heim. Dass es Lösungen gebe, die über unser Können hinausreichten. Er sei uns Vorbild im Aufmerksam-Sein für die Nöte der Menschen um uns, im Schenken von Zeit und materieller und spiritueller Hilfe, im „füreinander beten“.
Die bronzenen Hände des Bümplizer Antonius teilen das Brot, ein diakonisches Christ-Sein, erkennt Ruedi Heim in dieser Geste. Auch wir, meint er, würden stärker das Teilen «in den verschiedenen Dimensionen leben», wenn wir mehr von Antonius hätten. Dieser selbst wäre als unser Zeitgenosse, so Ruedi Heim, sicherlich Sozialarbeiter in einer Pfarrei oder anderssprachigen Mission.