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Aschermittwochslapsus
Aki-Kolumne von Geneva Moser
Ausgerechnet am 5. März, an Aschermittwoch, haben wir im aki einen Spieleabend im Programm. Für andere Hochschulseelsorgen oder auch für frühere Generationen wäre es völlig undenkbar gewesen, diesen Busstag, der den Beginn der Fastenzeit markiert, als Tag für Spiel und Spass zu nutzen. Wir hingegen hatten ihn bei den oft sehr pragmatischen Planungsüberlegungen, bei denen viel unter einen Hut gebracht werden muss, nicht auf dem Schirm. Erst zu spät fällt mir dieser Lapsus auf.
Bei einer Teamsitzung kommen wir deshalb auf den Aschermittwoch und die Fastenzeit zu sprechen. Eine studentische Mitarbeiterin fragt, ob uns diese Tage denn etwas bedeuten, ob wir sie pflegen. Ja, das Kirchenjahr bedeutet mir viel. Ich staune manchmal, wie säkulare Lebenshilfe-Formate eine zyklische Lebensweise propagieren, als wäre das eine bahnbrechende, neue Entdeckung. Dabei wäre genau diese Idee des Zyklischen auch im Kirchenjahr angelegt: Die sinnige Ordnung von Werden und Vergehen, die Unterscheidung von Alltag und Festtagen, ein Gleichgewicht von stillen Zeiten und Zeiten der Gemeinschaft, des Jubels, des ausgelassenen Feierns.
Eine ganze Bandbreite an menschlichen Gefühlen hat da ihren festen Platz und damit auch eine Form und einen Ausdruck: tiefe Trauer, Leere und Stillstand, Reue, hoffnungsvolle Sehnsucht, Überraschung, Freude und Erleichterung, Widerstand und Empörung und eben Jubel, Glück und freudige Ekstase.
Überhaupt ist der Vollzug des Kirchenjahres sinnlich und körperlich. Mit Farben ist die jeweilige Zeit im Kirchenjahr gekennzeichnet – Weiss, Rot, Grün, Violett, sogar Rosa, manchmal Schwarz. Es wird gegessen und getrunken, gefastet und gewacht, geschlafen, getanzt, gesungen und geweint. Von Feuer an Pfingsten, über Weihrauch an Weihnachten oder Obst und Gemüse am Erntedankfest, bis zur Asche am Aschermittwoch – die Festtage haben sogar ihren je eigenen Geruch.
Natürlich überlagern andere Ordnungen und Zyklen das Kirchenjahr ständig: das akademische Jahr, feste Termine und Sitzungen, die wiederkehrende Steuererklärung, Ferien- und Raumbelegungspläne. Aber ich bin froh, dass das aki-Jahr vom Kirchenjahr nicht zu trennen ist – trotz Aschermittwochslapsus.