Foto: Fastenopfer

Auch was Gold ist, glänzt nicht immer

17.02.2016

Die Schweiz bietet internationalen Grosskonzernen einen Freipass, sich auf Kosten der Dritten Welt zu bereichern. Und wir verdienen kräftig mit.

Die Schweiz ist der international grösste Standort für Goldraffinerien. Vier der sieben grössten Raffinerieunternehmen haben ihren Sitz in der Schweiz. Abgebaut wird das Gold jedoch nicht etwa unter dem Gotthardmassiv, sondern am anderen Ende der Welt: In Drittweltländern, so zum Beispiel auch in Burkina Faso.

Betrieben werden diese Minen von Unternehmen wie Metalor. Der Grosskonzern hat seinen Sitz in Neuenburg. Die gesetzlichen Auflagen für solche Konzerne sind in der Schweiz äusserst gering: Sie beschränken sich auf freiwillige Richtlinien und Eigenverantwortung der Unternehmen. Die geltenden Gesetze im Bereich des Goldabbaus stellen nur die Qualität des Goldes sowie dessen legale Herkunft sicher. Dafür zu sorgen, dass das Gold aber auch unter menschenrechtskonformen Umständen und unter Beachtung der Umweltauflagen abgebaut wurde, sind die Unternehmen in keinster Weise verpflichtet. Bundespräsident Johann Schneider- Ammann hat kürzlich die Haltung des Bundesrates deutlich gemacht: Die Schweizer Regierung stellt sich gegen strengere Auflagen für internationale Konzerne. Wie so oft wird mit der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz argumentiert. Jedoch, stellt man die dokumentierten Menschenrechtsverletzungen durch Konzerne in Relation zum BIP pro Kopf, nimmt der Firmensitz Schweiz im internationalen Vergleich der fast 200 existierenden Länder einen unrühmlichen 9. Platz ein. Die Schweiz verdient, die Bevölkerung in Burkina Faso zahlt.

Die Volksinitiative für mehr Konzernverantwortung will das ändern. Die christlichen Hilfswerke Fastenopfer und Brot für alle unterstützen die Initiative im Rahmen der ökumenischen Kampagne zur Fastenzeit. Denn die Folgen dieser schwachen Regulierung der Rohstoffbranche trägt die Bevölkerung in jenen Staaten, wo das Gold gewonnen wird. Menschen werden zwangsumgesiedelt, Boden und Wasser mit Chemikalien, die zum Abbau benötigt werden, vergiftet, und Infrastruktur und Strassen für Maschinen zerstören Landwirtschaftsfläche, die von den Dorfgemeinschaften seit Generationen bewirtschaftet und weitergegeben wird.
Bartélemy Sam arbeitet in Burkina Faso mit Fastenopfer zusammen, er unterstützt lokale Bauernfamilien und koordiniert die Arbeit der Hilfswerke vor Ort. An einer Medienkonferenz von Fastenopfer und Brot für alle am 15. Februar in Bern erzählt er von den Menschen, deren Land unfruchtbar geworden ist und deren Felder von den Strassen zerstört wurden. Er redet schnell auf Französisch, energisch, und man spürt, was diesen Mann antreibt: Ungerechtigkeit. Die Geschichten der Bevölkerung, die er erzählt, sind immer die gleichen. Es sind viele, und sie handeln von Hilflosigkeit und Zorn der Betroffenen. Hilflosigkeit gegenüber den gesichtslosen, allmächtigen Unternehmen. Und Zorn über die Verantwortungslosigkeit, mit der die Konzerne die Landschaft zerstören, den Dörfern die Lebensgrundlage nehmen, nach ein paar Jahren wieder abziehen und ein Land ohne Zukunft zurücklassen.

Sebastian Schafer

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