Die Berner Jugendgruppe auf dem Weg nach Einsiedeln. Foto: Nora Moraschinelli
Auf Schnitzeljagd im Kloster
Das Jugendweekend der katholischen Kirche Bern in Einsiedeln zum Thema «Anders». Die 17-jährige Nora Moraschinelli berichtet.
Aufgeregt warte ich beim Auto auf die diesjährigen Teilnehmer*innen. Ich frage mich, wie es wohl sein wird. Werden sie das Programm mögen? Wird das Wetter mitspielen?
Von Nora Moraschinelli*
Dieses Jahr sind wir eine kleine Gruppe, aber so ist es auch viel gemütlicher. Nachdem alle eingetroffen sind, geht es direkt los. Wir steigen ins Auto, und dort wird jedem ein kleines Heft verteilt mit ganz vielen Fragen, auch über das diesjährige Thema «Anders». Die Fahrt nach Einsiedeln ist eine ausgesprochen malerische Strecke. Während der Fahrt lernen sich schon alle kennen. In Einsiedeln angekommen, staunen wir alle über das schöne Pfadihaus. Nun werden die Zimmer bezogen, und danach wird gegessen.
Nach dem Abendessen gibt es zwei Workshops. Einen Blindenparcours und einen Crash-Kurs in LGBTQ+, was es also auf sich hat mit anders liebenden Menschen, seien sie lesbisch, schwul, bi- oder transsexuell. Anders eben. Das sind spannende Einblicke. Anschliessend gibt es einen lockeren Ausklang des Tages.
Am Samstag brauchen wir für die nächsten Workshops erstmal ein gutes Frühstück. Wir färben zunächst T-Shirts. Zu Beginn sind alle ahnungslos, aber nach einer Weile haben wir den Dreh raus, und es entstehen richtige Meisterwerke. Wir haben anschliessend ein wenig Pause. Ich gehe ins Zimmer, um zu lernen und Schlaf nachzuholen.
Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg ins Kloster, um den «Monkstrail» zu machen. Als ich das erste Mal davon höre, bin ich sehr skeptisch. Auch die Beschreibung tönt nicht sehr spannend. Man kann es sich wie «Foxtrail» vorstellen, das man von grossen Städten her kennt. Also eine Art Schnitzeljagd. Dabei muss man Rätsel lösen, um zum nächsten Hinweis zu gelangen. In einer Stadt kann ich mir das noch gut vorstellen, aber nicht in einem Kloster. Ich liege definitiv falsch.
Ich bekomme einen neuen Einblick in das Kloster, den ich allein aus Broschüren oder Erzählungen nicht gewonnen hätte. Alle Gruppen starten am gleichen Ort, aber die Posten werden in verschiedenen Reihenfolgen absolviert. Es macht so viel mehr Spass, diese Rätsel zu lösen und gleichzeitig etwas Spannendes über das Kloster zu erfahren. Man erkundet nicht nur das Kloster selbst, sondern auch die Umgebung. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass das Kloster nebst einer Schule auch noch eine Schreinerei, eine Malerwerkstatt und andere handwerkliche Betriebe hat. Es war für mich ebenfalls überraschend, dass sehr viele Mönche nett und aufgeschlossen sind. Man erlebt das Kloster mal anders, und das ist ja auch das Motto dieses Wochenendes. Ich kann jedem herzlich empfehlen, diesen «Monkstrail» zu machen.
Nach dieser klösterlich-mönchischen Schnitzeljagd wohnen wir in der Klosterkirche einem Gottesdienst bei. Ich staune sehr über die Schönheit all dieser Fresken, bin dadurch aber etwas abgelenkt. Leider ist das Wetter nach dem Gottesdienst schlechter. Wir werden auf dem Weg zum Pfadihaus fast weggeblasen, so windig ist es.
Am Abend machen wir Pizza. Jede*r kann seine Pizza selbst belegen. Nach der Pizza gibt es Party. Zwei verschiedene Räume leiten einen zurück in die 1990er bzw. 1920er Jahre. Zu beiden Jahrzenten gehört eine dementsprechende Verkleidung. Beim 1990er-Abend kann man Glitzer-Muttertagskarten machen, und im 1920er-Jahre-Raum gibt es Cocktails. An diesem Abend lernen wir Jugendliche aus Einsiedeln kennen, die uns schliesslich zu einem Muttertags-Gottesdienst einladen.
An diesem Wochenende konnte ich neue Menschen kennenlernen und ein bisschen vom Schulalltag abschalten, auch wenn ich die meiste freie Zeit mit Lernen verbracht habe. Wenn jemand noch irgendwelche Zweifel hat, ob er/sie sich nächstes Jahr anmelden soll – es ist so eine grossartige Erfahrung, und man lernt viele spannende neue Leute kennen. Falls gleichwohl etwas schiefläuft – es sind bloss zwei Tage. Ich glaube aber nicht, dass es so sein wird. Für mich war es bereits die zweite Teilnahme am Jugendweekend, und es war beide Male toll.
* Nora Moraschinelli (17) absolviert die Fachmittelschule Lerbermatt.
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