Dominik Fröhlich, Theologiestudent, Luzern
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Dominik Fröhlich
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
(Joh 1,14)
Diese Bibelstelle ist mir während meines Theologiestudiums immer wieder an ganz zentralen Stellen begegnet. So beispielsweise in der Auseinandersetzung mit der Theologie Luthers, Barths oder Rahners. Auch kann ich mich noch heute an eine Predigt in einer afro-amerikanischen Kirchgemeinde in den USA erinnern, in der die «Fleischwerdung» in Worten so lebendig vorgetragen wurde, dass ich im Hören Gottes Menschwerdung tatsächlich von Neuem zu erfahren vermochte. Noch wichtiger aber ist für mich, dass in diesem Vers schlicht ein ganz zentraler Inhalt des christlichen Glaubens zum Ausdruck gebracht wird: Der ewige Gott lebt als Mensch mit mir und interessiert sich für mein Leben. Joh 1,14 formuliert für mich kurz und prägnant das, was Wahrheit ist. Der Mensch kann ihr als Mensch nicht entfliehen, weil Gott in Jesus Christus Wahrheit und menschliche Existenz für immer aufeinander bezogen hat. «Gott zur Welt bringen» als das Weihnachtsthema schlechthin wird hier pointiert vorweggenommen. Der von mir gewählte Vers sagt mir nicht schwarz auf weiss, wie ich konkret Gott in der Welt vergegenwärtigen kann. Ich deute den Vers aber als ungeheure Zusage, dass mein Menschsein Gottes eigene Gabe für mich ist. Denn Jesus Christus war ein Mensch wie ich. Und als Mensch war er der Ort, an dem Gott zur Welt kommen konnte. Im Horizont dieser Tatsache frage ich mich immer wieder: Wie kann ich als Mensch mit Gott leben, um ihn in die Welt zu «tragen»?