Die siebenköpfige Ländlerkapelle «Echo vom Büschi»: Ernst Müller (Schwyzerörgeli), Rita Reichen (Klarinette/Saxofon), Daniel Reichen (Akkordeon), Rita Rüdisüli (Klarinette/Saxofon), Walter Schneider (Schwyzerörgeli), Arnold Reichen (Akkordeon), Hanspeter Schlatter (Bass)
Bergfrieden in der Berner Agglo
Die Ländlermesse «Pax Montana» der Schweizer Komponistin Heidi Bruggmann erklingt Ende März in der Antonius-Kirche in Bümpliz.
Ende März gibt das «Echo vom Büschi» in der katholischen Kirche von Bümpliz die Ländlermesse «Pax Montana» der Schweizer Komponistin Heidi Bruggmann zum Besten. Der Dirigent und Akkordeonist Daniel Reichen über Experimente, Stubeten und volksmusikalische Spiritualität.
Interview:Anouk Hiedl
Warum haben Sie sich für die Aufführung der Ländlermesse «Pax Montana» entschieden?
Wir haben ein Repertoire von über hundert Kompositionen, lassen uns aber gerne auch auf Neues ein. In der katholischen Kirche in Bümpliz haben wir von Anfang an experimentiert, etwa mit der Jodlerin Christine Beeler und dem Alphornisten Angelo Lottaz. Zwei Jahre spielten wir auch mit einer Walliser Trachtentanzgruppe. Die Noten der Ländlermesse habe ich vor etwa acht Jahren gekauft. Jetzt ist die Zeit reif, sie aufzuführen.
Macht es einen Unterschied, ob Sie an einer Stubete oder in einer Kirche aufspielen?
Ja, das macht einen grossen Unterschied! An der Stubete sind mehrere Formationen und Musikanten. Die wechseln sich ab. Das Publikum spricht, es hat immer einen Grundlärm im Saal. In der Kirche ist es mäuschenstill. Der Raum ist akustisch besser geeignet, die Melodien hallen am Schluss nach und gehen hier erst recht unter die Haut.
«Pax Montana» heisst Bergfrieden. Würde diese Messe in einer ländlichen Kirche nicht besser passen als in der Agglomeration Berns?
Jein. Viele Menschen aus der Stadt sind auf dem Land aufgewachsen, der Bezug zur Heimat und zu den Bergen bleibt. Ich bin gespannt auf das Echo, das wir auslösen werden. Wird es sich lohnen, die neun Melodien für diesen einen Auftritt einzustudieren? Für uns ist es jedenfalls ein gutes Projekt, wir haben ein gemeinsames Ziel. Die Kirche St. Antonius ist der richtige Ort dafür. Seit 20 Jahren dürfen Musiker*innen verschiedenster Richtungen dort auftreten, das Publikum ist offen für Experimente.
Heidi Bruggmann hat «Pax Montana» für eine Ländlerkapelle, Männerchor und Solostimme geschrieben. Sie werden die Messe instrumental aufführen, die Texte werden vorgelesen. Geht da nicht ein Teil ihres Charakters verloren?
Wir können Bruggmanns «Pax Montana» nicht kopieren, aber auf unsere Art interpretieren. Wir haben darüber gesprochen, einen Chor beizuziehen, Bruggmann hat ihre Ländlermesse so umgesetzt. Nun versuchen wir, unsere Idee ihrer Komposition zu inszenieren.
In Ihrer Formation kommt auch das Saxofon zum Zug. Das ist in der Volksmusik eher ungewöhnlich. Wie bauen Sie es ein?
Ältere Menschen lieben die warmen Saxofonklänge. Viele Melodien hören sich damit wohlig an. Unsere Bläserinnen spielen auch Klarinette. Bei normalen Auftritten spielen sie beide Instrumente, in der Ländlermesse nur Klarinette.
Ist Ländlermusik spirituell?
Musik ist per se spirituell. Wir haben mit der Kapelle und privat schon einiges erlebt – denken Sie etwa an russische Chöre oder Gospel. Auch die Guggenmusik spielt in der Bümplizer Kirche. Ich denke, auch Ländlermusik ist spirituell. Wichtig ist, was die Menschen dabei empfinden.
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Ländlermesse in Bümpliz
Ihren ersten Auftritt hatte die Formation «Büschi Giele» vor etwa 30 Jahren. 1993 stiess die zweite Bläserin dazu, seither nennt sich die Kapelle «Echo vom Büschi» - nach dem Namen des Bauernhofs in Köniz, wo sie regelmässig übt.
Die siebenköpfige Ländlerformation spielt an etwa fünf ausgewählten Anlässen pro Jahr auf. «Wir sind alle noch im Arbeitsleben und musizieren zur Freude und Entspannung in Altersheimen, in der Kirche oder an Familienfesten.» Die Kapelle hat jährliche Auftritte an der Eisenbahnerstubete und dem Apfelfest der katholischen Kirche St. Antonius in Bümpliz, am Chlousemärit im Tannenhof Gampelen und am Weihnachtsmarkt im Berner Tscharnergut.
Am Sonntag, 31. März 2019, 17.00, spielt das «Echo vom Büschi» die Ländlermesse «Pax Montana» der Schweizer Komponistin Heidi Bruggmann in der katholischen Kirche St. Antonius, Bümpliz.
Für den Bettag 2019 steht ein Auftritt in der Kirche Mauritius in Bern-Bethlehem an.
Daniel Reichen: Akkordeon, Dirigent Rita Reichen und Rita Rüdisüli: Klarinette und Saxophon Aschi Müller und Walter Schneider: Schwyzerörgeli Arnold Reichen: Akkordeon Hanspeter Schlatter: Kontrabass
Gabebereitig
En Tisch mit Brot, es Glesli Wii
so chammer läbe, so chammer sii.
Au Gottes Sohn hät uf Ärde so dänkt
und eus für immer sis Abigmohl gschänkt.
Schweizer Komponistin macht den Ländler kirchentauglich
In der Volksmusikszene gehört die Akkordeonvirtuosin und Komponistin Heidi Bruggmann zu den ganz Grossen. In Ernst Roths «Lexikon der Schweizer Volksmusikanten» von 1987 zum Beispiel haben neben 276 Musikern nur zwei Frauen ein eigenes Kapitel erhalten: Heidi Bruggmann und Nelly Leuzinger.
Für ihr umfangreiches Wirken wurde Bruggmann 1988 mit dem «Goldenen Violinschlüssel» geehrt, der höchsten Auszeichnung der Schweizer Volksmusik. Ihr «Goldener Violinschlüssel-Marsch» wird noch heute zu Beginn der jährlichen Preisverleihung gespielt. Einen besonderen Namen schuf sich die Komponistin 1983 mit der ersten Ländlermesse «Pax Montana» (Bergfrieden). In über 500 Aufführungen hat diese in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Italien unzählige Menschen begeistert. Die Musik ist sowohl heiter und fröhlich als auch religiös und innerlich. Die volkstümlichen Liedertexte in Mundart hat Pfarrer Leo Gemperli dazu verfasst.