v.l.n.r.: Valentin Beck, Andrea Meier und Martin Föhn diskutieren mit Raphael Rauch. Foto: Elisabeth Real
Bernerin bringt bodenständige Theologie in Podcast
Andrea Meier diskutiert im Podcast von kath.ch.
Am 1. Advent ging der erste Podcast des katholischen Medienzentrums kath.ch online. Mit dabei die Berner Theologin Andrea Meier.
Autorin: Sylvia Stam
Unter dem Titel «Rauchzeichen» lädt kath.ch-Redaktionsleiter Raphael Rauch seit dem 1. Advent monatlich zu einem Theologischen Quartett ein. Mit von der Partie: die Berner Theologin Andrea Meier. Sie leitet mit einem 80 Prozent-Pensum die Fachstelle Kinder und Jugend der Katholischen Kirche Region Bern. Zum Quartett gehören weiter der Jesuit und Priester Martin Föhn aus Muotathal, Jubla-Präses Valentin Beck aus Luzern und Rauch selber.
«Ein Quartett lebt von Vielfalt», erläutert dieser auf Anfrage des «pfarrblatt» die Auswahl. Ihm war es wichtig, mit der Bernerin Andrea Meier eine Frau und eine «Expertin für Kinder- und Jugendarbeit» dabei zu haben. «Nicht nur beruflich, sondern auch privat als zweifache Mutter.» Als solche sei sie sehr pragmatisch.
«Gott geht in den Dreck»
Im ersten Podcast, der auf der Fachstelle in Bern aufgezeichnet wurde, fallen Andrea Meiers Beiträge tatsächlich durch eine erfrischende Bodenständigkeit auf: «Für mich ist der Stall der zentrale Ort des Weihnachtsfestes, diese Geschichte, dass Gott an den äussersten Rand geht, in den Dreck», sagt sie im Podcast, und zitiert ein Gedicht des Berner Dichterpfarrers Kurt Marti:
Damals
als Gott
im Schrei der Geburt
die Gottesbilder zerschlug
und
zwischen Marias Schenkeln
runzlig
rot das Kind lag
«All unsere Gottesbilder werden zerschlagen, weil ein Kind zwischen den Schenkeln einer Frau liegt. In dieser Urkraft der Geburt, in diesem Schreien, wenn Frauen ein Kind gebären, ist Gott», so Meier im Podcast. Das sei ein wichtiger Aspekt von Weihnachten. «Jede Frau, die ein Kind bekommt, jeder Mann, der bei der Geburt dabei ist, erfährt das.»
Alltagstaugliche Theologie
«Theologie hat etwas mit dem Alltag zu tun hat», erläutert die 37-jährige Theologin auf Anfrage des «pfarrblatt». «Mich interessieren theologische Überlegungen, die Einfluss auf das konkrete Leben der Menschen haben, die dieses erklären oder aus einer anderen Perspektive beleuchten. Glaube hat mit Erfahrung zu tun, mit Hand und Herz.»
Im Podcast spricht die Familienfrau, die mit ihrem Mann und den beiden Kindern (vier und sieben Jahre alt) in einer 12-er Wohngemeinschaft in Bern lebt, von Projekten der «offenen Kirche» Bern, mit welcher die Fachstelle Kinder und Jugend eng zusammenarbeitet: So soll dieses Jahr als Reaktion auf die Corona-Massnahmen, am Bahnhof Bern eine interaktive Krippe entstehen, «wo die Menschen mit der Weihnachtsgeschichte in Kontakt kommen können. Dies nicht nur an einem bestimmten Tag, sondern über einen längeren Zeitraum» - nämlich vom 17. Dezember bis 6. Januar. Begleitet werde die Krippe von Freiwilligen, die durchgehend präsent seien. Hierfür würden noch weitere Freiwillige gesucht.
Weihnachten mit Kirchenfernen
Verbunden mit der extremen Armut, die im Stall herrscht, sei die Frage wichtig, was an Weihnachten mit den Menschen am Rand der Gesellschaft sei. «In der Offenen Kirche feiern wir neue Arten von Weihnachten, zum Beispiel ‹International Christmas›», erzählt Meier im Podcast: Geflüchtete und Sans Papiers spielen hier die Weihnachtsgeschichte. Menschen, die auf der Flucht sind, schlüpfen in die Rolle von Maria und Josef, die ebenfalls auf der Flucht sind. «Hier können wir auch mit Menschen feiern, die mit der Kirche nichts zu tun haben. Mit einem solchen Krippenspiel wird Weihnachten für sie bedeutungsvoll».
Der Podcast mit dem Theologischen Quartett wird monatlich ausgestrahlt, der nächste erscheint vor Weihnachten.