Wie können wir verständlich über die Bibel sprechen? Foto: ridvan_celik/iStock
Bibelzitat, das –
Wir sollten wieder lernen über die Bibel zu sprechen - Donald Trump kann da kein Vorbild sein.
Kürzlich sah ich ein herrliches Interview mit US-Präsident Trump. Grundsätzlich bin ich kein Fan von Charakter-Witzen über diese furchtbare Person, da solche m. E. von den tatsächlichen Dingen ablenken, die dieser Präsident anrichtet – aber diese Episode ist zu gut.
Der Interviewer sprach Trumps Glauben an, da sich dieser immer wieder gern mal als frommer Verteidiger des christlichen Glaubens in den USA inszeniert, und bat ihn um Bekanntgabe einer Lieblingsstelle aus der Bibel. Leider fiel Trump keine einzige Stelle ein, wie auch, und die Scharade, die sich nun darüber entspannte, dass er nicht ins Spezifische gehen wolle und die Bibel für ihn privat sei, sucht ihresgleichen.
Als der Interviewer dann auch noch fragte, ob er eher das Alte oder das Neue Testament bevorzuge, war die Überforderung komplett, und Trump befand beide für «ungefähr gleich» wichtig. Die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils wie etwa «Evangelii nuntiandi» oder «Gaudium et spes», welche die Verkündigung des Evangeliums als eine der Hauptaufgaben der Kirche definieren, mögen für einen Presbyterianer wie Trump nicht wirklich von Belang sein. Trotzdem wäre er zweifellos der erste Christ, den ich treffe, der nicht gern von der Bibel erzählt.
Die Frage ist nur: Wie? Auch als jemand, der durchaus ein oder zwei Verse kennt – es ist nicht einfach, mit Nichtreligiösen über religiöse Ansichten zu sprechen, über die Bibel im Besonderen, ohne wie ein Missionar der Zeugen Jehovas zu tönen. Begriffe wie die «Freude des Evangeliums» tönen schön – aber im Ernst, was will jemand mit so abstrakt-salbungsvollen Worten anfangen. Die Kirche hat die Menschen lange genug Bibelverse und Lehrsätze auswendig lernen lassen. Wir müssen wieder lernen, über die Bibel zu sprechen, über das, was der Nazarener da eigentlich erzählt, ohne Lehrautorität, ohne überzeugen zu wollen. Schon nur, um dem scheinheiligen Geschwafel von Heuchlern wie Trump etwas entgegensetzen zu können.
Sebastian Schafer
Für die Interessierten – Der Interviewausschnitt mit Kommentar ist hier zu finden: