«Es ist ein Anlass, der die Welt auf lustvolle Weise besser macht.» Christine Schmid, Catherine Meyer und Jonathan Gardy (v.l.n.r.) vom OK. Foto: Christina Burghagen

Bolligen ganz aus dem Häuschen

24.03.2022

Klima-Trail: die Welt lustvoll besser machen

In jüngster Vergangenheit hat das Corona-Virus den Bolliger Einwohner:innen buchstäblich in die Suppe gespuckt, denn das seit 40 Jahren geliebte Suppenfest musste ausfallen. Dafür hatte das Organisationsteam eine zündende Idee – einen Klima-Trail, der sich durchs ganze Dorf zieht.

Von Christina Burghagen

Draussen muss es sein – zu essen darf es nichts geben – Menschenansammlungen müssen vermieden werden – interessant für Klein und Gross … Das ökumenische OK Suppenfest stand Anfang des letzten Jahres vor der diffizilen Aufgabe, der Dorfgemeinschaft einen Ersatz zum geliebten Suppenfest zu präsentieren. Denn all die Massnahmen, die mit der Pandemie einhergingen, machten zwar das Dorffest zunichte, dafür war die Alternative erstaunlich schnell gefunden.

«Bei der Zoom-Sitzung mit zehn Personen lag in 30 Minuten der Klima-Trail auf dem virtuellen Tisch und die Ideen sind gesprudelt», erzählt die reformierte Pfarrerin der Gemeinde Christine Schmid. Wie sehr die Organisator:innen damit den Nerv des allgemeinen Interesses getroffen hatten, zeigte sich bald in der Bevölkerung. Denn nun sind es mehr als hundert Menschen aus Bolligen, die sich mit ihrer Zeit und ihrer Kreativität am Klima-Trail beteiligt haben – und das ökumenisch, partei-übergreifend, privat oder unternehmerisch, von jung bis erwachsen.

Von Saat-Multis und Sonnen-Schokolade

Die Gartenfreund:innen geben Tipps zur Erhaltung alter Tomatensorten und warnen vor der Abhängigkeit von Saatgut-Multis, die Welt-Gruppe informiert über ghanaische Bio-Schokoladen mit Sonnenenergie, die Gemeindeverwaltung gibt Erkenntnisse über die Nutzung von Abwärme aus Abwasser weiter, ein Ingenieurbüro informiert übers richtige Heizen und zeigt die Ressource Wasserstoff auf, oder jemand macht an seinem Posten deutlich, dass Holzkohle nicht nur zum Wurst-Grillen, sondern auch zum Düngen geeignet ist, um nur einige der Stationen zu nennen.

«Üblicherweise lädt die Kirche zu sich ins Gebäude ein», sinniert die Pfarrerin, «wie viele Leute wir aber erreichen, wenn wir zu ihnen nach draussen gehen, wird beim Klima-Trail eindrucksvoll sichtbar.»

Auch der katholische Theologe und Seelsorger Jonathan Gardy als Mit-Organisator ist glücklich über die Bolliger Aktion: «Es ist ein Anlass, der die Welt auf lustvolle Weise besser macht.»

Ein Dorf in Bewegung

Einerseits haben sich Dutzende im Dorf bei den Stationen engagiert, andererseits zuckeln jeden Tag Menschen durchs Dorf, die sich von einem Posten zum anderen bewegen und sicherlich hinterher schlauer sind – Bolligen ganz aus dem Häuschen.

Gespräche kommen in Gang, Kinder können ihren Eltern wiederum Löcher in den Bauch fragen. Mit im Organisations-Team arbeitet die Gemeinderätin Catherine Meyer von den Grünen, die etwas Besonders wahrgenommen hat: «Bei der Klimakrise fühlt man sich oft alleine und hilflos. Hier schaffen alle zusammen und spüren die Gemeinschaft und Hoffnung, die Krise meistern zu können», ist sie begeistert.

«Was ist eigentlich der Treibhauseffekt?», wird am Posten des Kirchgemeindehauses gefragt und auf experimentelle Art und Weise beantwortet. Gleich vor dem Kindergarten geht es spielerisch um Umweltverschmutzung, die jedes Kind mit Plastikangeln bekämpfen kann, bis ein Schatz sich öffnet. Die Klasse 4a zeigt themenbezogene Videos. Auf einem Plakat können Besuchende Klimaschutz-Vorschläge machen und ein Versprechen abgeben, auf welche klimaschädliche Verhaltensweisen sie in Zukunft mehr schauen wollen.

Am Samstag, 26. März gibt es, wie an den beiden vergangenen Samstagen, die in Bolligen geschätzte Suppe, diesmal von Erika Iseli und Kathrin Häni im Dorfmärit. Es spielt das Bläserensemble Worblenwind. Ein Lageplan mit den Klima-Stationen sowie Kurzerklärungen liegt beim Kirchgemeindehaus bereit oder unter kirchebolligen.ch.