Einer, der bei seinem Rückzug in die Abgeschiedenheit die Welt in seinem Herzen mitgenommen habe. Bruder Klaus in Bern. Foto: Pia Neuenschwander

Bruder Klaus – mystische Kraft am Ostring

25.09.2023

Bruder Klaus- die Suche nach dem richtigen Weg. Die Jahresserie #heiligbern

Nach der Heiligsprechung des Niklaus von Flüe 1948 entstanden zahlreiche Bruder Klaus-Kirchen. In eine davon stellte der Künstler Stephan Reich eine eigenwillige Plastik des Einsiedlers aus Sachseln.

von Nicole Arz

Im Herbst 1987 stellte der Bildhauer Stephan Reich eine Plastik von Bruder Klaus in die Bruder-Klaus-Kirche in Bern. Eine wuchtige Steinfigur zwischen drei rechteckigen Steinen. Das brisante an dieser Aktion war, dass der Künstler ohne Auftrag und ohne Ankündigung gehandelt hatte.

Verbunden mit Himmel und Erde

Die Klause in der Ranftschlucht hatte ein Fenster zur Kapelle und eines zum Vorplatz. Bruder Klaus sei, so heisst es, auf seiner Suche nach Gott immer ein Menschenfreund geblieben, hätte das Interesse an Politik und täglichen Sorgen nicht verloren. Ein bodenständiger Mystiker, ein auf der Erde stehender und gleichzeitig mit dem Himmel verbundener Mensch sei er gewesen. Einer, der bei seinem Rückzug in die Abgeschiedenheit die Welt in seinem Herzen mitgenommen habe.

Dem Ehepaar Klaus und Dorothea war es in beeindruckender Weise gelungen, in Kontakt und im Gespräch zu bleiben. Klaus war mit dem Einverständnis seiner Frau gegangen und hatte dies als «grosse Gnade» bezeichnet, wie im Sachsler Kirchenbuch festgehalten wurde. So ist denn auch seine Geschichte nicht die Geschichte einer Flucht, sondern die Geschichte eines intensiven Ringens um den richtigen Weg.

Wohin mit der Plastik?

Stephan Reich hatte sich vor der Erschaffung seines Werks lange mit Bruder Klaus auseinandergesetzt, liess sich zunehmend faszinieren von der mystischen und gleichzeitig tatkräftigen Seite des Heiligen. Er habe, erzählte er damals gegenüber dem «pfarrblatt», das Werk spontan geschaffen, als er in der Bretagne Gelegenheit gehabt habe, in einem Steinbruch zu arbeiten. Und in ihm sei das Gefühl sehr stark geworden, dass dieses Werk in eine Bruder-KlausKirche gehöre, wo man den Heiligen kenne.

Nach der Heiligsprechung von Bruder Klaus 1947 waren zahlreiche Kirchen, die in den 1950er- und 1960erJahren gebaut wurden, unter dessen Patronat gestellt worden. Allein im Kanton Bern gibt es neben der Berner Kirche auch die Pfarrkirchen in Biel, Huttwil und Spiez und eine Filialkirche in Grindelwald.

Kardinal Kurt Koch, der ehemalige Bischof von Basel, sagt über den Schutzpatron der Schweiz: «Ich denke, dass Bruder Klaus in der heutigen Zeit, in der viele Menschen nach der Devise leben, als würde es Gott nicht geben, den umgekehrten Rat anbieten würde: ‹Versucht, euer Leben einmal so zu gestalten, als würde es Gott geben […] – und ihr werdet neue Wege finden!›»

Einen solchen Weg musste auch der Kirchgemeinderat von Bruder Klaus mit Reichs Figur finden und fand ihn schliesslich in einem Kompromiss: der steinerne Namenspatron durfte bleiben, ist aber von der Kirche in den Hof umgezogen.


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