Buch-Tipp: "Das Land, in dem die Wörter wohnen"
Clemens Sedmaks märchenhafte Erzählung über «Verant-WORT-ung»
«VERANT-WORT-UNG»
In Clemens Sedmaks märchenhafter Erzählung berichtet der achtjährige Günther, wie er sich mit seinen beiden Schwestern aufmachte, die Wörter zu retten und dadurch den Menschen die verlorengegangene Fähigkeit zu sprechen wieder zu schenken.Fantasievoll angelegt, besticht trotz teilweise etwas altbackener Formulierung die Idee, Wörter als etwas Lebendiges mit passendem Äusseren, eigenem Charakter, mit Beziehungen und eingebunden in alltägliche Organisation zu beschreiben. Und letztlich dadurch zu begreifen, dass ihnen gegenüber «VerantWORTung» getragen werden muss.
Vom treuen Begleiter Freund erfahren dieKinder beispielsweise, «… dass es nicht immer leicht ist, ein Wort zu sein. Ein Wort ist den Menschen ausgeliefert …». Lange nicht gebrauchte Wörter altern oder werden krank, müssen schliesslich sterben. «Und nicht immer wollen die Menschen etwas Gutes, wenn sie ein Wort verwenden. Menschen werfen sich im Streit Wörter an den Kopf, um einander wehzutun …». Auch breiten sich fremdartige Eindringlinge, die Lügen-Wörter, aus. Sie bedrohen die Existenz des Landes, in dem die Wörter wohnen. Und damit die verbale Kommunikation.
Träume, eine geheimnisvolle Buchhandlung und ein Auftrag des Wörterkönigs Logos führen die Kinder unter anderem ins Kloster des Schweigens, durch den Sumpf des Geschwätzes und das Lügengebirge, konfrontieren sie schliesslich mit der zuckersüssen Stimme des Lügenschmiedes Malum …
Dieses Büchlein sensibilisiert gegenüber belanglosem Gerede und mangelnder Stille. Ein wertvoller Ansatz, eigene Sprachgewohnheiten zu überdenken und sich auch der Schönfärberei oder Vermeidung von nötigem Klartext (nicht nur) in den Medien bewusst zu werden.
Andrea Huwyler
Clemens Sedmak: Das Land, in dem die Wörter wohnen, 2019 Tyrolia, 136 S., Fr. 21.50