Buchtipp: Der Koran und die Bibel im Dialog
Zwei Schriften, die sich ähnlicher sind, als man denken mag: als ethische Leitfäden durch zeitgemässe Interpretation
Wer sich ernsthaft mit den heiligen Schriften auseinandersetzen will, der sollte sie interpretieren können. An diesem Punkt setzt die wissenschaftliche Publikation «Heilige Schriften heute verstehen» des Lutherischen Weltbundes an. Sie stellt die Bibel und den Koran in den Fokus, zwei Schriften, die sich ähnlicher sind, als man denken mag.
17 Fachautoren mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen gehen zentralen Fragestellungen nach. Sie bieten eine Hilfestellung, wie eine aussagekräftige, gut verständliche und vor allem verantwortungsbewusste Schriftinterpretation möglich wird – dies nicht nur einseitig, sondern im Dialog zwischen Muslimen und Christen.
Die gehaltvollen Essays im Buch «Heilige Schriften verstehen» basieren auf Vorträgen der internationalen christlich-muslimischen Konferenz von 2016. Die Texte – so unterschiedlich sie inhaltlich sind – verfolgen in ihren Ansätzen dasselbe Ziel: Sie sind der Überzeugung, dass Dialog möglich ist, dass die Welt gesunde Impulse von Religionsgemeinschaften braucht und Gewalt, Unterdrückung sowie alles sonstige Unrecht einer Verwirklichung von Gottes Botschaft der Liebe weichen kann.
Das Buch leistet damit einen wertvollen Beitrag zum interreligiösen Diskurs und gleichermassen dazu, wie die viele Jahrhunderte alten heiligen Schriften auch in der heutigen Zeit noch ethische Leitfäden sein können, wenn sie mit dem nötigen Verständnis und zeitgemäss interpretiert in die Gegenwart übertragen werden.
Andreas Faessler
Heilige Schriften heute verstehen, Evangelische Verlagsanstalt, 180 Seiten,
ISBN 978-3-374-05463-3. ca. Fr. 25.–