Karikatur S. Lütolf

Kirchenpolitisch heisse Zeiten: von Caput Mundi bis Bärn

Das Wichtigste aus Bern und darüber hinaus. Der kompakte Überblick. Jeden zweiten Freitag.

 

Liebe Leserin
Lieber Leser

Kirchenpolitisch sind es heisse Zeiten. Daher: in medias res!

Gerne hätte sich der Vatikan im Licht seines Gunstbeweises an Frauen gesonnt. Immerhin hat er 54 weibliche Delegierte zur Weltsynode geladen und ihnen sogar Stimmrecht geschenkt – papae gratia (von Papstes Gnaden). Aber, wie die Herren im Vatikan es dieser Tage erleben: Frauen haben halt einen eigenen Kopf.

 

 


Frauen drehen auf

Auch und gerade, weil sie sich nicht an die im vatikanischen Drehbuch vorgesehene Rolle hielten, wurde die Synode spannend. Die Debatte um das Frauendiakonat prägte die erste Halbzeit der Synode. In einer Audienz brachten 90 Frauen dem Pontifex Maximus ihre Anliegen vor. Unterstützt werden sie von einigen Kardinälen und Bischöfen, darunter Felix Gmür. Gegenüber dem «pfarrblatt» sagte der Basler Oberhirte, die Diakoninnenweihe solle Sache der Bischofskonferenzen sein: «Wer will, kann Frauen weihen.» 

 

 


Civitas sine suffragio (Bürger ohne Bürgerrecht)

Am Ende bleibt der Vatikan aber eine Monarchie und der Papst ihr souveränes Oberhaupt. Diesem wurde das synodale Einfordern von neuen Rechten dann doch zu bunt. Am Montag stoppte er die Debatte über das Frauendiakonat. «No basta!» Man wolle andere Wege finden, Frauen teilhaben zu lassen – ohne Weihe. Und jetzt? Helena Jeppesen-Spuhler findet klare Worte zum unsynodalen Verhalten, sie kämpft weiter.

Römische Rüge an Schweizer Oberhirten

Während in Rom westliche Ideen und theologische Tradition kollidieren, geht auch in der Schweiz das Leben weiter. Ohne lateinische Bonmots, aber dennoch ruckeliger als auch schon. 
 

 

 

Drei Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz haben eine kanonische Rüge erhalten: Sie haben Missbrauchsfälle zu spät gemeldet oder vorgeschrieben Verfahren nicht eingehalten. Kleiner Lichtblick: Vertuscht haben sie nicht. 

Einer der Gerügten ist der Abt von St. Maurice, der sich im Ausstand befindet. Ihm werden Grenzverletzungen vorgeworfen. Spannend wird, ob er in sein altes Amt zurückstrebt. Eine Medienmitteilung der Abtei lässt sich derart interpretieren. Und auch die staatskirchenrechtliche Seite scheint einen solchen Schritt nicht auszuschliessen. Urs Brosi, Generalsekretär der RKZ, bekräftigte gegenüber dem «pfarrblatt»: Die RKZ erwarte, dass der Abt Verantwortung übernehme und «nicht in sein Amt zurückkehren» werde. Dafür wägten die von Rom und der Walliser Staatsanwaltschaft gerügten Verfehlungen zu schwer. So ist Kirchenpolitik in Rom und Freiburg spannender als jede Bundeshausdebatte.

Berner Basis

Deutlich weniger dramatisch geht es an der Berner Basis zu. Dafür werden dort Nägel mit Köpfen gemacht. Zusammen mit der Caritas lancierte die GKG diese Woche zwei dringend nötige Hilfsprojekte für das kriegsgebeutelte Libanon und den armutsgeplagten Tschad.

Auch kulturell geht etwas in der Bundesstadt. Die Grande Dame des Schweizer Kinos, Heidi Maria Glössner, liest Geschichten aus der Bibel. Nach einem fulminanten Auftakt in Ostermundigen folgen weitere Lesungen am Sa, 26. Oktober, in Bern und am So, 3. November, in Wabern. Über die Bedeutung des Katholizismus hat die Theaterdame mit dem «pfarrblatt» vor Kurzem exklusiv gesprochen.

 

 

 

Für alle, die nicht warten wollen: Heute und morgen Abend können Sie Heidi Maria Glössner und Aaron Defant in der Heiliggeistkirche erleben. Beide lesen aus Bittbriefen, die europäische Juden und Jüdinnen während des Zweiten Weltkriegs an den Papst schickten. Eingeordnet werden die Briefe von Jana Haack der Universität Münster. Weitere Infos zur Veranstaltung gibt es hier.

Und falls Ihr Hunger nach News aus katholisch Bern noch nicht gestillt ist: Einfach auf www.pfarrblattbern.ch gehen. Dort halten wir Sie immer auf dem Laufenden.


Es grüsst Sie herzlich

Annalena Müller, 
«pfarrblatt»-Chefredaktorin