Christus am Lebensbaum. Wandmalerei in der Christ-König-Kirche in Biel von Max Rüedi, 1993. Foto: Pia Neuenschwander
Christ König - Frieden und Gerechtigkeit in Biel
Christkönig - die einzig legitime Herrschaft. Die Jahresserie #heiligbern
Das Christ-Königsfest wurde in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts eingeführt und hat durchaus eine politische Dimension. Die einzige Christ-König-Kirche des Kantons Bern steht in Biel und beherbergt eindrückliche Wandmalereien des Schweizer Künstlers Max Rüedi.
von Nicole Arz
Dass im Kirchturm der Bieler Christ-König-Kirche bis heute kein Geläut hängt, ist nur eine der Besonderheiten des modernen Betonbaus. Die Pfarrei ist die jüngste und kleinste der drei Bieler Stadtpfarreien Die Zuwanderung katholischer Arbeiter:innen nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das ländliche Dorf Mett in einen städtischen Vorort verwandelt. 1958 wurde in einer Villa der erste Gottesdienst gefeiert, später dann in der Aula des örtlichen Schulhauses und im Oktober 1968 schliesslich in der neuen Kirche.
Das einzig legitime Königreich
Das Christkönigsfest wurde erst 1925 durch Pius XI. eingeführt. Es sollte ein Zeichen setzen dafür, dass es nur einen wirklichen Herrscher und nur ein wirkliches Königreich gibt. Nach dem Ersten Weltkrieg lagen fast alle autoritären und monarchischen Systeme Europas am Boden. Die Wurzel allen Übels sah der Papst in der Abkehr der Staaten und des Einzelnen von Gott. Das Christkönigsfest sollte dazu dienen, Christus wieder öffentlich anzuerkennen.
Das Fest wurde zunächst am Dreifaltigkeitssonntag gefeiert, musste aber in den Spätherbst verschoben werden, nachdem die Nationalsozialisten 1935 ihr Reichssportfest auf diesen Tag gelegt hatten. Heute wird das Fest am letzten Sonntag des Kirchenjahres begangen und lenkt damit den Blick auf die Wiederkehr Christi. Es wendet sich gegen jede Art von weltlichem Machtgehabe und feiert das Königreich der Liebe und des Friedens. Auch wenn dieses Königreich kein irdisches ist, so ist es doch das einzig legitime, absolute und unbegrenzte.
Wandmalereien von Max Rüedi
Der 2019 verstorbene Schweizer Maler Max Rüedi hat während 40 Jahren seines Schaffens bei der künstlerischen Ausgestaltung moderner katholischer Kirchen in der deutschsprachigen Schweiz mitgewirkt. So ist der Schwerpunkt seines Werks die Auseinandersetzung mit religiösen und spirituellen Fragen. Seine Bilder seien aber nicht bloss Illustrationen biblischer Szenen, liest man bei der Kunsthistorikerin Veronika Kuhn nach, sondern würden diese auch befragen – gerade so, «als wüsste der Mensch nie Genaueres über Gott und müsste Gott stets staunend neu erfahren».
In der Bieler Christ-König-Kirche malte Max Rüedi zum 25-jährigen Jubiläum der Kirche sieben Wandmalereien direkt auf die Sichtbetonwände. Unser Bild zeigt den erhöhten König Christus am Kreuz. Das Kreuz aber ist ein Baum, der Blüten und Früchte trägt und damit ein Zeichen dafür ist, dass am Ende nur das Gute und Gerechte und nur die Liebe Bestand haben werden.