Bischof Martin Happe mit jungen Firmandinnen in Mauretanien. Foto: Kirche in Not

Christ sein in schwierigem Umfeld

09.04.2018

Der Bischof von Mauretanien Martin Happe besucht am 17. April Bern. Er ist Experte im christlich-islamischen Dialog.

In der islamischen Republik Mauretanien leben gerade mal knapp 4000 Katholiken. Die kleine Diözese bewirkt sehr viel im karitativen und sozialen Bereich, betreut wird sie von Bischof Martin Happe. Dieser ist zu Besuch in Bern.

Von Andreas Faessler, Luzerner Zeitung

Man weiss in unseren Breitengraden eher wenig über Mauretanien, den grossen Wüstenstaat im Nordwesten Afrikas, der mit einer Einwohnerzahl von knapp 4,3 Millionen eine geringe Bevölkerungsdichte aufweist. Das Land ist eine rein islamische Republik, die Mauretanier sind faktisch zu 100 Prozent sunnitische Muslime.

Und doch gedeiht mitten unter ihnen eine kleine, aber stabile Gemeinde von Katholiken: Seit 1965 ist die Landeshauptstadt Nouakchott Sitz der gleichnamigen Diözese, der einzigen im Lande. Ihr gehören gerade mal etwas über 4000 Katholiken an. Möchte man nun vermuten, dass die Christen in Mauretanien einen schweren Stand haben und wie in vielen anderen streng islamischen Ländern unter Verfolgung und Unterdrückung leiden, so erstaunt es, dass die Situation ganz anders aussieht.

«Die katholische Kirche hat einen sehr guten Ruf im Land, und wir kennen keinerlei Behinderungen in der Ausübung unserer Religion», weiss niemand Geringerer als der Bischof von Nouakchott selbst, Martin Happe. Der aus dem deutschen Münsterland stammende Geistliche ist 1995 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Mauretanien ernannt worden, nachdem er jahrelang als Missionar und Apostolischer Administrator im Bistum Mopti im Nachbarstaat Mali tätig gewesen war.

Grosser Einsatz für Menschen in Not

Ein signifikantes Mitgliederwachstum wird der Diözese Nouakchott allerdings kaum beschieden sein – würde ein Mauretanier zum Christentum konvertieren, so droht ihm die Todesstrafe. Sämtliche Christinnen und Christen in Mauretanien sind Ausländer, hauptsächlich Gastarbeiter. Und doch existieren Brücken zwischen den beiden Religionen: Die rund 100 Angestellten der römisch- katholischen Hilfsorganisation Caritas Mauretanien sind muslimische Landsleute. «Und diese Mitarbeiter sind stolz, sagen zu können, sie arbeiten für unser Hilfswerk, auch wenn manch einer dann den Verdacht äussert, sie seien Kryptokatholiken», weiss Bischof Happe.

Der Kirchenmann, welcher für 12 Priester und 23 Ordensschwestern im Land verantwortlich ist, setzt sich insbesondere für afrikanische Flüchtlinge und Migranten ein. Für dieses aufopfernde humanitäre Engagement sowie für seine unvoreingenommene Haltung zum Islam ist Bischof Martin Happe im Jahr 2009 in seiner Heimat mit der so genannten Bernhard-Kleinhans-Plakette ausgezeichnet worden.

Unterstützung erhält Bischof Happe für seine Arbeit auch aus der Zentralschweiz. Das Hilfswerk Kirche in Not mit Sitz in Luzern spendet jährlich einen Beitrag zwischen 10 000 und 15 000 Franken an das Bistum Nouakchott. Damit soll unter anderem die Mobilität der Pfarreien in Mauretanien sichergestellt werden, Renovierungsarbeiten an Kirchen und Klöstern werden ermöglicht sowie auch Messstipendien für Priester oder die Erweiterung des Gottesackers in Nouakchott und weitere kleinere Projekte.

«Wir von Kirche in Not sind der Ansicht, dass Bischof Happe seit 22 Jahren eine ausgezeichnete Arbeit im Land leistet», sagt Ivo Schürmann, Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit. «Dies tut er unter Bedingungen, die alles andere als einfach sind, zumal Mauretanien ein bitterarmes Land ist mit einer instabilen Politik.» Bischof Happe übt seine Berufung mit Leib und Seele aus, an den Ruhestand denkt der 72-Jährige noch nicht. «Die Arbeit in Afrika war nicht immer leicht», sagt er. «Aber wenn ich abends eingeschlafen bin, habe ich nie bereut, diesen Weg gegangen zu sein.»

Die Brüder und Schwestern nicht vergessen

Kirche in Not hat Bischof Martin Happe nun zu einem Besuch in der Schweiz eingeladen. In mehreren Pfarreien, auch in der Region Bern (siehe Box), wird er Gottesdienste halten und/oder im Rahmen von Vorträgen über das Christsein in Mauretanien berichten. «Es ist uns ein Anliegen aufzuzeigen, dass es selbst in einem rein muslimischen Land Katholiken gibt. Wir dürfen unsere Brüder und Schwestern nicht vergessen», sagt Ivo Schürmann von Kirche in Not, und Bischof Martin Happe ergänzt: «Diese kleine Anzahl von Katholiken in Mauretanien weiss, dass sie die Kirche des Landes bildet und eine Botschaft an die Mauretanier zu übermitteln hat – in Worten, aber vor allen Dingen in Taten!» Sagt es und stellt die Frage in den Raum: «Was wären in der heutigen schweizerischen Gesellschaft die Herausforderungen, denen die Katholiken sich stellen müssen, wenn sie ihrer Taufe treu sein wollen?»

 


Am Dienstag, 17. April ist Bischof Martin Happe zu Gast in der Stadt Bern

Um 09.15 feiert er einen Gottesdienst auf Französisch in der Krypta der Kirche Dreifaltigkeit Bern. Es besteht anschliessend die Möglichkeit zum Gespräch.
Um 19.00 hält Bischof Martin Happe in der Cafeteria der Pfarrei Dreifaltigkeit Bern (Saal 1) einen Vortrag mit anschliessender Möglichkeit zum Gespräch und zum Austausch.