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Clavis
Aki-Kolumne von Chantal Esposito
«Rrrt- klack!». Dieses vertraute Geräusch eines Schlüssels im Schloss. Wie oft hören wir es, ohne weiter darüber nachzudenken? Ein unscheinbarer Gegenstand, der viel mehr Bedeutung bietet, wenn man ihm einen Moment Beachtung schenkt. Dieser ergab sich bei mir an der letzten Teamsitzung, als Benjamin die beiden scheidenden Mitarbeitenden darum bat, ihre Schlüssel abzugeben. Ein simpler Satz, der bei mir etwas auslöste.
Ein Schlüssel, dachte ich, ist so viel mehr als nur ein Gegenstand. Ein Schlüssel schliesst ab, aber er öffnet auch. Er beendet Kapitel und läutet neue ein. Mir wurde bewusst, dass ich mich wieder an solch einer Schnittstelle fand: Kapitel Ende - Kapitel An- fang. Nun war es an der Zeit, Abschied zu nehmen von der Konstellation eines eingespielten Teams, das mir ans Herz gewachsen ist. Und gleichzeitig freute ich mich auf die neue Mitarbeiterin und das kommende Semester.
Diese Dissonanz der Gefühle – Traurigkeit und Vorfreude – erinnerte mich an meinen Umzug. Als ich zum letzten Mal die Tür meiner alten Wohnung abschloss, überkam mich Wehmut. So viele Erinnerungen: Das Lachen mit Freund:innen, stille Abende allein, das Chaos und die Ordnung – alles schien an dieser Wohnung zu haften. Der letzte Schlüsseldreh war wie ein Abschied von einem Stück meines Lebens. Doch kaum hatte ich den Schlüssel der neuen Wohnung in der Hand, spürte ich Aufbruchsstimmung. Neue Räume, neue Möglichkeiten, neue Geschichten, die darauf warten, erlebt zu werden. Ein Schlüssel ist eben nicht nur ein Werkzeug. Er ist ein Symbol. Ein Zeichen für das, was war, und für das, was kommt.
So lassen wir ein Jahr hinter uns – ein Jahr voller Türen, die wir geöffnet und wieder geschlossen haben. Manche Begegnungen blieben flüchtig, andere hinterließen tiefe Spuren. Wir verabschieden uns von Menschen, von Projekten, von Orten. Doch mit jedem Abschied kommt auch ein Anfang. Vielleicht haben Sie in diesem Jahr auch Schlüssel abgegeben. An die nächste Generation, an neue Mitarbeitende oder an Menschen, die in Ihren Räumen etwas Neues schaffen werden. Vielleicht haben Sie aber auch Schlüssel erhalten und stehen jetzt vor Türen, die neue Lebenskapitel aufmachen - mit allen Gefühlen, die solche Wechsel bringen: Ehrfurcht, Angst, Freude, Stolz.
So lade ich Sie ein, für den Jahreswechsel innezuhalten. Halten Sie Ihren Schlüsselbund für einen Moment in der Hand. Denken Sie an die Türen, die er geöffnet hat, und an diejenigen, die er noch öffnen könnte. Dann wagen Sie den nächsten Schritt: Mit Dankbarkeit für das Vergangene und mit Hoffnung für das Kommende in das neue Jahr zu rutschen.
Chantal Esposito, studentische Mitarbeiterin im aki