Foto: Gabriele Berz-Albert
Coronazeiten
Aktuell steht alles Kopf und Gabriele Berz schüttelt den ihren - aus vielen Gründen...
Die Welt steht Kopf – und ich, mittendrin, schüttle den meinen.
Vor Fassungslosigkeit.
Weil ein kleines Virus es schafft, unser Weltgetriebe völlig auszubremsen.
Vor Mitleid.
Weil die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft ständig Dinge entscheiden müssen, die sie ja auch nicht wissen.
Vor Sorge.
Weil der Kampf um den eigenen Kragen ablenkt von den Katastrophen, die weiterhin stattfinden, auch wenn keiner hinschaut: das Flüchtlingselend in Syrien, der Hunger in Ostafrika, der Klimawandel.
Vor Unbehagen.
Weil ich mir schon jetzt vorstelle, wie wir nach der Corona-Krise alles Verschobene nachholen und von den vielen Konzertbesuchen, Ferienreisen und Vereinsversammlungen ganz atemlos sein werden.
Vor Entsetzen.
Weil es (auch heute noch) Menschen gibt, die erzählen, dass all das ein Gott geschickt habe, um zu strafen für die Sünde der Welt und um die Welt mit eisernem Besen in die richtige Spur zu bringen.
Vor Bestürzung.
Weil ich es angesichts der Kranken und Verstorbenen und der Erschöpfung und Not, die das Virus für viele Menschen bringt, geschmacklos finde, schnell und fromm zu behaupten, dass Gott das alles so will.
Vor Unsicherheit.
Weil meine Bewunderung für alle, die in diesen Wochen ihre Arbeit und ihr Zusammenleben neu organisieren, meine Zweifel nicht vertreibt, dass es richtig ist, unseren Alltag mit der gleichen Verbissenheit zu organisieren und selbst im Griff haben zu wollen wie zuvor – übrigens auch in unseren Kirchen …
Und während ich den Kopf schüttle, denke ich, welch Glück es ist, an einen Gott des Lebens glauben zu dürfen. Nicht an einen Hokuspokusgott, der das Virus einfach wegzaubert. Nicht an einen Dornröschengott, der uns wie ein Prinz wachküsst, und das Leben geht weiter wie bisher. Sondern an einen Ostergott, der alle Wege mitgeht – durch die Krise hindurch und aus dem Krisental heraus in ein Leben, das anders sein wird als zuvor. Einen Ostergott, der auch durch das nächste Dunkel wieder mitkommen wird. Und der uns am Ostermorgen gezeigt hat, dass er uns – allen Krisen zum Trotz – dem Leben und dem Licht entgegenführt.
Gabriele Berz-Albert, Gemeindeleiterin Pfarrei Bruder Klaus Spiez