Felix Reich leitet die Redaktion von refromiert. in Zürich. Foto: Reto Schlatter/reformiert.
Das Gebet kann mehr
Kommentar von Felix Reich zum Weltgebetstag aus Palästina
Solidarität mit Israel, das von der Hamas angegriffen wurde, und Empathie mit den Christinnen aus Palästina, denen der Weltgebetstag eine Stimme gibt, schliessen sich nicht aus, sagt Felix Reich* in seinem Kommentar zum Thema.
Ausgerechnet jetzt bereiten Frauen einen Weltgebetstag mit einer Liturgie aus Palästina vor. Wäre nun nicht die Zeit, sich solidarisch an die Seite Israels zu stellen, das von der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf grausame Art angegriffen wurde?
Klare Worte
Die Position der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) war jedenfalls unmissverständlich. Sie betonte ihre «Verbundenheit und Solidarität mit den vielen Jüdinnen und Juden der Schweiz und mit dem Staat Israel».
Auch der Rat der Religionen, in dem neben den Kirchen auch jüdische und muslimische Gemeinschaften präsent sind, benannte die Täter:innen klar. Er verurteilte «den terroristischen und menschenverachtenden Angriff der Hamas auf Israel» und zeigte sich «zutiefst erschüttert über das beispiellose Ausmass und die Brutalität».
Verhärtete Fronten
Der Weltgebetstag, der im kommenden Frühling stattfindet, hätte ohnehin zu hitzigen Diskussionen geführt. Kaum eine Krise polarisiert wie der Nahostkonflikt. Auch in der Kirche. Nun hat die Eskalation der Gewalt mit ihren unabsehbaren Folgen die Fronten weiter verhärtet.
Gerade deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, einen Weltgebetstag vorzubereiten, der Christinnen aus Palästina eine Stimme gibt. Sich ihrer prekären Lage bewusst zu werden, schliesst die Verurteilung des islamistischen Terrors nicht aus.
Die verzweifelte Hoffnung
Über den Nahostkonflikt soll debattiert werden. In den Medien, auf Podien und in den Kirchen. Freilich vermag die Kirche mehr zu leisten als Reportagen und Analysen. Sie kann Raum geben für das Gebet, auch über religiöse Grenzen hinweg.
Im Gebet findet alles Platz: die Angst vor einer Welt, die in Flammen steht, die Trauer um die Opfer auf beiden Seiten, die ohnmächtige Bitte um Einsicht der Täter:innen, die oft verzweifelte Hoffnung auf Frieden. Wer zu Gott betet, betet immer für Versöhnung. Eigentlich müsste deshalb jeden Tag Weltgebetstag sein.
*Felix Reich leitet die Redaktion von reformiert. in Zürich. Erstpublikation im reformiert.info