Das goldene Kalb
Was Gier anrichtet, wird an vielen schrecklichen Krisen rund um den Erdball sichtbar. Die Kirche bezeichnet Habgier als «Todsünde». Sie meint damit nicht nur ihre äusseren zerstörerischen Auswirkungen wie Finanzkrise, Hunger und Krieg, sondern den Tod der «Seele», des wahren Menschseins. Die Gier macht Menschen zu Un-Menschen. Das Gleiche meinen die Gegensatzpaare Sein–Haben, Gott–Mammon, Geist–Geld, Vertrauen–Sicherheit. Schon Moses kritisierte sein Volk vehement, weil es um das «goldene Kalb» tanzte und seine Sicherheit im Materiellen suchte. Jesus bedauerte die Reichen, weil es für sie unmöglich sei, in das «Reich Gottes» – die Welt der Liebe – einzutreten; eher passe ein Kamel durch ein Nadelöhr. Der Götze Mammon ergriff auch von den Kirchen Besitz: im Katholizismus real, im Calvinismus ideologisch; in der christlichen Welt wurde das Zinsverbot abgeschafft. Heute ist der Kapitalismus die Religion, die Banken sind die Tempel, die Banker die Hohenpriester, Boni und Dividenden der Segen für die einen, Armut der Fluch für die anderen. Sein und Haben vertragen sich nur, wenn das Haben sozial eingesetzt ist. Andernfalls wird aus Sein leerer Schein. Gewiss, es ist nicht realistisch, dass alle Menschen gleich viel besitzen; aber das Gebot der Ethik und unseres Glaubens ist, dass alle das Nötige für ein würdiges Leben haben. Dazu sind die materiellen Ressourcen da. Die Armut der Welt ist eine Schande für die Reichen.
Das Lebenshaus unseres Glaubens gleicht einer grossen Kathedrale, an der seit nunmehr 2000 Jahren ununterbrochen gebaut wird. Unzählige Bauherren haben daran mitgewirkt: die frühchristlichen Gemeinden und Evangelisten, der Glaubenssinn von Millionen Menschen, das kirchliche Lehramt, Prophetinnen und Propheten. José Balmer schreibt über seinen Glauben. Ganz persönlich. In den 1980er Jahren lebte er in Bolivien. Sein Glaube ist von den Erfahrungen in dieser Weltgegend geprägt.
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