Sie beten auch nach einem Jahr Krieg weiter um Frieden: Marie-Louise Beyeler und Abt Urban Federer. Foto: Pia Neuenschwander
«Das Hoffen lohnt sich»
Was lässt Menschen weiter um Frieden beten?
Seit einem Jahr beten weltweit Menschen um Frieden in der Ukraine. Doch auch nach einem Jahr Krieg ist kein Frieden in Sicht. Was lässt sie weiterbeten? Das «pfarrblatt» hat am Friedensgebet im Berner Münster nachgefragt.
Text: Sylvia Stam, Fotos: Pia Neuenschwander
«Dass die Bemühung um Frieden ein Anliegen Gottes ist, dass Frieden uns versprochen wird, wenn wir daran arbeiten. In jedem Gebet für Frieden versuche ich mir bewusst zu werden: Wo in meinem engsten Umfeld ist kein Frieden? Kann ich etwas dafür tun? Eine unglaublich berührende, tiefe und oft auch anstrengende Übung. So bete ich dann für den Frieden in der Welt. Mich trägt die Hoffnung, dass es trotz all dem Hässlichen und Machtgierigen doch irgendwo auch Menschlichkeit gibt, die dazu beiträgt, dass es den Menschen in beiden Ländern, in unterschiedlichen Kontexten gut geht.»
Marie-Luise Beyeler, Präsidentin des Landeskirchenrats der Landeskirche Bern
«Genau solche Momente, wo wir merken, wir beten gemeinsam mit Menschen aus der Ukraine, Menschen aus Russland, mit Betroffenen. Das gibt diese Kraft des Glaubens, die uns weiterführt. Wir sind dann gestärkt, um weiter zu machen, jeder an seinem kleinen Ort. Ich glaube, dass ist das, was es braucht in dieser Welt.»
Rita Famos, Präsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz
«Unser Glaube, die sichtbare Solidarität, die wir von Seiten unserer Brüder und Schwestern weltweit erfahren. Diese unglaubliche Unterstützung ermutigt uns und lässt in uns Hoffnung wachsen, dass es einen wirklich gerechten Frieden geben kann.»
Nazar Zatorsky, Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche
«Die Hoffnung, dass der Frieden nicht von uns Menschen gemacht werden kann, sondern von Gott. Dass er ein Geschenk ist. Wir Menschen haben entweder offene oder verschlossene Herzen. Ich bete darum, dass viele Herzen sich dem Frieden öffnen. Ich habe die Hoffnung, dass es eines Tages heisst, die Waffen schweigen. Aber ich bin realistisch, dass das nicht heute oder morgen geschieht. Ich weiss aus der Geschichte unseres eigenen Hauses, dass es manchmal viel Geduld braucht, aber dass sich das Hoffen lohnt und das Leben weitergeht.»
Urban Federer, Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln