Draht, Styropor, Polsterung, Stoff – den Figuren Leben einhauchen. Foto: Vera Rüttimann
«Das ist eine Arbeit, die mich wirklich beseelt»
Die lebendige Krippe in Bremgarten
In der Pfarrei Heiligkreuz in Bremgarten sind eindrückliche Krippenszenen zu bestaunen. Die grossen Krippenfiguren locken staunende Gäste an.
Von Vera Rüttimann
Hell ausgeleuchtet ist der Stall mit Maria, Josef und dem Jesuskind. Schafe und Hirt:inen gesellen sich zu ihnen. Eine Mutter mit zwei Kindern begrüsst das neugeborene Kind. Die drei Könige sind noch auf dem Weg zu dieser orientalisch anmutenden Stadt. Während der Advents- und Weihnachtszeit ist jeden Sonntag bis zum Dreikönigstag eine neue Szene in der Krippenlandschaft zu bewundern.
Grosse Resonanz
Vor der Krippe begrüsst Doris Hagi an diesem Morgen einige Kinder. «Die Kinder der Kita sind regelmässige Besucher unserer Krippe», sagt die Seelsorgerin der Pfarrei Heiligkreuz. Auch Bewohner:innen des Altersheims schauen vorbei. «Weil jede Woche eine andere Szene in unserer Johanneskirche zu bestaunen ist, weckt dies die Neugier auf die Krippenlandschaft», sagt Doris Hagi mit einem Strahlen in den Augen.
Neben ihr in der Kirche steht Käthi Christen. Zusammen mit acht weiteren Personen aus der Pfarrei hat die pensionierte Werklehrerin aus Bremgarten in den Jahren 2019 und 2020 die Kurse für neue Krippenfiguren besucht. Sie wurden auf Initiative von Doris Hagi ausgeschrieben.
Die neuen Krippenfiguren sollten im Schwarzenberger-Stil sein. «In vielen Familien werden solche Figuren im Kleinformat an Weihnachten aufgestellt», weiss Doris Hagi.
Kultige Krippen
Im Crea(t)raum in Zimlisberg erlernten die Kursteilnehmer die Techniken zur Herstellung der Schwarzenberger-Krippenfiguren. Der Aufbau einer Figur, so erzählt Käthi Christen, beginne mit einem Rohling aus Sisaldraht. Daran werde ein Kopf aus Styropor befestigt, der mit Modelliermasse in die richtige Form gebracht werde. Er habe weder Augen noch Mund, was typisch für die Schwarzenberger-Krippenfiguren sei. Die selbst genähten Kleider werden dann einem Körper aus gepolstertem Stoff überzogen. «Für die Gestaltung unserer Figuren konnten wir aus einem fast unerschöpflichen Material auswählen», erzählt Käthi Christen. Bis eine Figur fertig war, habe es viel Fingerspitzengefühl gebraucht.
Während die Figuren genäht, bemalt und verziert wurden, hätten sich die Gespräche auch um die Bibel gedreht. «Wir haben uns Fragen gestellt, wie: Wie haben die Leute zu Zeiten Jesu gelebt? Was haben sie getragen und wie haben sie gewohnt? Die Kursleiterinnen Ruth Erne und Barbara Ruf haben uns dazu viel wertvolles Wissen vermittelt», sagt Doris Hagi.
«Was für ein Glück!»
Käthi Christen war nicht nur bei beiden Kursen mit dabei. e hilft auch jedes Jahr beim Aufstellen der verschiedenen Szenen. «Käthi ist mit ihrer Ideenvielfalt ein richtiger Glücksfall. Sie macht sich schon im Sommer Gedanken, welche Szenen wir an Weihnachten umsetzen könnten. Unterdessen ist Käthi zur treibenden Kraft des Krippenfigurenprojektes geworden», sagt Doris Hagi. Käthi Christen sagt: «Ich kann meine Ideen einbringen und es passt einfach alles.»
Es braucht jeweils einen Tag, bis die Krippenlandschaft in der Kirche aufgebaut sind. Hauswart Frank Weibel hilft tatkräftig mit und sorgt mit der richtigen Lichtsetzung dafür, dass die Figuren perfekt ausgeleuchtet sind.
«Ein Weihnachtsgeschenk»
Jetzt naht Weihnachten. Ist Maria noch am richtigen Platz? «Das ist eine Arbeit, die mich wirklich beseelt», sagt Käthi Christen. Die Krippenfiguren stimmen sie zudem innerlich auf Weihnachten ein. Immer wieder neu. Christen, die reformiert ist, sagt: «Dass ich hier als Reformierte in einer katholischen Kirche Krippenfiguren aufstellen kann, dann ist das eine schön gelebte Ökumene.» Doris Hagi sieht das genauso und ergänzt: «Durch die Arbeit an dieser Krippe ist zwischen uns eine Freundschaft entstanden. Das ist für mich wie ein Weihnachtsgeschenk.»
Hinweis: Besuchende können die Krippe jeden Tag von 08.00 – 19.00 in der Kirche St. Johannes besuchen; noch bis Donnerstag, 6. Januar.