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Das Spannungsfeld im aki
Aki-Kolumne von Bianca Jordan
Mit dem Abendvortrag am 4. Mai zum provokanten Thema «Verlorenes Christentum» des Freiburger Fundamentaltheologen Prof. Joachim Negel neigt sich mein Praktikum im aki dem Ende zu. Ich habe die Tätigkeit im aki als eine grossartige Möglichkeit erlebt, um Austausch über wichtige gesellschaftliche und theologische Themen zu fördern. Durch die Initiierung von respektvollen Diskursen konnte ich dazu beitragen, dass gegenseitiges Verständnis über unterschiedliche konfessionelle Hintergründe hinweg gestärkt wird. Ich sehe es als Teil meiner Berufung, zwischen verschiedenen Extremen von Ansichten zu vermitteln und durch Konfrontation Vorurteile zu reduzieren.
Mich begeistert am aki ausserdem, dass es sich im Kern zu christlichen Werten bekennt, Raum für Spiritualität bietet und zugleich aber auch ein sehr offener und toleranter Ort sein möchte, an dem sich alle willkommen fühlen sollen. Das aki wurde zwar von Jesuiten gegründet und wird finanziell von der katholischen Kirche getragen, seine Dienstleistungen sind jedoch offen für alle (mit dem Hauptzielpublikum von Studierenden), unabhängig von ihrem religiösen Hintergrund. Diese Kombination aus christlicher Glaubensgrundlage und Liberalität stösst aber leider auch auf Kritik oder Ablehnung; Leute, welche sich mit der katholischen Lehre nicht identifizieren können, stempeln das aki auf den ersten Blick häufig als zu religiöse oder katholische Institution ab. «Traditionsbewusste» Katholiken hingegen, empfinden das aki teilweise als theologisch zu unparteiisch.
Ich bewege mich gerne in solchen Spannungsfeldern. Deshalb habe ich beispielsweise die Veranstaltung «Das Ende der Ökumene» organisiert. An diesem Abend haben eine jüdisch-christliche Studentin, ein reformierter Student, ein baldiger Katholik, eine freikirchlich geprägte Studentin, eine Atheistin und ich (interkonfessionell) gemeinsam über das Thema Ökumene diskutiert. Durch ein gemütliches Gesprächsformat konnten wir Argumente der jeweiligen Gegenseite besser nachvollziehen und feststellen, dass unsere Ansichten meist gar nicht so weit auseinanderliegen.
Mit meinem konfessionsübergreifenden Hintergrund habe ich mich mit dem breiten Meinungsspektrum im aki sehr wohl gefühlt. Es war mir eine Ehre, das Programm im aki für zwei Semester mitgestalten zu dürfen.
Bianca Jordan