Soll für Paarbeziehungen besonders kritisch sein: «das verflixte 7. Jahr». Foto: Pia Neuenschwander

Das verflixte 7. Jahr

15.02.2017

Eine relativ neue 7, die es bis zur Redewendung geschafft hat, ist diese Woche Thema in der Jahresserie von Synes Ernst.

Diese Sieben gibt es erst seit 1955. Sie ist also im Vergleich zu anderen Sieben, von denen in dieser Serie die Rede ist, noch jung. Doch sie hat es bis zur Redewendung geschafft, was für ihre Magie spricht: «Das verflixte 7. Jahr».

Das Geburtsjahr dieser Sieben ist genau defi­niert: 1955 drehte Billy Wilder den Film «Das verflixte 7. Jahr». Es war nicht nur die Spielerei mit dem Ehebruch-Thema, das in der prüden Nachkriegszeit für Gesprächsstoff sorgte, son­dern vor allem Marilyn Monroe in der Rolle der verführerischen Blondine.
Legendär ist bis heu­te die Szene, in der sie ihren weissen Rock in der Abluft der U-Bahn aufwirbeln lässt. Von diesem Moment an kommt Unruhe in das bis anhin trä­ge Leben des Strohwitwers Richard Sherman, und seither geistert in den Köpfen dieses «ver­flixte 7. Jahr» herum, das für Paarbeziehungen besonders kritisch sein soll.

Fragen wir doch am besten gleich die Statistik, was es mit diesem «verflixten 7. Jahr» auf sich hat. Wenn etwas dran wäre, müsste sich dies in den Zahlen niederschlagen. Tatsächlich: In kei­nem anderen Ehejahr wurden 2014 (937 von ins­gesamt 16 737) und 2015 (956 von total 16 960) so viele Ehe geschieden wie eben in diesem verflixten (Zahlen gemäss Bundesamt für Statis­tik). Das wiederum würde bedeuten, dass das siebte Ehejahr wirklich mit besonderen Risiken behaftet ist.
Wenn dem so wäre, müsste das «verflixte 7. Jahr» auch in der Fachstelle Ehe-Partner­schaft-Familie der katholischen Kirche Bern ein Thema sein. Ein Besuch an der Mittelstrasse 6A in Bern soll Aufschluss geben. Ja, ja, es komme schon vor, dass Paare, welche die Fachstelle aufsuchen, von diesem «verflixten 7. Jahr» spre­chen, sagen Maya Abt Riesen und Peter Neu­haus, «aber nicht als Bedrohung, sondern viel mehr als Redewendung». Krisen brechen je­doch in der Regel nicht im siebten Ehejahr aus. Peter Neuhaus: «Die Scheidung ist nur noch das formelle Ende einer Beziehung, weshalb der Eindruck, den die Statistik erweckt, nicht unbe­dingt richtig ist.» Wenn man etwas als «verflixt» bezeichnen könne, dann sei es die kritische Pha­se vorher, im dritten oder vierten Ehejahr. Das ist die Zeit, wenn ein Paar nach der Faszination des Anfangs und vielleicht nach einer intensiven Phase, die kleinen Kindern gewidmet ist, seine Beziehung etwas näher anschaut.

Der Beziehungsarbeit gerade in dieser Zeit misst die Fachstelle grosse Bedeutung zu. Das ist auch mit ein Grund, weshalb das Dekanat Bern alle Paare aus dem Einzugsgebiet, die im fünften Jahr miteinander kirchlich verheiratet sind, zu einem Anlass mit Essen einlädt. «Eine Wertschätzung, dass man eine erste heikle Pha­se gemeinsam überwunden und damit eine gute Basis für das Weiterbestehen der Bezie­hung gelegt hat», sagt Maya Abt Riesen.
Eine Garantie gebe es allerdings nicht. «Beziehun­gen müssen immer gepflegt werden, beson­ders beim Übergang von einer Lebensphase zur anderen, so im Umfeld der Midlife-Krise oder der Pensionierung.» Einen wichtigen Platz im Angebot der Fachstelle nehmen daher die ökumenischen Kurse für Paare ein, die schon länger zusammen sind. Es haben auch schon über 80-Jährige daran teilgenommen, also sol­che, die das «verflixte 7. Jahr» mehrfach über­lebt haben ...

Synes Ernst


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