Der 7malige Umgang um die Kaaba
Der Koran verpflichtet jede Muslimin und jeden Muslim, einmal im Leben nach Mekka zu pilgern. Siebenmal umrunden die Gläubigen dort die Kaaba. Aber weshalb?
Siebenmal umrunden die gläubigen Muslime auf ihrer Pilgerfahrt die Kaaba in Mekka. Die Zahl weist nicht zuletzt auf die Bedeutung der Sieben im Islam hin. Das wiederum hat damit zu tun, dass der Islam, wie Judentum und Christentum, im Vorderen Orient entstanden ist, in welcher der Siebner-Mythos seinen Ursprung hat.
Der Koran verpflichtet jede Muslimin und jeden Muslim, einmal im Leben nach Mekka zu pilgern. Der Verlauf des sogenannten «Hadsch» ist seit der letzten Wallfahrt des Propheten Mohammed im Jahre 632 streng geregelt. Die mit der Pilgerfahrt verbundenen Handlungen zählen damit weltweit zu den ältesten und mächtigsten religiösen Ritualen überhaupt. Nicht zu unterschätzen ist die integrative Bedeutung des Hadsch für den Islam: Jährlich kommen während des Pilgermonats Dhul-Hidscha rund 2 Millionen Muslime aus aller Welt in Mekka zusammen – ein gewaltiges Gemeinschaftserlebnis. Der Hadsch ist neben dem öffentlichen Glaubensbekenntnis, dem täglichen rituellen Gebet, der sozialen Spende und dem Fasten während des Ramadan die fünfte Säule des Islam.
Die Pilgerfahrt nach Mekka hat allerdings schon eine lange vorislamische Tradition. Verehrt wurde dabei eine grosse Anzahl von Göttern, darunter auch der Mondgott Hubal mit dem schwarzen Stein. Nach diesem orientieren sich heute noch alle Muslime bei ihrem täglichen Gebet. Der schwarze Stein befindet sich in der südlichen Ecke der Kaaba. Der «Würfel», der in der Mitte der Heiligen Moschee steht, hat eine Seitenlänge von etwa 15 Metern und wird alljährlich mit einem goldbestickten schwarzen Tuch neu verhüllt. Die in ihrem Inneren leere Kaaba wird zweimal im Jahr für ein Reinigungsritual geöffnet, an dem nur ausgewählte Persönlichkeiten teilnehmen dürfen.
Um die Entstehungsgeschichte der Kaaba ranken sich viele Legenden. Gemäss islamischer Vorstellung gilt Adam als ihr Erbauer. Nach ihrem Zerfall wurde sie von Abraham zusammen mit seinem Sohn Ismael (Isaak) im Auftrag Gottes als Wallfahrtsstätte rekonstruiert. Mohammed selbst soll dann den schwarzen Stein an der Kaaba angebracht haben. Der heutige Bau mit festen Mauern stammt aus der Zeit nach 1630. Ein Neubau war nötig geworden, nachdem eine Überschwemmung die alte Kaaba zerstört hatte.
Insgesamt dreimal zeigt die Zahl Sieben während des Hadschs ihre Symbolkraft: Vor dem Umgang um die Kaaba erfolgt in Mina die rituelle Steinigung des Teufels; dies in Erinnerung an Abraham, der den Teufel, der ihn versuchen wollte, mit Steinen in die Flucht getrieben haben soll. Die Pilger werfen im Sinne eines Reinigungsrituals sieben kleine Steine gegen eine Mauer. Am nächsten Tag umrunden sie die Kaaba siebenmal im Gegenuhrzeigersinn, die ersten drei Umgänge im Laufschritt. Das Gedränge im Innern der Moschee ist unausweichlich, da alle versuchen, möglichst in die Nähe des jahrtausendalten schwarzen Steins zu gelangen. Anschliessend bewegen sich die Pilger siebenmal zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwah hin und her; dies in Erinnerung an die wassersuchende Hagar.