Eine starke Freundschaft verbindet Papst Johannes Paul II. (Aurélien Recoing, li.) und Kardinal Jean-Marie Lustiger (Laurent Lucas, re.), die eine gemeinsame Perspektive von Welt und Kirche haben. © Frenetic Films AG
Der jüdische Kardinal
Filmbiografie von Ilan Duran Cohen zum Streamen
Als Aron Lustiger sich mit 14 Jahren dazu entscheidet, zum katholischen Glauben zu konvertieren, ist das der Anfang einer unglaublichen Karriere. 1926 in eine jüdisch-polnische Familie in Paris geboren, wird Arons Entscheidung alles andere als begrüsst. Doch sie sollte dem nunmehr auf den Namen Jean-Marie hörenden Aron das Leben retten. Während des Zweiten Weltkriegs steht Jean-Marie unter dem Schutz des einflussreichen Abbé Bezombes und überlebt die Judenverfolgung in Frankreich. Trotzdem versucht Jean-Maries Vater auch nach dem Krieg – die Mutter kam in Auschwitz ums Leben – den Sohn zum Judentum zurückzuführen.
Durch seine Herkunft und die Erfahrungen des Weltkriegs geprägt, versuchte Jean-Marie Lustiger zeitlebens, Judentum und Christentum miteinander ins Gespräch zu bringen und auf die Rechte jeder und jedes Einzelnen zu pochen. 1954, bereits zum Priester geweiht, erklärte Jean-Marie ziemlich provokativ, dass seine jüdische Identität durch seine Konversion zum Christentum nicht ausgelöscht worden sei. Er verbinde in seiner Person vielmehr die beiden Religionen. Lustiger sollte ein Leben lang polarisieren.
Nach nur einem Jahr als Bischof von Orléans wird er 1981 von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Paris ernannt. Bereits 1983 folgt die Ernennung zum «jüdischen» Kardinal. Den Papst beeindrucken Lustigers Haltung und seine Visionen. Das Biopic von Ilan Duran Cohen zeichnet das Leben eines durchaus ambivalenten Kirchenmanns mit viel Liebe zum Detail nach.
Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp
«Der jüdische Kardinal» Frankreich 2012; Regie: Ilan Duran Cohen; ProtagonistInnen: Laurent Lucas, Aurélien Recoigne, Henri Guybet
Streamen bis zum 21. Februar: www.arte.tv