Der Newsüberblick: Von grossem Willen und vom Kleinerwerden

28.03.2025

Der Papst geht in die Verlängerung und die Kirche muss das Sparen lernen. Spiritualität ist im Hoch und das Kirchenimage nicht. Der Newsüberblick


Papst Franziskus hat sein Pontifikat in die Verlängerung gerettet – anders kann man es nicht sagen. Laut seinen Ärzten war der Papst zwei Mal in akuter Lebensgefahr. Doch mit dem eisernen Willen eines Jesuiten hat sich Franziskus ins Leben zurückgekämpft. Und er hat klar gemacht: Er hat noch einiges vor. 

Synode über die Zeit retten

Ein wichtiges Projekt: Die synodale Reform der Kirche zu verfestigen, sodass sie auch über sein Pontifikat hinaus gesichert ist. Selbst – oder gerade –  für den Fall, dass sein Nachfolger aus den weniger synodenfreundlichen Kreisen der Weltkirche kommt. Noch im Krankenhaus hat Franziskus daher einen Fahrplan für die Umsetzung der Synodenbeschlüsse bis 2028 festgelegt
 


Die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler freut es: «Der synodale Prozess kann umso weniger gestoppt werden, je stärker er in den lokalen Kirchen verankert ist– selbst durch einen neuen Papst nicht», sagt sie im Interview mit dem «pfarrblatt».

In der Realität ankommen

Doch selbst der stärkste jesuitische Wille muss sich fiskalischen Realitäten beugen. Bei einem jährlichen Defizit in Millionenhöhe kann auch das bekannteste von Jesuiten betriebene Tagungshaus in der Schweiz – das Lasalle-Haus - nicht einfach weitermachen wie bisher. Gegen diese Realität hilft auch keine Petition mit 5000 Unterschriften.
 


Der oberste Kirchenfinanzverwalter der Schweiz, RKZ-Generalsekretär Urs Brosi weiss: Das Lassalle-Haus ist erst der Anfang. Die Kirche wird kleiner und damit auch die Nachfrage nach ihren Angeboten. In dem unbequemen, aber wichtigen Interview macht Brosi deutlich, welche Aufgaben der Kirche nun bevorstehen: «Noch haben wir Personal und Ressourcen, um zu überlegen, wie wir den Prozess des Kleinerwerdens aktiv gestalten, damit er bewusst gesteuert und nicht reaktiv verwaltet wird.»

Spannungen im System

Nicht nur kirchliche Bildungshäuser haben mit finanziellen Herausforderungen zu kämpfen. Auch auf nationaler Ebene wird es eng – wenn auch aus anderen Gründen. Das zeigt der Jahresbericht 2024 der RKZ
 


Seien wir ehrlich: Finanz- und Haushaltsdebatten sind schon in der Politik nur mässig spannend – in der Kirche ist es nicht anders. Interessant hingegen sind die Spannungen im System, die bei solchen Debatten zu Tage treten.

Zwischen Juni 2024 und März 2025 trat das RKZ-Präsidium dreimal mit einem Finanzplan 2025-28 vor den Delegierten an. Erst bei der Plenarversammlung letzte Woche nahmen die Vertretenden der Landeskirchen den Plan an. Grund für die Spannungen: die Kosten der Missbrauchskrise.

Spiritualität im Hoch

Zeit für ein paar good vibes: Trotz allem kirchlichen Kleinerwerden bleibt die Bedeutung von Spiritualität in der Gesellschaft gross. So erfreut sich die Fastenzeit grosser Beliebtheit, gerade wegen des Besinnens auf das, was wichtig ist: mehr Ruhe und Sinnlichkeit.
 


Auch das Interesse an christlicher Kultur und ihrem Erbe ist ungebrochen. Das zeigen die hohen Besucher:innenzahlen in der Museumsnacht in der Berner Dreifaltigkeitskirche ebenso wie im Museum Delsberg. Dort gibt es die Bibel von Moutier-Grandval zu sehen – eines der wertvollsten Bücher der Welt. Der Besuch lohnt sich!
 


Wissen ist Macht

Zum Schluss doch nochmal zurück zum kirchlichen Kleinerwerden. Der Prozess wurde in jüngster Zeit durch das – nun ja – durchwachsene Image der katholischen Kirche, beschleunigt. Auch in dieser Frage gibt es zwei Möglichkeiten: lamentieren oder aktiv werden. 

Der medial überpräsente Kanton (nein, nicht Deutschland – der andere, ähnlich semi-beliebte: Zürich) hat sich für Letzteres entschieden. Die dortige Kantonalkirche hat eine repräsentative Studie zum Image der katholischen Kirche in Auftrag gegeben. Die Idee dahinter: Wer die Fakten und Probleme kennt, kann gezielt Massnahmen ergreifen.

Für die Studie wurden Menschen in der gesamten Deutschschweiz befragt. Entsprechend spannend ist die Studie auch aus Berner Perspektive. Das Ergebnis wird am kommenden Dienstag (1.4.) den Medien vorgestellt. Alle Infos finden Sie kurz danach natürlich auf pfarrblattbern.ch. 

 

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende

Annalena Müller, 
Chefredaktorin «pfarrblatt»

 

Der Inhalt des Newsletters gibt die persönliche Meinung der Autorin wieder.