Kardinal Grech Mario Grech beurteilt den Synodalen Prozess anders als Schweizer Gläubige in den Pfarreien. Foto: Stefan Maurer
Der Papst garantiert richtige Erkenntnis
Interview mit Kardinal Mario Grech
Hoher Besuch aus Rom in Bern: Kardinal Grech, Generalsekretär der Bischofssynode, sprach in Bern über Synodalität. Der Synodale Prozess scheint vielen Gläubigen in den Pfarreien weit weg. Kardinal Grech sieht das anders.
Interview: Annalena Müller und Sylvia Stam
«pfarrblatt»: Ist Synodalität in einem hierarchischen System wie der katholischen Kirche überhaupt möglich?
Grech: Natürlich. Die Kirche ist von ihrer Verfassung her synodal und hierarchisch. Das geht beides zusammen. Die Hierarchie kann ihre Aufgabe nicht erfüllen, wenn sie keine Synodalität praktiziert. Kirche funktioniert nicht, wenn die, die verantworlich sind für die Kirche, dem Heiligen Geist nicht zuhören, der im Volk Gottes präsent ist.
Viele Gläubige haben den Eindruck, im Zusammenhang mit dem Synodalen Prozess sei immer von Zuhören die Rede, entschieden wird dann aber doch in Rom. Was entgegnen Sie Ihnen?
Grech: (lächelt) Das stimmt nicht. Synodalität umfasst die gesamte Kirche. Es gibt die diözesane Ebene und ich würde auch die Ebene der Pfarreien dazuzählen. Selbst ein Pfarrer muss synodal sein. Daher gibt es einen Pfarreirat und auf diözesaner Ebene den Bischofsrat. Wenn ein Bischof nicht zuhört, dann wird er seine Mission nicht erfolgreich durchführen können. Aber dann gibt es Themen, welche die Gesamtkirche betreffen. Und wir sind gesegnet, dass wir das petrianische Prinzip mit dem Papst haben, das sicherstellt, dass unsere Erkenntnisse richtig sind.
Gläubige in den Pfarreien haben das Interesse am Synodalen Prozess verloren. Sie haben vor drei Jahren an einer Umfrage teilgenommen und sehen seither keine Veränderung. Wie kann der Prozess an der Basis spürbar werden?
Grech: Auch hier habe ich eine andere Meinung. Der Prozess läuft noch. Und wir wären heute nicht da, wo wir sind, wenn wir vor zwei Jahren nicht dem Volk Gottes zugehört hätten. Es hat also einen Effekt. Letzte Woche hat der Heilige Vater bereits 10 Themen ausgewählt, welche von Kommissionen weiter bearbeitet werden sollen und welche dem Papst bis Juni 2025 Anworten liefern sollen. Wir ernten also bereits die Früchte des Prozesses.
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