Leisten Beitrag an die Gerechtigkeit: Martin Koelbing, Anne Durrer und Barbara Kückelmann (v.l.n.r.).
Der Weg ist klar – das Ziel bleibt offen
Ordentliche «pfarrblatt»Vereinsversammlung in St. Marien Thun. Viel Zustimmung durch die Delegierten.
Am vergangenen Samstag tagte die «pfarrblatt»-Gemeinschaft in Thun. Vorbehaltlos genehmigten die Delegierten den Weg Richtung «Netz», wenn auch die personellen und finanziellen Konsequenzen offen blieben. Spannend vermittelte Tagesreferent Pfr. Martin Koelbing die Absichten der kantonalbernischen Kirchengesetzrevision.
«Ohne die Delegierten der Kirchgemeinden gäbe es das ‹pfarrblatt› nicht», bekannte Vereinspräsidentin Barbara Kückelmann an der ordentlichen Jahresversammlung in der Thuner Pfarrei St. Marien. Nachdem sie Gemeindeleiter Patrick Erni und seinem Team für die «perfekte Gastfreundschaft» gedankt hatte.
Im Jahresbericht erwähnte sie personelle Wechsel im Beirat, der die Redaktion in inhaltlichen und journalistischen Fragen berät, steigende Portopreise und gestiegene Papierpreise sowie das System der Adressverwaltung, das aus technischen Gründen entgegen früheren Absichten nicht geändert wird. Als Hauptthema des Vorstandes hatte sich einmal mehr die Zukunft des «pfarrblatt» erwiesen.
Im Jahresbericht der Redaktion liess Andreas Krummenacher die freien Mitarbeitenden zu Wort kommen, und Jürg Meienberg stellte in einem poetischen Beitrag die Forderung auf: «Lasst uns das Jetzt in Liebe verwandeln.» Die Möglichkeiten der digitalen Zukunft, des mobilen «pfarrblatt», stellte Markus Buenzli-Buob mit einem Beispiel aus der Pfarrei Burgdorf vor. Aus einer Printausgabe zum Thema Maria war ein crossmedialer Bericht zum Sehen, Hören, Staunen und der Möglichkeit zu Feedbacks geworden.
Zukunft «pfarrblatt»
An den medialen Möglichkeiten und gesellschaftlichen Forderungen anknüpfend hatte der Vorstand die Projektgruppe «Zukunft – BE – pfarrblatt» ins Leben gerufen, welche die raschen Veränderungen erfassen und mögliche Umsetzungsschritte aufzeigen soll.
Soll, um alles kostenneutral zu halten, die Anzahl der Printausgaben halbiert werden?
Wie kann die Redaktion den zusatzlichen Aufwand im Internet leisten?
Die Debatte ist eröffnet, in einem Jahr wird es Ergebnisse geben. Finanzielle Konsequenzen stellte auch Kassier Thomas Studer vor. Auch im vergangenen Jahr gab es einen Verlust. Das Minus beträgt 77600 Franken. Ohne Erhöhung der jährlichen Abopreise von 29 auf 32 Franken, dem die Delegierten einstimmig ihr Placet gaben, wäre das Eigenkapital bereits 2017 aufgebraucht gewesen.
Vor den Gesamterneuerungswahlen des Vorstandes, mit Präsdentin Barbara Kückelmann, verabschiedete die Versammlung Joseph Kuchen aus Bern, der sich laut Jürg Meienberg als konstruktiver Gesprächspartner «mehr mit Anfangen als mit dem Ende, mehr mit Zukunft als mit der Vergangenheit beschäftigt hatte». Neu gewählt wurde Jerko Bosic aus Lyss.
Gebt Gott und dem Kaiser…
Dann fesselte der kantonale Beauftrage für kirchliche Angelgenheiten, Martin Koelbing, die Zuhörenden mit dem eher trockenen Thema Kirchengesetzrevision. «Ein Gesetz soll auf Fragen antworten, die im Leben auftauchen», begann er sein weitgehend spontanes Referat. Heute würden feststehende Werte das Mobilsein erst ermöglichen. So gehören Kirchen für den Kanton zu jenen Immobilien, die den Menschen unterwegs Halt bieten: «Der verlässliche Raum gibt mir eine Ahnung von der eigenen Endlichkeit.»
Für Koelbing gehören Kirche und Staat zusammen, «wie ein Pendel, das nur lebt, wenn es sich durch den Mittelpunkt bewegt». Als Beitrag an die Gerechtigkeit brauche der Staat die Kirche, das «pfarrblatt» und die Menschen, die sich ereifern und ihren Beitrag leisten. Die Kirche sei keine Alltagsfliege, an ihr reibe man sich. Sie sei auch das Grundwasser, «von dem wird leben, ohne es zu sehen».
Mit der Gesetzesrevision wolle der Staat Pfarrer, Gemeindeleiterinnen und weitere Seelsorger in die Verantwortung der Kirchen übergeben; nicht sie loswerden. So können die Kirchen selber über den Personaleinsatz entscheiden. Konkret werden aus den kirchlichen Angestellten des Kantons am 1. Januar 2020 Angestellte der Kirchgemeinden mit bisherigen Bedingungen. Das neue Kirchengesetz respektiert die Struktur von Pfarrei und Kirchgemeinde, «die zusammenpassen wir Schlüssel und Schloss». Mit anhaltender Nähe von Kirche und Staat wird Erstere auch in 50 Jahren noch existieren, gab sich Martin Koelbing überzeugt. «Schliesslich leben wir in einem Kanton mit christlichen Wurzeln.»
Auch nach der Annahme des Kirchengesetzes gehe die Frage weiter, damit andere Kirchen und Religionen ihre Steine im erwähnten Gebäude einbringen können. «Nur gemeinsam mit anderen Glaubensrichtungen haben wir die Chance auf ein friedliches Zusammenleben.» «Was erwarten Sie in Bezug auf das Kirchengesetz von der Kirche?», wollte ein Zuhörer wissen. So spontan wie sein Referat antwortete Pfarrer Martin Koelbing: «Dass wir selbstbewusst und demütig das Evangelium leben im Wissen: Vieles liegt nicht in unserer Hand.»
Text und Bilder: Guido Lauper