Edith Rey Kühntopf ist Regionalverantwortliche des Bistums Basel im Kanton Bern. Foto: Pia Neuenschwander
Der Wunsch zu gesunden
Im Beichtstuhl: Edith Rey Kühntopf
Eigene Schuld zu beichten, ist alles andere als «billig», findet die Theologin Edith Rey Kühntopf, Regionalverantwortliche des Bistums Basel im Kanton Bern.
Interview: Katharina Kilchenmann
Verwenden Sie den Begriff Sünde?
Kaum, und wenn, braucht das Wort Erklärung. Sünde als moralischen Begriff finde ich nicht hilfreich. Ich verstehe unter «sündigen» vielmehr, «sich absondern» von Gott und von den Mitmenschen: Wer sich schuldig fühlt, geht auf Distanz, und es entstehen Brüche. In einem Beichtgespräch können Menschen wieder in Kontakt kommen mit sich selbst, mit anderen und mit Gott.
Wann war Ihre letzte Beichte?
Als Kind, kniend im dunklen Beichtstuhl. Und ich wusste nie so recht, was ich sagen sollte. Heute suche ich geistliche Begleitung im persönlichen Gespräch mit einem vertrauten Menschen oder einer Seelsorgeperson. Dabei sitze ich lieber an einem Tisch – vielleicht brennt eine Kerze – und ich schätze es, wenn am Ende ein Gebet steht oder ein befreiender Zuspruch.
Ist die Beichte also überflüssig?
Nein. Menschen suchen Beichtgespräche, wollen von ihren Sorgen, ihrer Not und Verzweiflung erzählen. Dahinter steht der Wunsch, zu gesunden und dem Leben eine neue Richtung zu geben.
Schuld abladen und weitermachen, ist das nicht etwas billig?
Nein, das kann viel «kosten». Wer etwas als Sünde empfindet, leidet. Es zur Sprache zu bringen, ist anspruchsvoll, aber heilsam.