Der Grosse Kirchenrat tagt im Haus der Religionen. Foto: Jürg Meienberg
Deutlich mehr Geld für Sozialdienste
Der Grosse Kirchenrat erklärt an seiner Sitzung das Postulat von Dominique Reymond einstimmig als erheblich.
Die Armut in der Region Bern werde steigen, erklärte Dominique Reymond, Grosser Kirchenrat der Pfarrei Dreifaltigkeit, und der Kanton ziehe sich mit Sparmassnahmen von wichtigen sozialen Aufgaben zurück. Deshalb sollen u.a. die kirchlichen Sozialdienste mehr Geld von der Kirche bekommen.
Dazu reichte Reymond im April ein entsprechendes Postulat im Grossen Kirchenrat der katholischen Kirche Region Bern ein. An seiner Sitzung vom 13. September erklärte der Rat das Postulat Reymond nun einstimmig als erheblich.
Die Kleine Kirchenrätin Gerda Hauck erläuterte das Vorgehen. Es werden drei sogenannte Töpfe eingerichtet. Der erste fördert die direkte Hilfe vor Ort und stockt die Mittel auf 250 000 Franken auf. Topf zwei unterstützt die indirekte Hilfe über soziale und diakonische Institutionen mit 230 000 Franken. Im Topf drei schliesslich sollen weitere 250 000 Franken für diakonische Projekte der Gesamtkirchgemeinde selbst und der Pastoral ermöglicht werden.
2016 belief sich das soziale Engagement der Gesamtkirchgemeinde auf 3,5 Millionen Franken. Mit dem Ausbau wird eine Erhöhung um 20% angestrebt. Im Sinne eines Kostendaches sollen zukünftig 15% der Steuererträge und der Erträge aus Liegenschaften in direkte und indirekte Hilfe fliessen. Dominique Reymond freut auf Anfrage die einstimmige Zustimmung.
Er hofft, dass die Exekutive diese zusätzlichen Gelder nun nicht nur «kontrolliert», sondern auch tatsächlich aktiv in Zusammenarbeit mit Pfarreien, dem Dekanat und der Fachstelle Sozialarbei einsetzt. Die Mittel sollen den «Ärmsten und Bedürftigsten zugute kommen».
Sein Wunsch bleibt, «dass wir nicht von einem Kostendach von 15% sprechen, sondern von einem Minium ausgehen», so Reymond. An derselben Sitzung überwies Franz Staldelmann, St. Josef Köniz, ein weiteres Postulat. Dieses soll die Katholische Kirche Region Bern dazu verpflichten, umfassend und nachhaltig die Schöpfungsverantwortung wahrzunehmen.
Das Postulat wurde ebenfalls einstimmig überwiesen und wird im April 2018 zur Verhandlung kommen. Beide Postulate beziehen sich auf entsprechende Legislaturziele des Rates. Die Sitzung fand im Haus der Religionen in Bern statt. An der vorgängigen Führung begegneten die Kirchenräte Verantwortlichen der Hinduistischen Gemeinde sowie dem Imam Mustafa Memeti und besichtigten sämtliche Sakralräume des Hauses.
Jürg Meienberg
Stellungnahme Dominique Reymond zur Annahme des Postulates:
Die Armut in der Region Bern wird 2017 und 2018 weiter steigen, der Kanton wird sich bald noch mehr zurückziehen. Hier liegt eine Verantwortung, ein Auftrag der Kirche: die Sozialarbeiter unserer Pfarreien sollen nicht ihre Zeit verbringen, Spenden zu sammeln, sondern müssen die Ärmsten und Bedürftigsten unterstützen können.
Darum freut mich die Zustimmung des Grossen Kirchenrates; es geht nun darum, dass der Kleine Kirchenrat diese zusätzlichen Gelder für 2018 - und später ! - nicht nur kontrolliert, sondern aktiv ausgibt, dies in Zusammenarbeit mit den Pfarreien, dem Dekanat und der Fachstelle FASA.
Es wäre schlimm, wäre Ende 2018 Geld aus den „3 Töpfen“ noch vorhanden; darum plädiere ich für eine enge Führung/Kontrolle der Ressourcen der 3 Töpfe seitens des KKR und für Flexibilität zwischen diesen 3 Töpfen.
Und noch ein Wunsch: Dass wir in einem Jahr, in zwei Jahren, diakonisch so unterwegs sind, dass wir nicht mehr von einem "Kostendach" von 15% sprechen, sondern von 15% als ein "Minimum" ausgehen.
Schliesslich noch etwas: Das Postulat habe ich zwar eingereicht, aber es ist nicht "mein" Postulat. Danke deshalb an alle, die mich unterstützt haben, Berührend fand ich insbesondere, dass einige das Buch „Vom Traum reich zu sein, Armutszeugnisse aus der Schweiz“ wieder in die Hand genommen haben und nun selbst aktiv sein wollen.