Rom - auf sieben Hügel erbaut. Foto: Pia Neuenschwander
Die 7 Hügel Roms
Trotz topographischer Fragezeichen eine populäre Vorstellung
Rom ist in erster Linie einmal die Hauptstadt Italiens. Noch mehr bedeutet sie für viele Gläubige, die sie als die «Ewige Stadt» bezeichnen. Und schliesslich fehlt in keinem Reiseführer das dritte Attribut: «Die Stadt auf den sieben Hügeln».
Ich fürchte, die meisten Historiker müssten passen, wenn sie gefragt würden, wie die sieben Hügel Roms heissen. Die bessere Adresse dürfte hingegen eingefleischte Kreuzworträtsellöser sein. Denn für sie gehört die Frage «Einer der sieben Hügel Roms?» zum täglichen Rätselbrot. Und das sind sie (mit der Angabe der Höhe ü. M.): Aventin (47 m), Caelius (50 m), Esquilin (65 m), Kapitol (50 m), Palatin (51 m), Quirinal (61 m) und Viminal (60 m).
Die sieben Anhöhen liegen östlich des Flusses Tiber. Nach der Zerstörung Roms durch die Gallier 387 v. Chr. wurde das Gebiet von einer zehn Meter hohen und elf Kilometer langen Mauer, der so genannten Servianischen Mauer, gegenüber der Umgebung abgegrenzt. In der Antike war es allerdings lange nicht klar, welche Hügel nun zum Katalog der klassischen Sieben gehörten. So wurde einmal der Ianiculum (ital.Gianicolo) dazu gezählt, ein andermal auch der Vaticanus. Dass sich schliesslich die Aufzählung durchsetzte, die auf den römischen Historiker Varro (116 - 27 v. Chr.) zurückgeht, hat gemäss dem Historiker Frank Kolbe einen speziellen Grund: «Die neuartige Vorstellung von einer Sieben-Hügel-Stadt (nach Varro) war griffig und durch die ‹heilige› Siebenzahl symbolträchtig. Deshalb wurde sie rasch populär.»
Und das, obwohl nach Kolbe «die Behauptung, Rom liege auf sieben Hügeln, bereits in der Antike eine gelehrte Vergewaltigung der topografischen Situation» bedeutet habe. Für die Wirkungsmacht des Siebnermythos gibt es noch einen weiteren Beweis: Die Geheime Offenbarung spricht in Kapitel 17 von der Hure Babylon, die auf einem Tier mit sieben Köpfen sitzt. «Die sieben Köpfe bedeuten sieben Berge, auf denen die Frau sitzt.» Den Adressaten der Apokalypse war damit sofort klar, wer damit gemeint war: Die sieben Berge, das waren Rom und das römische Weltreich, unter dessen Gewalt die kleinasiatischen Gemeinden zu leiden hatten.
Während heutige Besucherinnen und Besucher von der Schönheit der Sieben Hügel schwärmen, ist bei Johann Wolfgang von Goethe, der 1786 Rom besuchte, nichts Entsprechendes zufinden. In seiner «Italienischen Reise» zeigte er sich generell enttäuscht über die «unglückliche» Lage der Stadt. Er schreibt: «Ich nehme den herzlichsten Anteil an dem Jammergeschrei und den Schmerzen der Weiber von Alba, die ihre Stadt zerstören sehn und den schönen, von einem klugen Anführer gewählten Platz verlassen müssen, um an den Nebeln des Tiber teilzunehmen, den elenden Hügel Coelius zu bewohnen und von da nach ihrem verlassenen Paradiese zurückzusehn.»
Konkurrenz braucht Rom nicht zu fürchten. Es gibt zwar mit Lissabon und Bamberg zwei Orte, die ebenfalls das Attribut «Stadt der sieben Hügel» tragen. Rom hat aber den Vorteil, dass es seit der Antike vom Nimbus der Sieben profitiert, während die beiden anderen Städte den Titel erst später bekommen haben: Bamberg ums Jahr 1000, als Kaiser Heinrich II. den Beinamen «Fränkisches Rom» gab, und Lissabon im Jahr 1620, als in einem Buch die damaligen Sehenwürdigkeiten der Stadt aufgezählt wurden.
Synes Ernst
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