Der reiche Seefahrer Sindbad erzählt von seinen 7 Reisen... Bild: Pia Neuenschwander
Die 7 Reisen Sindbads
Ungeheure Reichtümer und haarsträubende Abenteuer: Die Geschichte von Sindbad und seinen sieben Reisen in unserer Jahresserie zur Zahl 7.
Der berühmte Seefahrer aus «Tausendundeine Nacht» unternahm genau sieben Reisen. Das ist kein Zufall. Denn der Mythos der Zahl Sieben ist im Vorderen Orient seit Urzeiten so tief verankert, dass er auch in den Märchen und Volkserzählungen einen festen Platz einnimmt.
Zwei Sindbads leben in Bagdad. Der eine ist reicher Seefahrer, der andere ein armer Lastenträger. Die Art und Weise, wie sie einander begegnen, ist zufällig oder doch nicht zufällig, so, wie es in Märchen halt ist. Sindbad, der Lastenträger, macht im Schatten eines prächtigen Hauses Pause und klagt seinem Schöpfer mit subtilen Worten, wie ungerecht es doch sei, dass die einen ihr Leben lang arbeiten müssten, während andere sich dem Nichtstun hingeben und von ihrem Reichtum leben könnten.
Sindbad, der Reiche, lädt den Lastenträger in sein Haus ein und beginnt: «Wisse, o Bruder, man nennt mich Sindbad, den Seemann, ich will dir alles erzählen, was mir widerfahren ist, ehe ich zu diesem Hause und zu einer solchen Gesellschaft gelangte, denn erst nach schweren Verlusten, grossen Mühseligkeiten und unendlichen Qualen habe ich solchen Wohlstand erreicht (…) Ich habe sieben Reisen gemacht, und jede bildet eine wunderbare Erzählung, die mit Gold geschrieben werden sollte, um jedermann zum Beispiel zu dienen!»
Die Erzählungen von den sieben Reisen Sindbads wollen allen, die sie hören, eine Botschaft mitgeben: Reichtum fliegt den Menschen nicht einfach so zu. Reich wird nur, wer bereit ist, hart auf dieses Ziel hinzuarbeiten.
Was Sindbad alles unternahm oder unternehmen musste, um das angestrebte Ziel zu erreichen, übersteigt zwar die Grenzen menschlicher Fähigkeiten, nicht aber die Grenzen menschlicher Fantasie: So landet er auf der ersten Reise auf einer wunderschönen Insel, die sich als Fisch entpuppt. Ein andermal helfen ihm Adler, wertvolle Diamanten zu sammeln, dann entkommt er nur knapp einer Gruppe von menschenfressenden Riesen. Mehrmals erleidet er Schiffbruch, wird beinahe von einem bösen Greis umgebracht. Selbst die letzte Reise, zu der er nur auf Bitte des Kalifen von Bagdad, Harun al-Raschids, aufgebrochen war, war voller Mühsal, keine Triumphfahrt, aber schliesslich doch noch ein Happy End mit Rückkehr nach Bagdad.
Wie in Grimms Märchen die Ritter jeweils sieben Abenteuer zu bestehen haben, bis sie die Prinzessin heiraten dürfen, führt der Weg Sindbads zu Reichtum und Vollkommenheit ebenfalls über sieben Stationen.
«Die sieben Reisen Sindbads» sind im 9. und 10. Jahrhundert wohl aufgrund von Geschichten arabischer Seefahrer (Seemannsgarn!) entstanden und bilden einen Teil der grossen, im ersten Jahrtausend im persischen Raum zusammengetragenen Märchensammlung «Tausendundeine Nacht». In der vermutlich ältesten erhaltenen arabischen Handschrift des Erzählzyklus, die aus dem 15. Jahrhundert stammt, waren die Abenteuer des Seefahrers interessanterweise noch nicht enthalten. Heute aber ist Sindbad neben Aladin, Ali Baba und Turandot die wohl bekannteste Figur aus «Tausendundeine Nacht».
Synes Ernst
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