Firmung, Beichte, Krankensalbung, Weihe, Eucharistie, Taufe, Ehe. Foto: Pia Neuenschwander
Die 7 Sakramente
Taufe, Firmung, Eucharistie, Busse, Krankensalbung, Weihe und Ehe - auf diese 7 Sakramente einigte man sich im Konzil von Trient.
Die Not war gross, der (Zeit-)Druck gewaltig: Die Reformation hatte die Kirche erschüttert und die Gläubigen verunsichert. Also musste das Krisen-Konzil von Trient (1545–1563) rasch mit konkreten Ergebnissen und Massnahmen aufwarten, die geeignet wären, die Erosion aufzuhalten.
Das ist den Konzilsvätern gelungen: Zwei Jahre nach Konzilsbeginn lagen in Trient nämlich die zentralen Reformentscheide vor, die bis heute nachwirken, so die Dekrete über das Glaubensbekenntnis (das seither als das «tridentinische» gilt), über Lesung und Predigt, die Erbsünde, die Rechtfertigung sowie die sieben Sakramente.
Die Festlegung auf sieben Sakramente – Taufe, Firmung, Eucharistie, Busse, Krankensalbung, Weihe und Ehe – ist aus Sicht des Konzils nicht zuletzt als klare Abgrenzung gegen die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen zu verstehen, die nur zwei Sakramente kennen, die Taufe und das Abendmahl. Es gibt allerdings auch theologische Begründungen für die vom Konzil festgelegte Siebenzahl. So schreibt der Dogmatiker Hubert Philipp Weber: «Dass es sieben Sakramente sind, ist mehr als nur Zufall oder geschichtliche Entwicklung. Sieben, das bedeutet drei und vier und vereint so die Zahl Gottes, des Dreifaltigen, mit der Gesamtheit der Welt in ihren vier Himmelsrichtungen. Die sieben Sakramente repräsentieren somit die Gesamtheit des Heils, das Gott an den Menschen wirken will.»
So betrachtet, zog das 1547 in der siebten(!) Session verabschiedete Konzilsdekret über die Sakramente gleichsam einen Schlussstrich unter eine Auseinandersetzung, die sich unter den die damaligen Koryphäen der Theologie während Jahrhunderten hingezogen hatte – den Streit um die richtige Zahl der Sakramente. Die Frage war ein zentrales Thema der Scholastiker. Petrus Abaelardus (1079–1142) plädierte für fünf, Bernhard von Clairvaux (1090–1153) für zehn, Petrus Damianus (1006–1072) für zwölf Sakramente. Starke Verfechter der Siebenzahl waren hingegen Thomas von Aquin (1225–1275) und Albertus Magnus (1200–1280).
Zu Thomas’ Begründung schreibt der Theologe Werner Löser: «Er hat zum einen im Sinn, die sieben Sakramente entsprechen den (sieben) Lebenssituationen, in denen der Mensch in besonderer Weise der Gnade Gottes bedürftig sei, zum andern, die sieben Sakramente könnten den sieben Göttlichen und Kardinaltugenden zugeordnet werden.» Für Albertus wiederum war die Reihenfolge der Sakramente ebenso von Bedeutung wie ihre Zahl. Weil er in den Sakramenten ein Heilmittel gegen die Sünde sieht, steht die Taufe logischerweise an erster Stelle. Sie befreit den Menschen von der Ur-Sünde.
Die Sieben sei schon lange in der jüdischen und christlichen Tradition eine heilige Zahl gewesen, schreibt der Theologe Edward Schillebeeckx. Doch nicht allein damit könne die Festlegung auf sieben Sakramente durch die mittelalterliche Theologie begründet werden. «Ausschlaggebend für die theologische Wahl … war, wie ich zu meiner Überraschung entdeckte, die Mystik von ‹den sieben Planeten›, die im zwölften Jahrhundert entstand.»
Die Mystik von den sieben Planeten führt wiederum zurück auf die Faszination, welche die geheimnisvolle Ordnung des Kosmos seit altersher auf die Menschen ausgeübt hat. Tiefer könnte die Siebenzahl der Sakramente also gar nicht verankert sein.
Synes Ernst