Das berühmteste unter den Büchern, die mit der Zahl Sieben im Titel um die Gunst der Leserschaft werben. Foto: Pia Neuenschwander
Die 7 Streiche
Was Max und Moritz mit der Zahl 7 zu tun haben, verrät uns Synes Ernst in der aktuellen Folge seiner Jahresserie.
Mehr als 150 Jahre alt und immer noch ein Bestseller: «Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen» von Wilhelm Busch. Es handelt sich um das wohl bekannteste und berühmteste unter den Büchern, die mit der Zahl Sieben im Titel um die Gunst des Publikums werben.
Eine Erklärung, weshalb der siebte Streich für das Lausbubenduo Max und Moritz tödlich endet, habe ich weder beim Verfasser Wilhelm Busch noch in der Sekundärliteratur gefunden. Es ist einfach so. Denkbar ist, dass Busch der Faszination der Zahl Sieben erlegen ist: Ein Buch mit sieben Geschichten hat gerade die richtige Länge, weder zu kurz noch zu lang. Ja keine frustrierte oder ermüdete Leserschaft – möglicherweise steckt sogar eine Marketingstrategie dahinter. Wie etwa bei zeitgenössischen Ratgeber-Autoren, deren Tipps nicht selten solche Titel tragen: «Die sieben Alternativen zur Pensionierung», «Sieben Tipps für den Fernseher-Kauf» oder «Heizkörper nachfüllen in 7 Schritten».
Sieben kompakte Portionen sind überschaubar, vor allem, wenn sie nach bewährtem Schema erzählt und so durchstrukturiert sind wie «Max und Moritz – Eine Lausbubengeschichte in sieben Streichen». Der Aufbau der Geschichte erinnert an einen Abzählvers, der leicht zu merken ist. Mit dem wiederholten und jeweils aktualisierten Übergang («Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich») werden Leserinnen und Leser bei der Stange gehalten, zumal die in sich geschlossenen Teilgeschichten keine eigentlichen Cliffhanger haben.
Busch wusste schon, wie man mit einfachen Mitteln Spannung erzeugte. Emotionale Wirkung erzeugte er vor allem mit seinen Illustrationen, die als Vorläufer der modernen Comics gelten. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie es den Leuten beim Betrachten der apokalyptisch explodierenden Pfeife Lämpels kalt den Rücken hinunterlief und wie sie, aus Angst vor dem nächsten Schrecken, kaum die Seiten umzublättern wagten.
Das Manuskript seiner Bildergeschichte hatte der 32-jährige Busch 1864 fertiggestellt. Statt seinem bisheriger Verleger Kaspar Braun bot er es Heinrich Richter zur Veröffentlichung an an, doch dieser bekam nach anfänglicher Zustimmung wegen des Inhalts doch noch kalte Füsse. Busch wandte sich wieder an Braun: «Ich schicke Ihnen nun hier die Geschichte von Max und Moritz (…) mit der Bitte, das Ding recht freundlich in die Hand zu nehmen und hin und wieder ein wenig zu lächeln.» Braun schlug zu und bekam für eine einmalige Zahlung von 1000 Gulden das Manuskript. Verlegerisch war das ein Riesengeschäft, obwohl sich 1865 die Erstausgabe von 4000 Exemplaren nur äusserst schleppend verkaufte. Ab der zweiten Ausgabe war der Lausbuben-Bestseller nicht mehr zu bremsen: Millionenauflage und Übersetzungen in rund 300 Sprachen bis heute.
Busch hat Max und Moritz so gezeichnet, dass man sie einfach gern haben muss. Für uns Heutige sind sie liebenswürdige Schelme, die mit ihren Streichen der Witwe Bolte, dem Lehrer Lämpel oder Onkel Fritz das Leben schwer machen. Aber damals, nein, musste solches Treiben bestraft werden, und zwar gleich mit der Todesstrafe – ein Festessen für Meister Müllers Federvieh!
Synes Ernst
<link pfarrblatt-angelus pfarrblatt-bern serie-2017>Die Jahresserie 2017 im Überblick