Das berühmteste unter den Büchern, die mit der Zahl Sieben im Titel um die Gunst der Leserschaft werben. Foto: Pia Neuenschwander

Die 7 Streiche

08.02.2017

Was Max und Moritz mit der Zahl 7 zu tun haben, verrät uns Synes Ernst in der aktuellen Folge seiner Jahresserie.

Mehr als 150 Jahre alt und immer noch ein Bestseller: «Max und Moritz – Eine Bubenge­schichte in sieben Streichen» von Wilhelm Busch. Es handelt sich um das wohl bekann­teste und berühmteste unter den Büchern, die mit der Zahl Sieben im Titel um die Gunst des Publikums werben.

Eine Erklärung, weshalb der siebte Streich für das Lausbubenduo Max und Moritz tödlich endet, habe ich weder beim Verfasser Wil­helm Busch noch in der Sekundärliteratur ge­funden. Es ist einfach so. Denkbar ist, dass Busch der Faszination der Zahl Sieben erlegen ist: Ein Buch mit sieben Geschichten hat gera­de die richtige Länge, weder zu kurz noch zu lang. Ja keine frustrierte oder ermüdete Le­serschaft – möglicherweise steckt sogar eine Marketingstrategie dahinter. Wie etwa bei zeitgenössischen Ratgeber-Autoren, deren Tipps nicht selten solche Titel tragen: «Die sie­ben Alternativen zur Pensionierung», «Sieben Tipps für den Fernseher-Kauf» oder «Heizkör­per nachfüllen in 7 Schritten».

Sieben kompakte Portionen sind überschau­bar, vor allem, wenn sie nach bewährtem Schema erzählt und so durchstrukturiert sind wie «Max und Moritz – Eine Lausbubenge­schichte in sieben Streichen». Der Aufbau der Geschichte erinnert an einen Abzählvers, der leicht zu merken ist. Mit dem wiederholten und jeweils aktualisierten Übergang («Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt so­gleich») werden Leserinnen und Leser bei der Stange gehalten, zumal die in sich geschlos­senen Teilgeschichten keine eigentlichen Cliffhanger haben.
Busch wusste schon, wie man mit einfachen Mitteln Spannung erzeug­te. Emotionale Wirkung erzeugte er vor allem mit seinen Illustrationen, die als Vorläufer der modernen Comics gelten. Man kann sich leb­haft vorstellen, wie es den Leuten beim Be­trachten der apokalyptisch explodierenden Pfeife Lämpels kalt den Rücken hinunterlief und wie sie, aus Angst vor dem nächsten Schrecken, kaum die Seiten umzublättern wagten.

Das Manuskript seiner Bildergeschichte hat­te der 32-jährige Busch 1864 fertiggestellt. Statt seinem bisheriger Verleger Kaspar Braun bot er es Heinrich Richter zur Veröffentlichung an an, doch dieser bekam nach anfänglicher Zustimmung wegen des Inhalts doch noch kal­te Füsse. Busch wandte sich wieder an Braun: «Ich schicke Ihnen nun hier die Geschichte von Max und Moritz (…) mit der Bitte, das Ding recht freundlich in die Hand zu nehmen und hin und wieder ein wenig zu lächeln.» Braun schlug zu und bekam für eine einmalige Zah­lung von 1000 Gulden das Manuskript. Verle­gerisch war das ein Riesengeschäft, obwohl sich 1865 die Erstausgabe von 4000 Exempla­ren nur äusserst schleppend verkaufte. Ab der zweiten Ausgabe war der Lausbuben-Bestsel­ler nicht mehr zu bremsen: Millionenauflage und Übersetzungen in rund 300 Sprachen bis heute.

Busch hat Max und Moritz so gezeichnet, dass man sie einfach gern haben muss. Für uns Heutige sind sie liebenswürdige Schelme, die mit ihren Streichen der Witwe Bolte, dem Lehrer Lämpel oder Onkel Fritz das Leben schwer machen. Aber damals, nein, musste solches Treiben bestraft werden, und zwar gleich mit der Todesstrafe – ein Festessen für Meister Müllers Federvieh!

Synes Ernst


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