Die 7 Weltmeere - will heissen: viele oder alle.. Foto: Pia Neuenschwander
Die 7 Weltmeere
Eine fliessende Definition, die je nach Ort und Epoche andere Meere bezeichnete... Diese Woche in unserer Jahresserie zur Zahl 7
Die Definition des Begriffs «Die sieben Weltmeere» ist so fliessend wie das Wasser, dem Element, aus dem sie bestehen und das sie vereint. Mehr noch: Genau sieben Weltmeere gibt es nicht.
Die Sieben bedeutet in diesem Zusammenhang vielmehr viele oder alle. Auch das eine Funktion dieser magischen Zahl. «Die sieben Weltmeere»? Auf diese Frage gibt die Suchmaschine Google keine eindeutige Antwort. Von den «sieben Weltmeeren» ist zwar seit den Sumerern (3. Jahrtausend v. Chr.) die Rede. Welche von Wasser bedeckten Gebiete damit gemeint waren, hing aber immer davon ab, wo die Person lebte, die den Begriff verwendete, und in welcher Epoche.
«Anzahl und Zugehörigkeit der jeweiligen Meere wandelten sich mit wachsendem geografischem Wissen», erklärt Albert Gerdes vom Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften.
Die heute populärste Aufzählung der «sieben Weltmeere» geht zurück auf Rudyard Kipling, den Autor des «Dschungelbuchs». 1896 veröffentlichte er seine Gedichtsammlung «The Seven Seas» und führte darin das nördliche und das südliche Eismeer, den Nordatlantik, den Südatlantik, den Nordpazifik, den Südpazifik sowie den Indischen Ozean als «Die sieben Weltmeere» auf.
Kipling verstand die Bezeichnung jedoch nicht wörtlich, sondern als «Metapher für die Gesamtheit der Ozeane» (Jakob Strobel y Serra in der FAZ).
Differenzierter ist die Sichtweise der Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Hier werden neben den drei Ozeanen (Atlantik, Indik und Pazifik) die vier grossen Mittelmeere zu den «sieben Weltmeeren» gezählt: das Nordpolarmeer, die Karibik mit dem Golf von Mexiko sowie das Australasiatische und das Europäische Mittelmeer. Das waren auch im Zeitalter der Entdecker (1450–1650) die befahrenen «sieben Weltmeere». Anders hatte die Liste bei den Griechen und Römern ausgesehen.
Sie umfasste das Ionische, Ligurische, Tyrrhenische, Adriatische, Ägäische, das Schwarze und das Mittelländische Meer – die Aktionsgebiete der griechischen und römischen Seefahrer. Ihre Kollegen aus dem arabischen Raum zog es eher Richtung Osten. Der Persische Golf, das Arabische Meer, die Bucht von Bengalen, die Strasse von Malakka, die Strasse von Singapur, der Golf von Thailand sowie das Südchinesische Meer waren folglich ihre «sieben Weltmeere».
Um Personal für seine luxuriösen Kreuzfahrtschiffe anzuwerben, verweist die «Seven Seas Group» auf die Geschichte ihres Namens. Dieser rühre von den «Seven Seas» her, durch welche die längste Segelschiffsroute zwischen China und England geführt habe. Dazu gehörten die Banda-See, das Celebes-Meer, das Java-Meer, das Südchinesische Meer, die Sulu-See und das Timor-Meer. Nur wer diese befahren habe, sei ein Old Salt, ein echter Seebär. Es erstaunt nicht, dass sich die «Seven Seas Group» auf diese stolze Tradition beruft und nicht etwa die Schifffahrt auf den «sieben Meeren» des römischen Schriftstellers Plinius des Älteren (23–79 n. Chr.). Denn sein «septem maria» umfasste «nur» das von Lagunen durchsetzte Po-Delta nördlich von Ravenna.
Synes Ernst
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