Folgen des Klimawandels in Burkina Faso – unregelmässige und fehlende Regenzeiten machen die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern immer schwieriger. Foto: Fastenopfer / Annette Boutellier
Die Antwort liegt auf unserem Teller
Zur Fastenzeit 2015
Unter dem Slogan «Weniger für uns. Genug für alle.» findet bis Ostern 2015 die Ökumenische Kampagne von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein statt. Sie zeigt auf, wie Fleischkonsum, Klimawandel und Hunger in Entwicklungsländern zusammenhängen. Sie regt an, den eigenen Konsum zu überdenken und zu handeln.
Pflanzen brauchen zum Wachsen fruchtbaren Boden, Wasser, Sonne und Wärme – und das alles in der richtigen Menge, im richtigen Verhältnis und zur richtigen Zeit. Dieses Gefüge bringt der Klimawandel durcheinander. Es ist zu heiss, es ist zu trocken, dann wieder regnet es zu viel, zu heftig und zum falschen Zeitpunkt. Die Auswirkungen auf den Anbau von Grundnahrungsmitteln wie Reis, Weizen und Mais sind dramatisch. Die globale Ernährungssicherheit ist in Gefahr. Der Weltklimarat geht davon aus, dass in einigen afrikanischen Ländern die Mehrheit der Bäuerinnen und Bauern, die auf Regen als Bewässerung angewiesen sind, im Jahr 2020 nur noch halb so viel ernten können wie heute. Kein Zweifel: Die Landwirtschaft ist Opfer des Klimawandels. Doch sie ist auch «Täter»: über 30 Prozent der menschengemachten Treibhausgase gehen auf ihr Konto. Wenn Wälder gerodet und Hochmoore trockengelegt werden, um neues Ackerland zu gewinnen; wenn aus Erdöl produzierter Kunstdünger massenhaft auf die Felder gelangt; wenn schwere Maschinen den Boden umpflügen und Pflanzengifte aus Flugzeugen versprüht werden, dann ist die Landwirtschaft Klimakiller Nummer eins. Weitere 10 Prozent der Treibhausgase werden durch Verarbeitung, Transport, Kühlung, Erhitzung, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln verursacht. Konsum und Produktion von Rind-, Schweine- und Pouletfleisch fallen dabei besonders ins Gewicht: 80 Prozent der Emissionen aus der Landwirtschaft werden durch die Fleischproduktion verursacht.
Noch immer werden rund 70 Prozent der Lebensmittel von Bäuerinnen und Bauern in Handarbeit und mit traditionellem Wissen hergestellt, für den lokalen Markt und die eigene Versorgung. Doch auch wenn sie wenig zum Klimawandel beitragen, sind die kleinen Betriebe seinen Folgen oft schutzlos ausgeliefert. In Entwicklungsländern kommen weder der Staat noch private Versicherungen für den Verlust der Ernte durch Überschwemmungen auf. Wer bereits am Rand des Existenzminimums lebt, steht auch bei kleineren Verlusten schnell vor dem Nichts. Um sich gegen die Risiken des Klimawandels zu wappnen, schöpfen schon jetzt viele Kleinbetriebe aus dem reichen Fundus der ökologischen Landwirtschaft. Sie experimentieren mit lokalen Saatgutsorten, die sie an die veränderten Regenzeiten anpassen. Sie pflanzen Obstbäume, die gleichzeitig Schatten spenden, den Boden vor dem Austrocknen und vor Erosion schützen. Das Pflegen des fruchtbaren Bodens ist das A und O einer klimafreundlichen Landwirtschaft.
Die Ökumenische Kampagne fordert uns nicht nur auf, genau hinzusehen, um weltweite Zusammenhänge zu erkennen, sondern auch mit unserem Handeln der Ohnmacht entgegenzutreten. In der Schweiz hat sich der Fleischkonsum in den letzten 60 Jahren verdoppelt. Man rechnet, dass jede Schweizerin und jeder Schweizer im Leben sieben Rinder, 27 Schweine und mehr als 1000 Poulets und anderes Geflügel verzehrt. Die industrielle Produktion von Fleisch ist beim genauen Hinsehen oft wenig appetitlich. Viele Gründe also, zu handeln: Glückliche Hühner von einem Biohof in der Nähe belasten das Klima wenig. Und würden alle ihren Fleischkonsum halbieren, würde das Klima weniger belastet.
Der Fastenkalender der Ökumenischen Kampagne 2015 «Rezepte fürs Leben und Überleben » gibt vielfältige Anregungen zur Gestaltung einer gelingenden Fastenzeit. Darin finden sich Ideen für die Gestaltung eines klimabewussten Konsums, spirituelle Impulse für eine neue Genügsamkeit und Aufrufe zu solidarischem Handeln. Er liegt einem Teil dieser Ausgabe bei.
An der Uno-Klimakonferenz in Paris werden im Dezember 2015 verbindliche Grenzwerte für Klimagase festgelegt. Fastenopfer und Brot für alle setzen sich bereits im Vorfeld nachdrücklich für die Menschen im Süden ein, die unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Mit einer Petition fordern sie von der Schweizer Regierung und vom Parlament, konkreter für Klimagerechtigkeit einzustehen: Die Schweiz muss den Klimaschutz im eigenen Land deutlich verstärken und vermehrt finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer leisten, die unter den Folgen der Klimaerwärmung leiden.
Blanca Steinmann, Fastenopfer
Mehr Information zur Ökumenischen Kampagne 2015
www.sehen-und-handeln.ch