Die christkatholische Kirche in der Schweiz

Für Sie gelesen. Tipp aus der ökumenischen Buchhandlung voirol

Ein vertiefter Einblick in Geschichte und Gegenwart

Das Buch will über Geschichte, Lehre und Leben der in der Schweiz als «christkatholischen» bezeichneten Kirche informieren. Sie ist Teil der altkatholischen Kirchenfamilie, welche die Utrechter Union bildet. Als altkatholische Kirchen bezeichnet man eine Gruppe von autonomen katholischen Kirchen, die bischöflich-synodal verfasst sind und nicht der Jurisdiktion des römischen Papstes unterstehen. Sie lehnen die zentralistische Kirchenstruktur ab. Die Erklärung der Unfehlbarkeit des Papstes von 1870 war Ausgangspunkt für den Widerstand liberal gesinnter Katholikinnen und Katholiken. Daraus entwickelte sich die christkatholische Kirche mit einem eigenständigen Verständnis von Katholizität, das sich an der frühen Kirche des ersten Jahrtausends (vor der Trennung der orthodoxen Kirchen des Ostens) orientiert.

Im Buch werden zunächst die historischen Ausprägungen des Altkatholizismus erläutert, danach die Entstehung und Geschichte der Christkatholischen Kirche der Schweiz bis in die Gegenwart dokumentiert. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der altkatholischen Lehre, der Liturgie und der wichtigen ökumenischen Vernetzung. Im letzten Kapitel wird das Kirchenverständnis in der Praxis behandelt: Wie wird die bischöflich-synodale Kirchenstruktur gelebt; wie gelangt man zu Entscheidungen in Glaubensfragen; was bedeutet die Utrechter Union als Gemeinschaft; wo findet Katechese und Erwachsenenbildung statt; wie verläuft das Theologiestudium und die Vorbereitung auf das geistliche Amt? Ein dreissigseitiger Bildteil und eine achtzigseitige Dokumentation wichtiger Texte (historische Erklärungen, Texte der Utrechter Union, relevante Rechtstexte und Stellungnahmen der Christkatholischen Kirche der Schweiz, ökumenische Vereinbarungen) runden den Band ab.

Das Buch richtet sich an religiös und theologisch interessierte Menschen, welche Mitglied der christkatholischen Kirche sind und sich mit ihrer Identität auseinandersetzen. Es ist auch für Fachleute gedacht. Sie werden von den vielen Fussnoten und dem grossen Literaturverzeichnis profitieren. Die umfassende Darstellung der altkatholischen Theologie und insbesondere der christkatholischen Kirche in der Schweiz ist auf dem aktuellen Forschungsstand und auch für Nichtmitglieder dieser Kirche interessant. Aus römisch-katholischer Sicht hätte man gerne noch etwas mehr aus der täglichen Praxis erfahren. Wie geht eine kleine Minderheitenkirche mit der Spannung zwischen christkatholischer Identität und abnehmender Kirchenidentifikation um? Eine Frage, welcher sich auch die grossen Kirchen zunehmend stellen müssen.

Gallus Weidele