Ein Heiliges Jahr ermöglicht einen «totalen Neuanfang, selbst wenn die Vergangenheit durch Schuld belastet ist», sagt Pfarrer Mario Hübscher. Foto: Sylvia Stam

Die «Dreif» lädt Pilgernde der Hoffnung ein

Im Bistum Basel laden elf Pilgerkirchen dazu ein, als «Pilgernde der Hoffnung» unterwegs zu sein. Eine davon ist die Basilika Dreifaltigkeit in Bern.


Sylvia Stam

«Wir sind immer wieder eine grosse Gruppe in unseren Gottesdiensten, das gibt den Menschen Hoffnung, weil sie spüren: Ich bin nicht allein», erzählt Mario Hübscher, seit Mitte September einer der beiden Pfarrer in der Basilika Dreifaltigkeit in Bern. 

Das passt gut zum Motto «Pilger:innen der Hoffnung», das Papst Franziskus über das Heilige Jahr 2025 gestellt hat. Schliesslich ist die «Dreif» eine der elf Pilgerkirchen im Bistum Basel, eine in jedem Bistumskanton sowie die Kathedrale in Solothurn. Regelmässige Eucharistiefeiern, Beichtgelegenheit, eucharistische Anbetung – diese Angebote habe das Bistum bei der Auswahl der Pilgerkirchen genannt.

Mit drei Priestern, die vier verschiedene Sprachen sprechen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch), wöchentlich 18 Messen und zwei Stunden Beichtgelegenheit ist die «Dreif» für diesen Zweck offensichtlich prädestiniert. «Es ist eine Dienstleistung für das Bistum, die wir ohne viel Zusatzaufwand leisten können», sagt Hübscher. 

Heiliges Jahr mit ökumenischer Note

Darüber hinaus ist er dabei, auf Anregung des Bistums einen Parcours zusammenzustellen mit Orten in Bern, «wo etwas von christlicher kirchlicher Gemeinschaft gelebt wird». Bislang hätten das evangelisch geprägte Stadtkloster, das Dok8 und die Prärie zugesagt. «Im Stadtkloster können Pilgernde an den Gebetszeiten teilnehmen, es gibt die Möglichkeit zur Begegnung und sie haben sogar Pilgerzimmer.» 

So bekommt das katholische Heilige Jahr im reformierten Bern sogar eine ökumenische Prägung. Mit dem Heiligen Jahr ist traditionell der Ablass verbunden. Das Bistum Basel umgeht den belasteten Begriff und spricht von «Gnadenerweis». «Ich brauche beide Begriffe nicht», sagt Mario Hübscher schmunzelnd, «sie sagen uns nichts mehr.» Was gemeint ist, erklärt er so: «Es ist ein totaler Neuanfang möglich, selbst wenn die Vergangenheit durch Schuld belastet ist.»

Schuld sei eine Realität, die alle Menschen erlebten. «Zu einem Menschen, der Verantwortung für sein Handeln übernimmt, gehört auch das Eingeständnis der Schuldfähigkeit.» Es gehe darum, dem in die Augen zu schauen, was einen möglicherweise immer wieder einhole. «Gerade deshalb braucht es Gott, der einen Neuanfang setzen kann.» 

Es sei hilfreich, von aussen zugesprochen zu bekommen: «Deine Sünden sind dir vergeben», wie es etwa in der Beichte geschieht. Hübscher sieht das Beichtgespräch denn auch als eine Ermutigung an: «Die Beichtenden dürfen daran glauben, dass Gott mit ihnen jetzt einen Neuanfang gemacht hat.» 

Dienst an den anderen

Auf die Frage, was ihm selbst Hoffnung gebe, erzählt Hübscher von einem Lehrling, der an einer Bibelaustauschrunde teilnahm. Wer der Erste sein wolle, solle einen Dienst an den anderen tun, lautete das Thema.

Der Lehrling nahm das Wort mit in seine Werkstatt und fragte nun, ehe er im Keller ein Werkzeug holen ging, jeweils: «Braucht sonst noch jemand etwas?» Mit der Zeit hätten die anderen diese Frage ebenfalls gestellt, dadurch habe sich das ganze Arbeitsklima positiv verändert. 

Dass Papst Franziskus «Hoffnung» zum Thema macht, freut den Pfarrer der Dreifaltigkeit. «Wir dürfen darauf zählen, dass jemand die Welt in der Hand hat. Mit ihm zusammen können wir etwas erreichen!» 
 

Vom 27.9.–4.10. 2025 organisiert die Pfarrei Dreifaltigkeit in Absprache mit den übrigen Pfarreien des Pastoralraums Bern und Region eine Reise nach Rom. Sie ist offen für alle Interessierten.