«Gottes Wünsche sind meine Wünsche.» Antonio Sakoto ist neu zuständig für die kroatischsprachige katholische Gemeinschaft im Kanton Bern. Foto: Stefan Maurer

«Die Kroaten sind ein emotionales Volk»

Der Franziskanerpater Antonio Šakota leitet neu die «Kroatisch Katholische Mission Bern»

Pater Antonio Šakota hat im Dezember die Nachfolge von Gojko Zovko als leitender Missionar der «Kroatisch Katholischen Mission Bern» angetreten. Für seine Landsleute sind emotionale Bindungen wichtig. Deshalb will der Franziskaner die Begegnungen, das Zusammensein und die Jugendarbeit in den Vordergrund seiner Priestertätigkeit rücken.

Von Antonio Suárez

Am ersten Advent hielt Pater Antonio Šakota in der Reformierten Kirche Bern-Bethlehem seine erste Predigt als neuer leitender Missionar der katholischen kroatiaschsprachigen Gemeinschaft. Der 37-Jährige tritt damit die Nachfolge von Pater Gojko Zovko an, der nach über achtzehn Jahren sein Amt abgibt. Damit leitet der aus dem herzegowinischen Mostar stammende Franziskaner eine von insgesamt elf Missionen in der Schweiz. Parallel zum Priesteramt bleibt Šakota weiterhin Nationalkoordinator aller Kroatenmissionen in der Schweiz. In dieser Funktion organisiert der 2014 zum Priester geweihte Ordensgeistliche die beiden jährlichen Wallfahrten nach Einsiedeln sowie das Ministranten- und Kinderchortreffen in Zürich.

Neuanfang mit etwas Nervosität

Die kroatischen Missionen werden von den Franziskanern dominiert, stellen sie doch schweizweit insgesamt 14 Missionare. Einer von ihnen ist Pater Šakota. Gegenüber dem «pfarrblatt» bestätigt der Herzegowiner, dass er sein neues Amt mit «gemischten Gefühlen» antrete, zugleich aber zuversichtlich sei, dass er sich in Bern bald wie «zuhause fühlen» werde. «Es ist normal, etwas nervös zu sein, wenn man eine neue Aufgabe übernimmt. Im Kopf stellen sich einem viele Fragen. Aber grundsätzlich bin ich sehr froh, dass ich diese Mission übernehme, weil ich mich hier von Anfang an sehr willkommen und gut angenommen gefühlt habe.» Gegenüber seinem Amtsvorgänger zeigt er sich erkenntlich: «Ich bin Pater Gojko dankbar für die vielen Jahre, die er hier in Bern für die Mission zuständig war. Er hat sehr viel geleistet.»

Die Jugendlichen im Blick

Auf die Frage, was er anders machen möchte, entgegnet Šakota: «Mein Ausgangspunkt ist nie, dass die Welt mit mir anfängt.» Als Priester müsse man die Gemeinde spüren lassen, dass man ihr durch Gott und die Sakramente, aber auch durch persönliche Begleitung beistehe. «Die Leute müssen fühlen, dass man sie liebhat», sagt er. «Die Kroaten sind ein emotionales Volk. Und deshalb ist dieses physische Zusammensein sehr wichtig.» In den letzten neun Jahren arbeitete Šakota oft mit Jugendlichen, zunächst in Mostar und später in Zürich. Auch in Bern möchte er etwas Spezielles für die jungen Katholik:innen auf die Beine stellen. Bereits in Zürich hatte er festgestellt, wie gut seine Landsleute integriert sind: «Die meisten fühlen sich gleichermassen als Kroat:innen wie als Schweizer:innen», so Šakota. Nach den jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik leben in der Schweiz rund 30'000 Kroat:innen, wobei die reale Zahl unter Einbezug der Doppelstaatler:innen weitaus höher liegen dürfte.


Anmerk.: In einer früheren Version war der Name von Fra Antonio Šakota falsch geschrieben. Wir bitte dafür um Entschuldigung.


Drei Generationen

Die Community umfasst drei Generationen. Als die ersten immigrierten, war Kroatien noch Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Über die Jugoslawienkriege der Neunzigerjahre werde in der Missionsgemeinde jedoch kaum noch gesprochen, weiss Sakoto. «Es ist klar, dass Verletzungen da sind. Aber der Krieg ist schon dreissig Jahre her.» Dies heisse hingegen nicht, dass man die Vergangenheit vergessen dürfe, gibt der Priester zu bedenken und bezieht sich ausdrücklich auf das «Andenken an jene Leute, die ihr Leben dafür gegeben haben, dass Kroatien heute ein unabhängiger Staat ist». Bei besonderen Gelegenheiten möchte Sakoto deshalb Gedenkanlässe veranstalten, beispielsweise einen Dankgottesdienst für die Menschen, die beim Massaker von Vukovar 1991 umgebracht wurden.

Priester und nicht Politiker

Über Politik möchte der Pater nicht sprechen. Er sei Priester und kein Politiker, sagt er. Seine Aufgabe sieht er vor allem darin, den Leuten «den Glauben näherzubringen». Es gehe nicht darum, eine geschlossene Sekte, sondern eine starke und offene Gemeinschaft zu bilden. Auf die Frage nach der Themensetzung, antwortet Sakoto ohne Umschweife: «Mein Konzept ist immer das Evangelium. Das Tagesevangelium beeinflusst meine Predigten und Reden.» In den letzten Jahren griff Sakoto Impulse von Papst Franziskus auf, der die Barmherzigkeit ins Zentrum seines Pontifikats gestellt hat. «Die Idee, dass wir nach Rückschlägen immer wieder aufstehen und uns der liebe Gott nie im Stich lässt, ist für mich persönlich das wichtigste Thema.» Mit Blick auf seine Tätigkeit in Bern möchte der Franziskaner keine konkreten Erwartungen äussern. Schon zu oft habe ihn das Leben überrascht. Und deshalb steht für ihn fest: «Gottes Wünsche sind meine Wünsche. Ich bin da für seine Wünsche. Und ja, möge mich der liebe Gott auch in Bern überraschen.»