In sieben Schritte zum richtigen Managementdenken. Foto: Pia Neuenschwander

Die Millersche Zahl 7

20.12.2017

Ein Mensch kann sieben Informationseinheiten in seinem Kurzzeitgedächtnis speichern - der letzte Beitrag zur Jahresserie um die Zahl 7 von Synes Ernst.

Die Besonderheit der Sieben – im letzten Beitrag unserer Jahresserie befassen wir uns mit einem psychologischen Aspekt rund um die magische Zahl, der auffälligen Tatsache nämlich, dass ein Mensch gleichzeitig nur sieben Informationseinheiten in seinem Kurzzeitgedächtnis speichern kann. Der amerikanische Psychologe George A. Miller hat diese Erkenntnis 1956 erstmals beschrieben. Seither ist die Sieben auch die Millersche Zahl.

Zwei Jahre sind es her, seit sich die halbe Schweiz über die Chefin der EMS-Chemie und SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher fast tot gelacht hat. An einer Managerschulung, die vom Schweizer Fernsehen aufgezeichnet wurde, behandelte sie ihre Mitarbeiter, als wären sie Schulbuben. «Se Biemer bräiks daun – wot is se först sing yu du?», fragte sie, pickte dann einen aus der Runde heraus und forderte ihn auf, den ersten der sieben «Thinking steps» zu nennen. Der blamierte sich, wie könnte es anders sein, fürchterlich …
Man mag über Martullo-Blochers haarsträubendes Englisch und ihren didaktischen Holzhammer lachen, so viel man will – ihre sieben Schritte zum richtigen Managementdenken haben einen ernsthaften Hintergrund.

Die «Seven Thinking Steps» orientieren sich nämlich an den Arbeiten des amerikanischen Psychologen George A. Miller. Nach siebenjährigen (!) Studien formulierte dieser 1956 im Buch «The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information» seine Erkenntnis: Der Mensch kann gleichzeitig nur 7 plusminus 2 Informationseinheiten im Kurzzeitgedächtnis behalten. Der Inhalt spielt dabei keine Rolle, es kann sich um Buchstaben, Wörter oder Zahlen handeln.

Die Millersche These prägt das moderne Projektmanagement bis heute. So sollte man für Besprechungen den Kreis von Teilnehmenden auf sieben begrenzen, weil eine höhere Zahl nachweislich zu einem Effizienzverlust führt. Ein Vorgesetzter sollte zudem nie mehr als sieben Mitarbeitende direkt führen. Projektgruppen ohne hierarchische Strukturierung arbeiten mit mehr als sieben Personen weniger effizient.
Wer auf einer Powerpoint-Seite mehr als sieben Punkte aufs Mal aufführt, sorgt im Publikum garantiert für Langeweile, und bei der guten Gliederung von Dokumenten stellen sieben Unterpunkte das Maximum dar. Schliesslich hat eine leicht lesbare Website nie mehr als sieben Navigationspunkte.

Ist Ihnen, werte Leserinnen und Leser, nicht auch aufgefallen, wie oft in den Medien Listen oder Aufzählungen veröffentlicht werden, die exakt sieben Punkte umfassen? «Die sieben magischen Punkte Macrons», habe ich gesehen, oder «Amtsenthebung: Die sieben Schritte, bis ein US-Präsident stürzt» und «Die sieben Sachen, welche die Tech-Welt 2017 entscheidend verändert haben». Im Verlaufe dieses Jahres ist mir immer stärker bewusst geworden, in wie viele Lebens- und Alltagsbereiche die Zahl Sieben hineinspielt.
Wenn diese Serie bei Ihnen dieses Bewusstsein auch gefördert hat, hat sie ihren Zweck vollauf erfüllt.

Synes Ernst

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Die Jahresserie 2017 im Überblick