Sr. Benedicta und Sr. Dominica mit dem Team der Kloten Flyers 2013 im Kloster St. Johann in Müstair. Foto: Lucas Pitsch
Die Schwestern von Müstair und ihre Lieblingsobjekte
Eine neue Ausstellung im Museum Müstair zeigt die ganz persönliche Seite der Klosterfrauen. Ob Eishockey oder Starbucks – ab 7. September ermöglicht IN PERSONA überraschende und liebenswürdige Einblicke hinter die Klostermauern von St. Johann.
Romina Ebenhöch*
Auf den ersten Blick hat der Eishockeyclub Kloten Flyers mit dem Kloster wenig zu tun. Erkundigt man sich bei Schwester Benedicta, wird jedoch schnell klar: Sie ist ein eingefleischter Fan. Jeden Spieler kennt sie beim Namen, und auch der eine oder andere Fanartikel ist in ihrem Besitz, darunter gerüchteweise gar ein Schlafanzug. Was unvereinbar mit landläufigen Vorstellungen von Klosterstrenge erscheint, hat durchaus einen religiösen Hintergrund.
Alles begann damit, dass ein Fan der Kloten Flyers die Schwestern um den Einschluss der Mannschaft ins Gebet bat. Daraus entstand eine weltlich-monastische Partnerschaft, die von einem Besuch der Kloten Flyers mit dem Mannschaftsbus in Müstair und einer SRF-Dokumentation gekürt wurde.
«… und der Eigenart vieler zu dienen …» aus der Regel des Heiligen Benedikt
Mit der Ausstellung IN PERSONA rückt das Klostermuseum St. Johann in Müstair die heute lebenden Benediktinerinnen in den Vordergrund und baut eine Brücke zwischen dem Leben in Klausur und einem vielbesuchten UNESCO-Welterbe. Im Fokus stehen die Schwestern selbst mit ihren individuellen Vorlieben und Talenten. Die persönlichen Erfahrungen, Interessen und Charaktereigenschaften der Frauen machen die Gemeinschaft von St. Johann einzigartig.
In den Spannungsfeldern «Mensch und Religion» und «Subjekt und Gemeinschaft» beleuchtet die Ausstellung den – zum Teil überraschenden – Raum, den es in der klösterlichen Gemeinschaft für Individualität gibt. Auch Ordensfrauen haben Lieblingsgetränke, Hobbies und Vorlieben, Talente – vieles davon erschliesst sich erst in einer mehrfachen vertrauensvollen, offenen und vor allem persönlichen Begegnung mit den Schwestern als Einzelpersonen.
Wer Glück hat, erfährt im Gespräch von Schwester Birgittas Begeisterung für den Kaffee von Starbucks oder Schwester Johannas Leidenschaft für das Sammeln besonderer Steine. Einzig die Zeichnungen aus dem Klosterleben von Schwester Pia sind für die Gäste seit vielen Jahren zugänglich und erfreuen Gross und Klein durch ihre Kunstfertigkeit und ihren Detailreichtum.
Für die Präsentation im Refektorium, dem gemeinsamen Speisesaal, haben die Schwestern von Müstair jeweils ein ganz persönliches Lieblingsobjekt zur Verfügung gestellt. Entstanden ist eine facettenreiche Zusammenstellung an Objekten, die von eigenen künstlerischen Arbeiten über Familienerbstücke bis hin zu kleinen Guilty Pleasures reichen, so etwa sportliche Fanartikel oder der Latte Macchiato von Starbucks.
* Romina Ebenhöch ist promovierte Kunsthistorikerin und Direktorin des Klostermuseums St. Johann in Müstair.
Die Vernissage findet gemeinsam mit der Ausstellung «BUN VIADI. Reisen in der Vormoderne» am Samstag, 7. September, um 18.00 statt. Danach ist die Ausstellung täglich geöffnet.