Die Weltsynode aus Mediensicht

Welche Rolle spielt die Weltsynode in den Medien? NZZ-Italienkorrespondent Luzi Bernet und Mario Galgano von Vatican News berichten, wie sie dieses Thema für ihre Berichterstattung angehen.

 

Aufgezeichnet von Anouk Hiedl

Mario Galgano, Vatican News

«Für die Vatikan-Medien geht alles, was hier passiert unter Inland-Nachrichten. Hinzu kommt, dass wir auch für die Pressearbeit der Weltsynode zuständig sind. Deshalb spielt die Synode für uns eine grosse Rolle. Als Redaktor geht es mir darum, sowohl korrekt und ausführlich als auch kritisch und mit journalistischer Distanz zu berichten, was im Vatikan zur Weltsynode gesagt und beschlossen wird.

Fakten und richtig übersetzte Zitate sind mir also wichtiger als Positionen oder eigene Einstellungen zu vermitteln. Vatican News berichtet in rund 50 Sprachen. Jede Sprache entspricht einem eigenen Kulturraum, wovon jeder auf seine Weise tickt. So berichtet jede Sprachredaktion anders und auf ihre Art über die Weltsynode. Die beste Vorbereitung für mich ist es, direkt mit den Synodenteilnehmenden zu sprechen.
 

«Jede der rund 50 Sprachredaktionen von Vatican News berichtet auf ihre Art über die Weltsynode.»

 

Mario Galgano, Vatican News

 

Wir haben gute Vertretende und Teilnehmende aus der Schweiz, und ich freue mich, sie wieder in Rom anzutreffen. Es wird eine sehr intensive Zeit, da die Weltsynode just vor Beginn des Heiligen Jahrs 2025 stattfindet. Was herauskommen wird, ist noch sehr offen – inhaltlich kann alles passieren. Ich werde die Messlatte nicht zu hoch setzen, die Gespräche aber auch nicht pessimistisch angehen. Schauen wir, was wird.»

Luzi Bernet, NZZ

«Als Italien-Korrespondent beschäftige ich mich mehr mit der Politik, Wirtschaft, Kultur und den gesellschaftlichen Entwicklungen im Land als mit dem Vatikan. Trotzdem halte ich ein Auge auf das Geschehen rund um den Petersplatz – eine eigene, faszinierende Welt, die nicht einfach zu verstehen ist. Die Weltsynode wirft viele Fragen auf, die auch in der Schweiz diskutiert werden. Zum einen die grossen Linien: Welchen Kurs wird die katholische Kirche künftig einschlagen? Lässt sie sich auf Reformen ein?


Dieses Dachthema lässt auch Rückschlüsse auf die Kräfteverhältnisse in der Kurie zu. Inhaltlich wird sich mitunter zeigen, welche Rolle Frauen künftig in der katholischen Kirche einnehmen – kommen da mehr als Lippenbekenntnisse? Wie viel demokratische Mitsprache lässt die Kirche zu? Verträgt sich das mit der Top-Down-Struktur und der Geschichte der katholischen Kirche?

Zugegeben, das ist eine schweizerische Sicht. In Rom habe ich gelernt, dass die katholische Weltkirche noch vor völlig anderen Problemen steht, oft in Ländern, wo sie noch Wachstumspotenzial hat. Lässt sie sich so noch zusammenhalten, oder wird sie eine gewisse Föderalisierung zulassen müssen?
 

«Was wie gewichtet wird, muss ich mit der Redaktion in Zürich diskutieren. Manchmal steht Anderes im Vordergrund.»

 

Luzi Bernet, NZZ

 

Was wie gewichtet wird, muss ich mit der Redaktion im protestantischen Zürich diskutieren. Die NZZ blickt interessiert, aber immer auch etwas distanziert auf die katholische Kirche. Manchmal steht Anderes im Vordergrund. Vorbereitend werde ich den wichtigsten Pressekonferenzen im Vatikan folgen, einigen Hintergrund-Briefings beiwohnen, mein kleines Netzwerk vor Ort aktivieren und die Arbeit meiner Kolleg:innen verfolgen.

In Rom gibt es zahlreiche «Vaticanisti» – Spezialist:innen, die es verstehen, jeden Winkelzug und jede Äusserung der Kurie zu interpretieren. Insgesamt erwarte ich eine etwas unbefriedigende Materialschlacht: Es wird unzählige Diskussionsrunden, Plenarsitzungen, Meditationen und Andachten geben, wo Journalist:innen teilweise nicht zugelassen sind. Darüber hinaus werden wir mit einem riesigen Papierberg konfrontiert. Es wird schlicht unmöglich sein, das alles zu lesen, geschweige denn zu verstehen. Es wird schwierig sein, die Spreu vom Weizen zu trennen.»