Ein Geschenk des Himmels
Edith Rey-Kühntopf in der Weihnachtsserie «geschenkt»
Das grösste Geschenk war für Edith Rey-Kühntopf die Erfahrung, Mutter zu werden. Ein Beitrag zur Weihnachtsserie «geschenkt».
Von Edith Rey-Kühntopf*
Was war das beste Geschenk, das Sie je bekommen haben?
Ein Geschenk des Himmels – unsere Tochter. Die Erfahrung, Eltern zu werden, ein Kind in den Armen zu halten, das uns anvertraut wird für ein paar kurze Jahre, es hat mein Leben komplett verändert und unendlich reich gemacht. Ein so tief berührendes und gleichzeitig anspruchsvolleres Geschenk kann ich mir gar nicht vorstellen.
Welches Geschenk ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Vor einigen Jahren durfte ich eine Reise auf die Philippinen machen – die Reise und der Aufenthalt wurde mir geschenkt – und es ermöglichte mir eine Erfahrung, die mich bis heute prägt. Ich musste in die Welt der Strassenkinder Manilas eintauchen, was es bedeutet in den Slums zu überleben, aber auch, was möglich wird, wenn Menschen Perspektiven bekommen, Bildungsmöglichkeiten, medizinische Versorgung, Schutz und Vertrauen. Dieses Geschenk hat mich – in einem guten Sinn – erschüttert.
Hat Schenken einen religiösen Aspekt?
Auf jeden Fall. Ich erachte mein Leben, meine Familie, viele Möglichkeiten, die mir zukommen, als grosse Geschenke, die ich anvertraut bekommen habe. Ich fühle mich als ein – letztlich von Gott – reich beschenkter Mensch. Daraus abgeleitet schenke ich, weil ich danken will, weil ich dem anderen Menschen, den ich beschenke, sagen will: Es ist schön, dass wir miteinander unterwegs sein können. Oder: Ich bin dir dankbar, dass du mich unterstützt in vielleicht schwierigen Themen. Oder: Ich habe dich gern und deshalb ist es mir eine Freude, dich zu beschenken, einfach so, weil ich Freude daran habe. Dafür möchte ich dir ein Zeichen der Verbundenheit schenken. Und so feiere ich Weihnachten natürlich auch als ein grosses Geschenk, vorab als gläubiger Mensch, und freue mich schon heute auf die weihnächtlichen Gottesdienste, um zu danken.
Finden Sie Schenken schwierig?
Ich finde schenken insofern nicht schwierig, weil ich aus einer Beziehung heraus schenke und ich mir überlege, was ich mit dem Geschenk sagen will. Ich schenke nicht einfach so, ich verknüpfe immer eine Botschaft mit dem Geschenk. Es hat stets eine symbolische Bedeutung, nur dann ist es ein gutes Geschenk für mich. Sonst lasse ich es lieber bleiben.
* Edith Rey-Kühntopf ist Regionalverantwortliche in der Bistumsregion St. Verena und vertritt den Bischof im Kanton Bern
Hier geht’s zur ganzen Weihnachtsserie «geschenkt».